Geil ist geil? Warum Saturn eine No-go-area für intelligente Menschen ist

Seit wenigen Tagen brüllt uns die Elektromarktkette Saturn an allen Ecken und Enden „geil ist geil“ entgegen. Ist ja nur Werbung, sagen die einen. Ist unerträglicher, unterirdischer Sprachmüll, der Bestrafung verdient, sage ich.

Ich habe ja gar keine besonders hohen Ansprüche an Werbung. Ich erwarte nicht dauernd kleine Kunstwerke präsentiert zu bekommen. Ich verstehe, dass man in einem hart umkämpften Markt seine Zielgruppe erreichen muss und dabei nicht zimperlich sein darf. Aber genau da beginnen meine Probleme … Welche Zielgruppe will Saturn mit diesem neuen Slogan erreichen? Oder anders gefragt: Warum gibt sich Saturn so große Mühe, jemanden wie mich nicht zu erreichen, obwohl ich Technik-Fank und damit potenzieller Kunde bin?

Sinnfreies Ballermann-Niveau

Schon beim inflationären Gebrauch des Wörtchens „geil“ bin ich etwas empfindlich, das für meine Begriffe nach wie vor sexuell konnotiert ist und, vorsichtig gesagt, unter einem gewissen Vulgaritäts-Verdacht steht; aber mir ist bewusst, dass das Wort einen Bedeutungswandel hinter sich hat und „die jungen Leute“ das vermutlich anders sehen. (Nebenbei erwähnt bin ich der Letzte, der etwas gegen sexuelle Konnotationen hat, aber bitte im richtigen Zusammenhang.)

Doch ein „geil“ reicht nicht mehr, jetzt heißt’s „geil ist geil“. Schon klar, Anspielung auf den fragwürdigen, aber erfolgreichen Slogan „Geiz ist geil“. Aber sonst: sinnfrei, unintelligent, ohne jeden Sprachwitz, ärgerlich. Ältere Saturn-Slogans wie „Sternhagelgünstig“ waren wenigstens noch ein bisschen originell. Aber „geil ist geil“ ist Ballermann-Niveau, Jürgen-Drews-Dieter-Bohlen-RTL2-Dschungelcamp-Big-Brother-BILD-Proll-und-Pöbel-Unterschichten-Sprache, auf die ich in meinem Umfeld bitte verzichten möchte. Wer solche Slogans erfindet und auf die Menschheit loslässt, wer meine Intelligenz derart beleidigt, wird mit Kauf-Verweigerung bestraft. Ich gelobe feierlich, so lange keinen Saturn-Markt mehr zu betreten, bis sich das Unternehmen wieder um mich als Kunden bemüht.

Der Ton macht die Musik

Und natürlich macht auch der Ton die Musik. Es ist halt ein Unterschied, ob die Band Juli „geile Zeit“ säuselt oder Michel Buffer „geil ist geil“ brüllt. Apropos Michael Buffer: noch ein Grund, Saturn zu hassen. Ich habe den Mann eigentlich ganz gern gesehen, seine Boxkampf-Intros hatten schon was. Leider werde ich künftig jedes Mal, wenn ich ihn sehe, an diesen dämlichen Slogan denken. Schade, dass ihm keiner seiner Berater gesagt hat, dass er sich damit seinen Ruf als Gentleman-Ansager ruiniert.

Das ist ja das Perfide an dieser Werbe-Kakophonie: Sie bohrt sich ins Gehirn, nistet sich ein, breitet sich aus und schafft es schlimmstenfalls, sich im kollektiven Bewusstsein festzusetzen. Total übertrieben? Dann erinnert euch mal an „Wer, wie, was weiß Obi“, das letztes Jahr auf jedem Schulhof zu hören war (denn bei Kindern funktioniert die Gehirnwäsche besonders gut). Meine Söhne waren einigermaßen überrascht, als ich ihnen erzählt habe, dass nicht der Herr Obi diese Melodie erfunden hat, sondern die Herren von Queen, und dass das Original vom sechsten Queen-Album „News of the world“ ganz toll, die Werbe-Variante aber ganz furchtbar ist. Wer weiß, ob’s geholfen hat oder ob meine Kinder jetzt jedesmal, wenn sie „We will rock you“ hören, an einen Baumarkt denken.

