Hilfe, lärmende Kinder!!!

Gelegentlich gibt es auch in der Politik Momente, in denen man sagen kann: Jawoll. Bravo. Dankeschön. Auch wenn Dinge verabschiedet werden, die eigentlich so selbstverständlich sind, dass man sich über die Notwendigkeit der Regulierung nur wundern kann. Heute war jedenfalls so ein Moment: Ab sofort ist Kinderlärm keine „schädliche Umwelteinwirkung“ mehr …

Heute hat der Bundestag also beschlossen, dass Anwohner Kinderlärm tolerieren müssen. Oder anders gesagt: Er hat beschlossen, dass Anwohner Kinder tolerieren müssen (denn bitte zeigt mir mal Kinder, die keinen Lärm machen, jedenfalls ab und zu). Die bisherige Rechtslage, habe ich heute in der Presse gelernt, hat das „Lärmen und Toben von spielenden Kindern in Wohngebieten“ als „schädliche Umwelteinwirkung“ eingestuft. Ach du meine Güte. Aber anstatt vor lauter Kopfschütteln über diese alte Regelung Migräne zu riskieren, freue ich mich lieber über die heutige Klarstellung.

Die armen Rentner …

Aber ist das jetzt nicht rücksichtslos gegenüber erholungsbedürftigen Rentnern und Entspannung suchenden Werktätigen, die am Sonntag Nachmittag endlich mal ausspannen wollen und dabei alles brauchen können nur keine schreienden Kinder? Nö, eigentlich nicht. Es gehört nun mal zu den unkalkulierbaren Risiken des Lebens, dass der Homo Sapiens in jungen Jahren ein bisschen lauter daherkommt. Hat die Evolution so gewollt, sorry.

Ich gehöre übrigens als Vater von drei Kindern nicht zu denjenigen Eltern, die ihre Kinder auch Sonntag mittags rausjagen mit der Aufforderung: Nun schreit mal schön die Gegend zusammen! Im Gegenteil, wir versuchen sowas ähnliches wie eine Mittagsruhe herzustellen, die Kinder mittags ein bisschen im Haus zu lassen … während draußen die Rasenmäher der ruhebedürftigen Frührentner knattern.

Geräusche als adäquate Lebensäußerungen

Etwas schneller als der Bundestag war übrigens manche Kommune, die frühzeitig beim Thema Kinder Klartext gesprochen hat. So auch „meine“ Stadt Erlangen, in deren FAQ zum Thema Lärmschutz es erfreulicherweise schon lange heißt:

Geräusche die von spielenden Kindern ausgehen sind von den Nachbarn grundsätzlich als sozial adäquate Lebensäußerungen der Kinder hinzunehmen. Die geltenden Immissionsrichtwerte können daher nicht unmittelbar auf den in Kindergärten oder von Kindern beim Spielen verursachten Lärm angewendet werden.

Anonymus vs. Christian

Noch eine kleine persönliche Anekdote zum Schluss, die vielleicht erklärt, warum ich auf das Thema „böser Kinderlärm“ etwas empfindlich reagiere. So vor zwei, drei Jahren lag eines schönen Tages ein Brief in unserem Briefkasten, Absender unbekannt. Der elende anonyme Feigling freundliche Nachbar, der ihn geschrieben hatte, warf meiner Frau und mir vor, wir würden uns nicht genug um unsere Kinder kümmern, dauernd würden sie rumschreien, man hätte keine ruhige Minute mehr, eine Frechheit, wir sollten sie gefälligst zur Ordnung rufen. Und dann wurde noch mit dem Ordnungsamt gedroht, und wenn das nicht aufhört bekommen wir eine Anzeige und so weiter und so fort …

Ich weiß natürlich, dass man sich über sowas am besten gar nicht aufregen sollte. Haben wir aber trotzdem getan. Na ja, aber nun hat der Bundestag ja dafür gesorgt, dass wir Ruhe haben … nicht Ruhe vor Kindern, sondern vor denen, die diese Ruhe bisher so lautstark eingefordert haben.

14 Gedanken zu “Hilfe, lärmende Kinder!!!

  1. Hallo Christian,

    das ist ja mal ein vernünftiger Beschluss. Bin ganz baff.

    Ich war mal Hausmeisterin in einem Mietshaus mit kleinem Hinterhof. Selten, wirklich ganz selten, haben ein paar Kinder im Hof Ball gespielt. Eines Tages, als dies mal wieder der Fall war, klingelte es an der Tür. Eine ältere Mieterin beklagte sich darüber, dass sie – trotz geschlossenen Iso-Fensters – den (furchtbaren, nervenzerfetzenden, nicht auszuhaltenden) Lärm der spielenden Kinder ertragen müsse. Als Hausmeisterin müsse ich da doch etwas tun.

