5 Dinge, die ich beim Bloggen gelernt habe

Das war’s dann also, das (Blog-)Jahr 2011. Ein paar Dinge habe ich dieses Jahr bloggenderweise gelernt. Und weil Robert Basic gerade zu einer Rückblick/Ausblick-Blogparade aufgerufen hat, reihe ich mich mal schnell ein und teile euch meine Erkenntnisse mit …

Ich bin ja mit gerade mal 14 Monaten Blog-Erfahrung nach wie vor ein blutiger Anfänger. Das bedeutet: Über manche meiner Erfahrungen werden einige nur müde lächelnd den Kopf schütteln: Wissen wir doch längst … Andererseits wirkt bei mir noch der Zauber, der jedem Anfang innewohnt: Ich bin immer noch völlig fasziniert vom Bloggen, wie einfach und direkt das geht, wie schnell und viel Feedback man zum Teil bekommt, wie sich anfangs unbekannte Leser und Kommentatoren nach und nach in virtuelle Bekannte verwandeln, mit denen man immer öfter Meinungen austauscht, wie man Reichweite erzielen kann (wenn man das denn will), was man beim Bloggen über das Internet-Dings und seine Nutzer lernen kann … und vor allem wie viel Spaß mir das immer noch macht.

Hier also fünf Dinge, die ich 2011 beim Bloggen gelernt habe:

1. Bloggen kostet Zeit. Und manche Leute haben schon merkwürdige Vorstellungen …

Für einen Tweet brauche ich so gefühlte 15 Sekunden, ein neues Bild auf Facebook hochzuladen kostet vielleicht eine halbe Minute. Bis ein Blogbeitrag fertig und online ist, vergehen mindestens eine, in der Regel aber mehrere Stunden. Man findet ein Thema, das einen beschäftigt, denkt darüber nach, fängt an zu schreiben, recherchiert ein bisschen, schreibt weiter, ist irgendwann fertig, liest und korrigiert das Ganze nochmal, sucht passende Bilder, publiziert. Das passiert am Abend, am Wochenende oder im Urlaub. Und wenn’s zur Belohnung viele Kommentare gibt, kommen locker nochmal ein paar Stunden Moderieren und Diskutieren dazu. Und warum mache ich das? Genau, weil’s mir Spaß macht.

Schon kurios, dass manche Leser dennoch der Meinung sind, ich müsse mich viel intensiver mit einem Thema beschäftigen, bevor ich darüber schreibe. Sonst könnte mir ja mal eine Zweideutigkeit unterlaufen. „Leider verliert natürlich der gesamte Artikel an Glaubwürdigkeit dadurch. Die anderen Behauptungen jetzt durch belastbare Fakten zu belegen, habe ich aber auch keine Lust“, meint zum Beispiel ein kritischer Kommentator. Ich hab’s mir hinter die Ohren geschrieben, gelobe Besserung und werde nächstes Mal meine Meinung beim Statistischen Bundesamt verifizieren lassen, bevor ich sie veröffentliche ;-)

2. Die Trolle sind in der Minderheit

Wie gehe ich mit Kommentaren um? Schalte ich sie ganz frei oder moderiere ich sie zuerst? Wie viel kann, darf und soll ich zulassen? Und was mache ich, wenn irgendwelche Verückten mein schönes Blog zumüllen? Das sind Fragen, die wahrscheinlich viele Neu-Blogger beschäftigen. Und im Web kursieren dazu die unterschiedlichsten Meinungen und die tollsten Geschichten: von bösen Nutzern, die sich unter dem Deckmäntelchen der Anonymität grundsätzlich aufführen wie Elefanten im Porzellanladen, von Trollen, die man besser nicht füttern sollte, weil sie sonst erstens noch größer, lauter und hässlicher werden und einem zweitens gleich die Hand abbeißen …

Meine Erfahrung ist eine andere: Es ist sage und schreibe ein ganzes Jahr mit über 700 Kommentaren ins Land gegangen, bevor ich zum ersten mal einen Kommentar löschen musste. Manche der anderen Kommentare waren grenzwertig, nicht alle würde ich als philanthropisch bezeichnen, aber alles in allem kann ich wirklich nicht klagen. Der (anonyme) Nutzer ist besser als sein Ruf. Jedenfalls in meinem kleinen Blog. (Und außerdem ist der Spam-Filter von WordPress spitze, sonst hätte ich natürlich viel mehr löschen müssen.)

3. Sockenpuppen – es gibt sie tatsächlich!

Für Sockenpuppen kennt Wikipedia zwei Definitionen. Erstens: „eine aus einer Socke gefertigte Handpuppe“. Zweitens: „ein weiteres Benutzerkonto, dessen Zweck es ist, Meinungen innerhalb einer Online-Community mit mehreren „Stimmen“ zu vertreten oder Regeln der Community zu unterlaufen.“ Ich meine hier Letzteres. Ich war schon eingermaßen platt, als mir in den Kommentaren meines Blogs die erste Sockenpuppe begegnet ist und einen Dialog mit sich selbst geführt hat, der tatsächlich nach dem Muster „Ich sehe das soundso“ – „Ja, hast du Recht, sehe ich genauso“ lief. Hier der zweisame Monolog von „Tobi“ und „Frank“:

Das Großartige an WordPress: Auch so etwas wird aufgrund der unterschiedlichen Nutzernamen und identischen IP-Adressen sofort als Spam erkannt und elegant in einer Warteschleife geparkt.