geil ist geil = Einkaufserlebnis

Übrigens ist Saturn so stolz auf seinen peinlichen Slogan, dass man eine Pressemeldung dazu veröffentlicht hat. Mal sehen, was uns das Unternehmen dazu mitteilt …

Der freche Slogan greift den Kult-Werbeklassiker „Geiz ist geil“ auf. So verstärkt und erweitert Saturn noch einmal die ursprüngliche Botschaft, die lediglich niedrige Preise inszenierte. Denn neben Tiefpreisen bieten Saturn-Märkte auch Einkaufserlebnis pur – beste Technik, Innovationen und ein riesiges Sortiment an Top-Marken.

Ha, ha, Einkaufserlebnis pur … Saturn hat ungefähr so viel mit Einkaufserlebnis zu tun wie Media Markt mit Beratung. Jeder Aldi bietet mehr Einkaufserlebnis.

„Ab Januar bis Ende 2011 werden die neuen Spots in Funk und Fernsehen ausgestrahlt“, droht Saturn dann in seiner Pressemeldung. Na gut, demnach also Saturn-Abstinenz mindestens für den Rest des Jahres.

Zum Abschluss noch was Versöhnliches: We will rock you, das Original natürlich. Man beachte die Brille! ;-)

Bildnachweis: Media Saturn

31 Gedanken zu “Geil ist geil? Warum Saturn eine No-go-area für intelligente Menschen ist

  1. Moinsen!

    Dachte ich geb mal meinen Senf dazu, da ich mich mit den Hintergründen der Werbung ein wenig auskenne… Zunächst einmal: Mich persönlich spricht diese Werbung auch nicht an. Muss sie aber auch gar nicht, denn ich bin auch gar nicht die Zielgruppe des Spots – du auch nicht.

    Technik-Nerds rennen eh zu Saturn, und jene ganz Schlauen, die meinen aus Protest über niveaulose Werbung dann lieber zur Konkurrenz Media Markt zu rennen, rennen damit auch zu Saturn, denn beide gehören zum selben Konzern. Warum also Geld für Werbung für diejenigen ausegeben, die auch ohne kommen?

    Die Zielgruppe ist hier in der Tat eher die Bevölkerungsschicht des Ballermann-Niveaus, denn die ist – ob uns das nun gefällt oder nicht – die umsatzstärkste. Nicht zuletzt wegen Dingen wie 0%-Finanzierung, denn intelligente Leute denken trotz solcher Buzzwords viel zu viel darüber nach, ob sie sich diese oder jene Anschaffung überhaupt leisten können. Die „Generation-Geil“ ist da anders: Was bar nicht mehr geht, wird halt finanziert und gut ist das. Klar hat man da als Elektrohandelskette diese Kunden am liebsten.

    Was das Erlebnis Einkaufen angeht, ist dieses denke ich von Markt zu Markt sehr unterschiedlich. Der Saturn bei mir in Köln hat die größte CD-Auswahl der Welt (offiziell), signierte Gitarren der „ganz Gr0ßen“ an den Wänden hängen, veranstaltet von Zeit zu Zeit kostenloses kleine Konzerte und Autogrammstunden mit international bekannten Künstlern. Das würde ich durchaus als Einkaufserlebnis bezeichnen – ist aber vermutlich nicht in jedem Saturn Markt so.

    Alles in allem finde ich ist Saturn ein toller Laden, dem ich gern auch unterirdische niveaulose Werbe-Keywords und damit den Erfolg bei der umsatzstarken Masse gönne, solange er damit die meist doch sehr konkurrenzfähigen Preise für mich elaborierten Käufer zu halten vermag.