    Ähm. Nun ja. Ich hatte die Balkontüre weit geöffnet, war deutlich näher dran (1. statt 3. Stock) und ich empfand überhaupt nichts als störend. Einer Diskussion darüber, dass die Frage, ob man etwas als Belästigung empfände, im Ohr des Hörenden läge, stand die Nachbarin nicht wirklich aufgeschlosssen gegenüber.

    Als kinderlose, „ruhebedürftige“ Werktätige könnte ich mich ja auch schon immer über Kinderlärm echauffieren. Tue ich aber nicht, hab ich auch nie getan. Ist nicht so, dass ich spielende, kreischende Kinder als toll empfinde, aber da ich sie auch nicht hasse, kann ich ihren Geräuschpegel bequem einfach ausblenden.

    Schade, dass es einer Regelung dazu bedarf. Aber auch schön, dass sie erfolgte.

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  2. … 2023, – die FDP schlägt vor, das Gesetz wieder zu ändern: Die demographische Entwicklung bedingt, dass sonst die Freiheit der Mehrheit gestört würde ;-)

    xxx

    Borrrr, – sind das Nachbarn ! Ein gutes Beispiel für eine fies degenerierte Spezies.

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  3. Ich dürft alle gerne mal zu mir nach Hause kommen – ich habe nichts gegen spielende Kinder, aber wenn das Spielen so aussieht dass Sonntags von morgens 10 Uhr bis Abends 22 Uhr ca. 10-15 Kinder nur schreiend bei uns vor dem Garten hoch und runter fahren, und wir bei Telefonieren im Haus die Türen schliessen müssen, damit wir etwas verstehen, dann hat das nichts mehr mit … unser Garten ist im Sommer für uns nicht nutzbar! Ich ärgere mich hier mehr über die Eltern, die zwar Kinder in die Welt setzen um dann nichts mit Ihnen zu unternehmen. Alles nur für die Kinder – Scheiß auf die Nachbarn!!
    Soweit sind wir jetzt schon…. Kindergeld bzw. Elterngeld kassieren und dann die Kinder den ganzen Tag auf die Strasse schicken…. hauptsache in meinem Garten hab ich Ruhe….. Vielen Dank an die vielen, vielen rücksichtslosen Eltern in Deutschland…. sind eben leider oft andere Kulturen…. und tschüss ein zurecht genervter deutscher Mitbürger… und P.S.: ich bin kein Rentner sonder beruftstätig und 38 Jahre alt und am Feierabend etwas Ruchesuchend.

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    • Ich bin ja völlig einverstanden, dass die Tatsache, dass man Kinder in die Welt gesetzt hat, einen nicht davon entbindet, in vernünftiger und rücksichtsvoller Art und Weise mit seinen Mitmenschen zusammen zu leben. Aber dass man bislang Kinderlärm per Gerichtsbeschluss als „schädliche Umwelteinwirkung“ verbieten lassen konnte, lässt tief blicken. Rücksichtslosigkeit wie oben beschrieben ist jedenfalls kein kinderspezifisches Phänomen. Die einen lassen die Kreissäge laufen, die anderen jagen das Moped die Straße rauf und runter, wieder andere Beschallen das Wohngebiet mit ihrer Stereoanlage und manche werden wohl auch ihre Kinder tun lassen, was sie wollen …

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    • hallo bei mir ist es genauso wobei bei mir auch noch der fluglärm von oben kommt wohne seit 3 monaten hier nun mußte aus meiner alten wohnung ausziehen da das haus abgrissen worden ist wegen neubau und mehr miete kassieren
      habe lange nach einer wohnung gesucht habe gedacht kch hätte auf alles geachte ja von wegen alle kinder so zwischen 10-15 wohnen nicht einmal in dem haus oma wohnt schräg gegenüber konvertierte mutter hat keine lust auf die kinder weil sie so anstrengend sind und so laut schreien also ab zur oma und schön bei mir direckt vor der küche vorm schlafzimmer rumschreien eingangswege verbundsteien werden als rennstrecke für die fahrräder und zum fussballspielen benützt doe älteren herschaften im hause kommen gegend diese schreienden goofen nicht an habe die kinder erst versucht mit süssigkeiten zu bestechen aber da ja keine erziehen da ist halten sie a auch ihr versprechen nicht in der heutigen zeit fängt die erziehung ja erst bei den eltern an und nicht bei den kindern aber wer selbst keine gute kinderstube kennt kann gute erziehung auch nicht weitergeben im übrigen bin ich weder rassist noch ausländer feindlich aber es ist kein einziges deutsches kind darunter.bin selbst mitz eienem ausländer verheiratet habe eine spanische scwiegertochten und viel nette freunde mit auslänischem hintergrund oder anderen religionen ich bin weltenbürger und menschenfreund aber trotzdem bruacht auch ein erwachsener mensch mal RUHE!!!!!!!