    Es grüße aus der Domstadt,
    André

    Like

    • Hallo André,

      danke für deinen Kommentar! Ich gebe zu, ich bin wahrscheinlich zu einseitig von meinen persönlichen Saturn-Erlebnissen (vor allem in Erlangen) geprägt, und die lassen sich nicht unbedingt 1:1 auf alle Märkte übertragen, schließlich ist Saturn wie Media Markt ein Franchise-System oder wenigstens etwas in der Art, sprich von Franchise-Nehmer zu Franchise-Nehmer besser oder schlechter.

      Aber trotzdem habe ich das Bedürfnis, diesem Werbe-Gepöbel etwas entgegenzusetzen, und wenn es nur ein hilflos-harmloser Blogpost ist. Ein bisschen Verzweiflung auf der Metaebene halt, die natürlich nichts bewirkt, nichts verändert, den White Trash in seinem Konsumverhalten nicht tangiert … Ist aber auch gar nicht beabsichtigt.

      Aber kurz innehalten, wenn einem mit Millionen-Budget sinnloser Sprachmüll um die Ohren geschlagen wird, war mir ein Bedürfnis. Wir müssen Saturn ja nicht allein die Deutungshoheit darüber überlassen, was ein „Kult-Werbeklassiker“ ist oder wird …

      Like

  2. Ein bisschen muss man Saturn auch verstehen. Du fragst nach der Zielgruppe. Das hat sich Saturn bestimmt auch gefragt. Wie soll man die alle auf einen Nenner bringen, in einem Geschäft, das von Klinken-Verlängerungskabeln über Stabmixer und romantischen Liebeskomödien bis hin High-End-Soundsystemen alles im Sortiment führt, was auch nur entfernt mit Technik zu tun hat? Dass Saturn nicht dezidiert auf einzelne Zielgruppen eingehen kann, erscheint mir verständlich. Was bleibt also anderes übrige, als einfach mal so laut wie möglich zu schreien. Da hören zumindest alle für einen Moment hin.

    Like

  3. Die Marke Saturn hat mich über die Jahre immer wieder beeindruckt, und ich meine es tatsächlich so, mit ihrer Art der Werbung. Damals hieß es noch „Geiz ist geil“. Das wurde den Konsumenten über Jahre hinweg eingedroschen. Immer und immer wieder las man es und sah man ist und hörte man es. Bis zum Erbrechen bekam man den Werbespruch immer und immer wieder vorgesetzt. Der Konsument wurde durch dieses Bombardement quasi einer Gehirnwäsche ausgesetzt.

    Das hat Spuren hinterlassen bei den Konsumenten (nicht bei allen aber bei vielen). Genau das ist es, was die Werbekampagne beabsichtigt. In den Köpfen der Menschen hat sich Saturn mit „billig“ so eng verknüpft, dass viele es nicht mehr hinterfragen. Was Saturn anbietet, muss billig sein. Gerade einmal 5 % eines aktuellen Angebotes von Saturn ist tatsächlich billiger als bei der Konkurrenz. Der Rest nennt sich Angebot, ist jedoch an anderer Stelle günstiger zu finden.

    Jeder, und sei er noch so gebildet und wachsam und aufgeklärt, wird Saturn und „Geiz ist geil“ automatisch miteinander verbinden. Das funktioniert in die eine, wie die andere Richtung. Wer an „Geiz ist geil“ denkt, wird auch gleichzeitig an Saturn denken. Und wer an Saturn denkt, dem wird auch gleich „Geiz ist geil“ in den Sinn kommen. Es funktioniert perfekt. Natürlich wird nicht jeder seine Kaufentscheidungen auf dieser Verbindung gründen. Es gibt genug Leute, die von dieser platten Anmache einfach nur abgeschreckt werden. Diese Konsumenten sind vermutlich in der Minderheit. Das ist der Grund, warum das Konzept aufgeht. Wer Elektronikgeräte kaufen will, der geht zu Saturn, denn dort ist es ja billig.

    Die aktuelle Kampagne mit „geil ist geil“ greift wirklich nur auf bereits gebildete Assoziationen zurück. Es ist quasi nichts anderes als einen Knopf, der bereits existiert, zu drücken. Der Grund, warum man den Werbespruch geändert hat, liegt vermutlich einfach in der Notwendigkeit, nach vielen Jahren Gebrauchs einen Wechsel zu bringen, ohne jedoch zu weit vom etablierten Klischee abzuweichen. Wie der alte Slogan „Geiz ist geil“ besteht auch der neue aus drei Wörten. Es wurde eigentlich nur ein einziger Buchstabe ausgetauscht, das „z“. Sonst bleibt alles beim Alten.

    Wer die Werbung von Saturn genau anschaut und über die Jahre verfolgt, welche bekannte Personen aus den Medien als Werbeträger ins Rennen geschickt werden, der wird auch daran leicht erkennen, auf welche Käuferschichten die Werbung primär abzielt. Entsprechend passt auch die Sprache. Das ist übrigens bei Media Markt nicht viel anders. Die Käuferschicht, welche die Saturn Werbung anspricht, ist recht breit und vor allem auf untere und mittlere Einkommen ausgerichtet. Wer wirklich hochklassige und teure Ware sucht, wird diese höchstens in den sehr großen Häusern wie in Hamburg oder Berlin finden. Viele Menschen gehen zu Saturn, aus allen Bevölkerungsschichten. Auch wer sich durch die Werbekampagnen nicht beeindrucken lässt, geht oft in einen Saturn, da dieser Elektronikdiscounter heute zu den wenigen zählt, die ein wirklich umfangreiches Sortiment vor Ort anbieten können. Vor allem in den großen Filialen wird der Konsument durch das breite Angebot nahezu erschlagen. Früher fand sich dieses Angebot zum Teil in Kaufhäusern in der Elektronikabteilung und dann der Rest verstreut über die verschiedenen Fachgeschäfte. Eine derartige Konzentration verschiedenster Marken in einem breiten Angebot lockt deswegen weitaus mehr Leute in die Saturnmärkte als eben nur die aus den direkt durch die Werbekampagnen angesprochenen Schichten. Die Zahl derer, die aus Prinzip, zum Beispiel wegen der platten Werbung, keinen Saturn betreten, dürfte so insgesamt recht gering sein.

    „Geiz ist geil“ hätte zu seiner Zeit eigentlich einen Nobelpreis verdient, wenn es in dieser Kategorie einen solchen gegeben hätte. Der neue Slogan kann die Leistung des ersten Slogans leider nicht toppen. Die Macher in der Werbeagentur oder bei Saturn selbst haben sich nicht getraut, zu sehr vom bekannten Branding abzuweichen. Man setzt lieber auf Vertrautes und versucht, den Effekt der alten Hirnwäsche aktiv zu halten. Ob es Saturn jedoch auch gelingen wird, damit neue nachwachsende Käufergeneration für sich zu gewinnen, bleibt abzuwarten.

    Like

  4. Sehr schön, die Werbung von Saturn hat also gewirkt.
    Genau wie bei Media Markt habe ich nämlich die Vermutung, dass man diese „schlechte“ Werbung macht, damit die Leute darüber reden und sich beispielsweise Blogger darüber aufregen etc. Also wenn ein Blogbeitrag oder ein Gespräch entsteht, in dem sich Menschen darüber aufregen, wie nervig und bescheuert die Werbung ist, dann hat die Marketingabteilung von Saturn alles richtig gemacht. ;)

    Like

  5. Lieber Christian,
    ich versteh Dich. Und es muss auch erlaubt sein zu bedauern, dass uns – aus welchen miesen Marketinggründen auch immer – so eine Kommunikation zugemutet wird. Es ist mir egal, ob „Geiz ist geil“ oder „geil ist geil“ erfolgreich ist, ich befürchte, dass diese Art der Kommunikation unserer Gesellschaft schadet.
    Lass uns wenigstens weiter erfolglos drüber lästern …
    herwig