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  4. Ich bin Mutter von drei Kindern und wohne in einem Mietshaus in Berlin in dem ein Kinderladen mit eigenen Innenhof auch Mieter ist. In meiner Wohnung ist den ganzen Tag über kein Tv sehen kein telefonieren geschweige ein Mittagsschlaf möglich . Mein Mann arbeitet nachts ich die Woche tagsüber. Das ist aber egal denn man feiert auch Sonntags sein Sommerfest . Auf Nachfrage wird einem ins Gesicht gegrinst , man darf es eben . Schmerzgrenze der Toleranz erreicht, bei aller Kinderliebe, aber auch Erwachsene müssen sich mal entfalten. Ich freu mich schon wenn der heutige Nabel der Welt Toleranz üben muss und es denen keiner gezeigt hat wie es geht. Na Prost …… Ich lehne mich zurück und warte. Unterdessen genieße ich,dass meine Kinder das Wort Rücksichtnahme nicht nur buchstabieren können.
    Viele Grüße von einer völlig genervten Mutter, Mieterin , Arbeitnehmerin und langsam jegliche Toleranz verlierenden Bürgerin

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  5. es ist nervig, bei mir spielen die Kinder genau vor meinem Balkon, die Wohnung war 1 1/2 Jahre leer da hat es niemand gestört. Ich kann die Balkontüre nicht gekippt lassen. Den Lärm höre ich auch im Wohnzimmer da dieses am Balkon anschließt. Der Garten/Hof ist riesengroß u. vor keinem anderen Balkon ist so ein Theater. Den Fernseher muß man lauter stellen sonst versteht man kein Wort. Da ich berufstätig bin möchte ich auch mal ausspannen, aber es ist nicht möglich. Wofür zahle ich Miete für eine Wohnung mit Balkon. Das Gesetz gehört abgeschaft.

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  6. Wenn Kinder in der über unser Wohnung auf Parkettfußboden Dreirad fahren, Fussball spielen und Bauklötze rumwerfen und trotz Protest von uns Rentnern 77 kein Einhalt machen, na ja. Die Eltern behaupten, Kinder dürfen alles,. Wenn wir das nicht ertragen sollen wir einfach Ausziehen nach 35 Jahren! Was sollen wir machen?

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  7. @Christian: Prima, dass Du Dich selbst als rücksichtsloser Familienvater outest, der seine Kinder den ganzen Tag raus zum Spielen schickt, damit die Nachbarn den Lärm der Kinder abbekommt. Nur damit Du selbst Deine Ruhe hast. Das mit dem anonymen Brief finde ich gut. Freut mich, dass Du Dich auggeregt hast und mal nachdenkst. Viele Grüße Dieter

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  8. Wieso fühlen sich Eltern eigentlich immer so derbe persönlich angegriffen und gekränkt?!! Was ist denn daran so schwer zu verstehen, daß stundelanger Lärm, der sich draußen schallend extrem forträgt und verstärkt, irgendwann als Zuhörer, der das am Besten noch täglich ertragen muß, als Belastung empfunden wird?! Anstatt wahrzunehmen, daß andere schon darunter leiden und ihnen das mitgeteilt wird, kommen sofort nur Beißreflexe und dümmliches Verteidigungsverhalten…

    Ein wenig sollte man sich schon mit der Situation arrangieren, daß man eben im freien viel Lärm produziert und man schließlich nicht allein auf der Welt ist und gerade im dicht besiedelten Wohngebieten mit Gärten sollte man mal einen Gang zurückschalten und die Zeiten etwas begrenzen… (Nach zwei, drei Stunden hat man nämlch das Bedürfnis nach einer ebensolangen Pause…Ist doch nur fair und dann haben beide Parteien ihren Bedürfnissen Rechnung getragen. Niemand kann sich da 100%ig so ausleben, wie mal gerne möchte….)

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