    Like

  6. @ Florian und Damian : Man kann schon neidlos anerkennen, dass sowohl Media Markt als auch Saturn in den letzten Jahren sehr wirkungsvolle Werbung gemacht haben. Im Unterschied zur neuen Kampagne war sie aber immer mal wieder originell, man denke nur an die ursprünglichen „Ich bin doch nicht blöd“-Spots mit Harald Juhnke, Gott hab ihn selig … Das war lautstark, durchaus auch prollig, aber mit den nötigen ironischen Zwischentönen, die das Ganze erträglich, ja bestenfalls sogar richtig gut gemacht haben. Genau das fehlt mir bei „geil ist geil“, das appelliert nur noch an die Ballermann-Instinkte und versucht – da hast du völlig Recht – den Erfolg von „Geiz ist geil“ wieder heraufzubeschwören.

    Like

  7. @ ohrenflimmern Na ja, so optimistisch bin nicht mal ich, dass das bisschen Bloggen hier von den Elektrofachmarkt-Marketingabteilungen einkalkuliert wurde. Ich fürchte die Reaktion der Zielgruppe ist wirklich nur „Geil ist geil, boah ey, is ja ’n cooler Spruch!“

    Dass wir, wie Herwig richtig schreibt, hier ein bisschen darüber lästern, wird sicher nichts am Konsumverhalten von irgendwem ändern und die Umsätze von Saturn & Co. weder in die eine noch in die andere Richtung verändern. Aber es macht Spaß, und das ist doch auch schon was … ;-)

    Like

    • Demnach war „Geiz ist geil“, sprich Y=X damals falsch. Es handelt sich also bei dem Ersetzen des Wortes „Geiz“ durch das Wort „geil“ lediglich um eine Richtigstellung :-)

      Like

  8. Was soll denn dieses Drumrum-Gerede von wegen toller größter CD-Auswahl der Welt und signierten Gitarren. Saturn und Media Markt muß man boykottieren. So viel weghören und wegsehen kann der halbwegs intelligente Mensch gar nicht, dass er dort trotzdem hingeht. Konsequent no-go-area. Dass jegliche Kartellbehörde in Deutschland versagt und man bestimmte Artikel fast nur noch in diesen beiden Plebs-Läden bekommt ist tragisch, aber dann muß man eben etwas weiter laufen oder etwas mehr bezahlen oder verzichten. Ich betrete keinen dieser Märkte.

    Like

  9. Halten Sie, Christian, und halten Sie, Kommentatoren, es auch für möglich, dass Saturn beim vorliegenden neuen Werbeslogan einfach falsch oder schlecht beraten wurde? Ich könnte mir das folgende Szenario vorstellen: Vertreter aus der Saturn-Marketing-Abteilung sitzen bei Kaffee und Snacks am runden Tisch zusammen mit Vertretern einer Agentur (keine Ahnung, welche da beteiligt war). Am Ende sitzt noch ein junger, „pfiffiger“ Mensch am Tisch, der aus einer Geisteswissenschaft in die Werbewelt quereinzusteigen plant und der im letzten Semester in wissenschaftstheoretischer Propädeudik mal gelernt hat, dass sich eine Tautologie auch als Stilmittel einsetzen lässt, wenn sie schon in den Wahrheitssätzen der Logik nicht wirklich viel hergibt. Wenn dieser junge Mensch sich verkaufen kann und wenn die Marketing-Abteilung-Vertreter nur verzweifelt genug sind, könnte es doch sein, dass man als sensationelles Ergebnis des „Meetings“ ansah, tautologische Aussagen seien in der Werbewelt in den letzten Jahren kaum wahrzunehmen gewesen, damit hebe man sich vom Mitbewerb ab, damit schaffe man Aufmerksamkeit, auch bei denen, die die tautologische Aussage nicht wahrzunehmen in der Lage seien etc.

    Unabhängig von diesem vielleicht zumindest vorstellbaren Szenario sind natürlich tautologische und pleonastische Aussagen in fast jeder Hinsicht (außer der nachvollziehbaren Nutzung als Stilmittel) bei jeder Textsorte grundlegend abzulehnen, da, und das ist doch dem Zweck jeder Werbung völlig gegenläufig, nun einmal keine Botschaften vermittelt werden, wenn, wie Markus Deserno völlig korrekt schreibt, die Aussage über X=X nicht hinausgeht.

    Like

  10. Ich geb dir absolut Recht….
    Die Kampagne entstammt Scholz & Friends (weil da jemand meinte, er wisse es nicht) und ich finde da gab es schon wesentlich bessere Kampagnen. „geil ist geil“ Welche Aussage soll das haben? Es ist sinnlos in sich selbst. „Geiz ist geil!“ war schon nervig, aber sollte man nach 50 Jahren nicht eher in Richtung Heritage Communication geben? Vielleicht mal auf Qualität oder 50 Jahre Preiskampf…. Es ist ja auch nicht so, als hätte Saturn tatsächlich den Ruf „geil“ zu sein. Das geht ja in Richtung „Ein BMW ist ein BMW ist ein BMW.“ Da macht es Sinn. Es ist schlicht, klingt gut und BMW an sich sagt einfach alles aus, weil die Marke für so viele Dinge steht. Aber Saturn ist nicht „geil“, auch wenn Sie es gern wären. Die Kampagne hat sicher ordentlich das Marketingbudget gedehnt, aber sie wird keine Kunden in die Läden treiben. Warum auch? Weil Saturn immernoch so „geil“ ist wie damals? Genauso wenig günstig??? No Go! Absolut!

    Like

    • Zumindest mit dem letzten Satz lagen Sie gründlich daneben: Saturn hat mit der Jahresstart-Kampagne in diesem Jahr mehr (!) Umsatz gemacht als Media-Markt. Normalerweise ist das Verhältnis 2:1 für MediaMarkt, was auch in etwa der Verkaufsfläche der beiden Ketten entspricht. Man kann der Kampagne also vorwerfen, was man will. Aber sie treibt die Leute in den Laden.

      Like

  11. … supergeil ist doch die Vorstellung, wie sich die hochbezahlten Scholz&Friends-„Kreativen“ in einem Wochenend-Workshop diesen Slogan HART erarbeitet haben. Natürlich mit anschließendem Schulterklopfwettbewerb unter Drogeneinfluß. Aus meiner Sicht schwingt da mittler Weile sogar zynische „Unterschichten“-Verachtung mit, – die machen sich lustig über die Ballermänner. In einer Welt, in der gebilligt wird, was am Markt funktioniert, dürfen einen auch Stumpfsinn und fiese Verblödungsstrahlen nicht weiter verwundern …

    Like

  12. Vielen Dank für diesen Blogeintrag. Auch die Diskussion habe ich sehr interessiert gelesen.
    Sicher sind wir, die wir hier auf relativ hohem Niveau über diese stumpfsinnige Werbung diskutieren, auch nicht die Zielgruppe, das ist klar. Aber die neue Werbung – übrigens auch diese fast noch schlimmere „Nummer-1-Werbung“ mit dem Angela-Merkel-Verschnitt von Media-Markt – greift meine Nerven dermaßen an, dass ich nun eben im Umkehrschluss sage: Gut, dann bin ich eben nicht die Zielgruppe dieser Märkte. Ich finde die Dinge, die ich brauche, woanders. Notfalls im Versandhandel. Da kenne ich schließlich auch gute, denen ich zum Teil schon über zehn Jahre „treu“ bin.
    Aber: Wir sind nicht allein. Mein sehr genervter Tweet „Werbung wirkt. Habe beschlossen, dass ich in 2011 weder bei Mediamarkt noch bei Saturn kaufen werde. Ich bin doch nicht blöd.“ ( http://twitter.com/citykirche_sw/status/21676689650089985 ) vom 2. Januar wurde immerhin 52mal retweeted – mein Rekord lag bisher so um die 10. Offensichtlich geht es vielen so.
    Für mich ist die Grenze des Erträglichen jedenfalls überschritten. Meine neue Festplatte habe ich bei Alternate bestellt. Ich bin doch nicht blöd.

    Like

  13. Auch wenn ich Dir durchaus zustimme mit der Einschätzung, dass Saturn eigentlich eine no-go Area für intelligente Leute sein sollte stelle ich hier am Ort mit ungefähr 250.000 Einwohnern fest, dass der Markt für Unterhaltungselektronik-Geräte eben unter dem Geil-, Gelb- oder Blödmarkt aufgeteilt ist.

    In meiner Jugend (bin auch bald 50 und finde das aber nicht geil :-) waren hier am Vorort mit seinen 20.000 Einwohnern noch 3 Radio- und Fernseh-Mechaniker bei denen man auch seine Unterhaltungselektronik kaufen konnte. Heute: Null.

    Das heißt für mich, dass ich eben das kleineste Übel wählen darf, und das bedeutet wieder, dass ich eben auch mal zu Saturn gehe wenn ich eh gerade in der Einkaufspassage bin wo der residiert. Und das eben in der Hoffnung, dass der Service dort besser ist als wenn ich meinen zukünftigen Elektroschrott im Internet bestelle. Tatsächlich hatte ich neulich ein Umtauscherlebenis im Saturn das mich angenehm positiv überrascht hat.

    Vielleicht wäre die Akzeptanz für die Werbekampagnen höher, wenn wir auch das Zeugs bekommen würden welches die Werbefirmen offensichtlich einwerfen um auf solche „geilen“ Slogans zu kommen. :-)

    Like

  14. Hallo Christian,
    danke für den Kommentar, der mir aus der Seele spricht. Seit vielen Jahren bestreike ich sowohl Saturn, wie auch Media Markt. Dazu muss ich inzwischen schon die Stadt wechseln, denn in meiner Einkaufsstadt Kempten haben die beiden alle Fachhändler platt gemacht.

    Like

  15. @ Heiko und Rainer

    Meine Alternative heißt Amazon. Das ist, zugegeben, nicht besonders originell und auch kein netter kleiner Händler um die Ecke. Aber die haben große Auswahl, viele Kundenmeinungen zum Recherchieren, guten Service, sind im Zweifelsfall kulant – und sind in Sachen Volksverdummung doch sehr zurückhaltend.

    @ Rainer

    Das habe ich versucht in meinem Beitrag anzudeuten: Eigentlich bin ich potenzieller Saturn-Kunde, denn die Zeiten des kleinen Fachhändlers sind nun mal vorbei, zumindest was Elektro-Artikel angeht (bei Büchern schaut das noch anders aus – da kaufe ich auch NICHT alles bei Amazon, sondern beim kleinen Buchhändler meines Vertrauens um die Ecke …). Das heißt, die Saturns, Media Markts und wie sie alle heißen müssten sich gar nicht anstrengen, damit ich bei ihnen einkaufe, es gibt ja kaum Alternativen. Sie müssten eigentlich nur die Klappe halten. Aber statt dessen geben sie sich größte Mühe, dich und mich und ein paar andere, die diesen Werbemüll nicht mehr ertragen, fernzuhalten. Irgendwie doch erstaunlich …

    Like

  16. … genau: AMAZON

    Die Preise IMMER besser als bei den Marketing-Dumpfbacken von S. und M.
    Und die Bewertungen bzw. Kritiken sehr oft hilfreich bei der Entscheidungsfindung.
    Guter Service auch. Nachteil hier: Die profilieren mein Kaufverhalten und wissen damit mehr über mich, als mir lieb ist … aber einen Tod muß ich eben sterben … und so hat sich mein Such- und Kaufverhalten über die letzten Jahre von S & M zu Amazon verschoben.

    Like

  17. ich habe am montag in meinem uniseminar eine umfrag bei den studenten gemacht:

    „nennt mir mal slogans aus der werbung, die euch spontan einfallen!“

    „geil ist geil!“ kam es wie aus der pistole geschossen zurück. uff.

    obwohl mich ja schon auch der gedanke amüsiert, wie zig „kreative“ werber beisammensitzen und sich diesen käs ausdenken ;-)

    liebe grüße, katerwolf

    Like

  18. Wenn ihr Alternativen zu Amazon (als Alternative zu Saturn/Mediamarkt ;-) ) sucht, schaut euch doch mal http://www.alternate.de an. Mein Lieblings-Versender schon seit Amiga-Zeiten (lang, lang ists her), alle stichprobenartig verglichenen Preise günstiger als Amazon, riesige Auswahl, gutes Bestellsystem. Ich bin sehr zufrieden.

    Like

  19. Um Hier mal Kurz etwas zum Thema bei zu tragen ist zwar schon etwas hin aber gerade die Media Markt Werbung geht mir viel mehr auf den Geist als die Saturn Werbung!
    Ich habe bei Saturn gearbeitet und muss sagen ja es geht darum eine bestimmte Schicht anzusprechen, aber anders als es hier dargestellt wird geht es nicht um Proleten bei Saturn. Also zunächst einmal das System Saturn Media Markt hat ein gewisses Ziel. Zu nächst einmal Saturn ist meist in den Innenstädten angesiedelt Media Markt eher außerhalb. Das hat nichts damit zu tun das möglichst viel Fläche abgedeckt werden soll oder so etwas sondern damit wer dort Wohnt! Media Markt soll die Unterschicht und schlecht verdienenden Menschen ansprechen die in den Randbereichen Leben, Saturn hingegen soll die Mittelschicht direkt ansprechen, welche in der Stadt arbeiten dort hinfahren und auch zum teil dort Leben! Der Slogan Geiz ist Geil war sehr erfolgreich und ist es noch…. Aber er hatte nichts mit Proleten gehabe zu tun sondern viel mehr mit dem zweiten angesprochenen Punkt den aber keiner sieht. Die Jungen Menschen sprechen heute nicht mehr davon was Geil eigentlich bedeutet! Saturn hat sich damit und mit dem Sexy Werbegirl sehr verjüngt, auch wir haben neue Ausrüstung bekommen die Farben wurden etwas dunkler das Saturnemblem wurde schwarz unterlegt und Dunkelblau wurde die aktuelle Farbe früher war es hellblau, all das um Saturn einer jüngeren breiteren Schicht zugänglich zu machen. Die Media Saturnkette versucht natürlich eine möglichst große Bandbreite abzudecken, aber die Oberschicht mit Verdiensten oberhalb von 6000 € Monatlich gehört eigentlich nicht dazu, denn viele von diesen gehen eher in einen Richtigen Apple Store, Microsoft Store oder eben zu BOSE, Saturn begegnet damit der Konkurrenz von spezialisierten Verkäufershops, dass man einfach die breitere Masse angeht die sich das eben nicht leisten kann oder will. Von daher mann sollte sich nicht angegangen fühlen von solch einer Werbung sie ist ein Mittel bestimmte Menschen an zu sprechen bei media Markt wird dieses Ich bin Blöd und ein Arroganter Prolet immer in den Vordergrund gestellt, sich da über den Slogan Geiz ist Geil auf zu regen ist dagegen total lächerlich viel mehr missfällt ein Mario Barth oder eine Stoffpuppen Familie als arme dumme Schnorrer , oder der jetzige Slogan Verrückte Preise ….bla bla Da hier eben so wie bei RTL einfach Klischees und die angebliche Hartz IV Schicht angesprochen werden sollen. Wie lustig ….

    Like

Und jetzt sag deine Meinung:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..