4. Facebook macht den Unterschied

Man kann Facebook mögen oder es lassen – Fakt ist, dass fast die Hälfte aller Zugriffe aufs Blog aus Facebook heraus kommen. Empfehlungen unter Facebook-Bekannten, etwas zu lesen, spielen also zumindest bei meinem Blog eine erhebliche Rolle. Ich glaube, das wird immer noch ein wenig unterschätzt, da man auf Facebook außerhalb seines eigenen Freundeskreises nicht sieht, was wem und wie oft weiterempfohlen wird (anders als etwa bei Twitter, wo die Retweets und Link-Empfehungen über die Twitter-Suche ohne Weiteres nachverfolgbar sind). Immerhin ein knappes Drittel der Aufrufe kommt über andere Blogs und Webseiten, es folgen Zugriffe über Google, Twitter und Listen (darunter habe ich Dienste wie Rivva, Netvibes, Mister Wong, scoop.it und so weiter zusammengefasst).

Und im Übrigen ist Bloggen natürlich ein Nehmen und Geben. Im vergangenen Jahr wurden die ca. 500 Links, die ich auf andere Seiten gesetzt habe, rund 25.000 mal angeklickt.

5. Wer suchet, der wird (mich) finden

Immerhin ein paartausend Aufrufe des Blogs kamen über Suchmaschinen – das heißt natürlich in erster Linie: über Google (96%, um genau zu sein). Das zeigt, dass auch kleine, unscheinbare Blogs wie meiner bei Google gut gefunden werden, weil Suchmaschinen zum einen Blogs lieben (das ist bekannt) und Social Media-Verlinkungen von Facebook, Twitter & Co. inzwischen einen gewaltigen Einfluss auf die Platzierung in Suchmaschinen haben (das ist weniger bekannt).

Am meisten Suchmaschinen-Traffic haben mir die Keywords „schuhbeck mcdonalds“ und „social media guidelines“ gebracht, bei diesen Keywords ranken meine Blog-Beiträge (logischerweise über Schuhbeck bzw. Social Media Guidelines) jeweils sehr hoch (so auf Platz zwei bis drei). Ich bin aber sehr glücklich und zufrieden, dass meine Artikelchen auch mit anderen überaus bedeutenden Suchbegriffen bei Google gefunden wurde, zum Beispiel mit „hornmist“ (das hier), „backpulvervulkan“ (das hier) und „es gibt mehr dinge zwischen himmel und erde“ (das hier) …

Und wie geht’s 2012 weiter?

Keine Ahnung. Ich plane meine Beiträge nicht, sie ergeben sich einfach. Und so wird das hoffentlich auch nächstes Jahr sein …

Hier übrigens die anfangs erwähnte Blogparade mit vielen weiteren lesenswerten Rück- und Ausblicken: Blogparade: Bloggen – Rückblick 2011 und Ausblick 2012

Bildnachweis: S. Hofschlaeger, Uwe Steinbrich, Georg Schemainsky / pixelio.de

15 Gedanken zu “5 Dinge, die ich beim Bloggen gelernt habe

  1. Zu den merkwürdige Vorstellungen… Lass Dich nicht verbiegen und mach einfach so weiter wie bisher. Gemotzt wird eh immer irgenwie. Du kannst es nie allen Recht machen.

    Facebook ist wirklich nicht zu unterschätzen was den Traffic angeht. Wenn da mal was richtig reinhaut ist das wie eine Lawine.

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  2. Again what learned… würde ein bekannter Fußballnationalspieler sagen. Denn Sockenpuppe kannte ich auch noch nicht. Der zitierte Dialog ist umwerfend. Ich glaube aber, dass sich dahinter traurige Menschen verbergen, denen sonst niemand im Leben Recht gibt in ihren Meinungen.

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  3. Wie mein Namensvetter schon schreibt:

    Gemerkt wird immer! Wenn Du erst Stundenlang überlegen muss, was und wie Du etwas schreibst, ist das zuletzt das Gegenteil von dem was Du eigentlich dachtest und schreiben wolltest!

    Wer damit ein Problem hat, kann 2 Dinge tun:

    – Das in einem Kommentar wiedergeben, oder
    – einen Bogen um deinen Blog machen!

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  4. Sehr gute Zusammenfassung, die ich vollinhaltlich unterschreibe – ausser Facebook, das kann ich nicht beurteilen, weil ich mich schlicht weigere, dieserQuatschbude beizutreten.

    Insbesondere „der User ist besser als sein Ruf“ trifft tatsächlich zu. Die Entscheidung, Kommentare sofort freizugeben und nicht zeitverzögert, haben wir bis jetzt nicht bereuen müssen (auch dank WordPress-Filter natürlich).

    Gelungener Beitrag, muchas gracias!

    Saludos del Uhupardo

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  5. Die Lektüre war mal wieder ein Vergnügen. Kompliment für Ihre Gabe. Natürlich auch inhaltlich gut: Vieles, was genau so von vielen Praktikern erlebt und geteilt …

    Für die „Sockenpuppe“ möchte ich Ihnen am liebsten gleich einen Blog-Bachmann-Preis (o.ä.) verleihen :)

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  6. Ja, auch wenn Facebook- und Email-Empfehlungen grossen Raum einnehmen (das verfliegt ja meist nach ein paar Tagen nach Neupublikation), über die Jahre wird im (immer) unübersichtlich(er)en Internet das Suchverhalten und damit die Keywords eine immer grössere Rolle spielen. Ein guter Artikel wird noch nach Jahren gefunden und hebt Besucherfrequenz und PageRank.

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  7. Ich habe auch gerade drei Dinge gelernt :)

    1. So was wie Sockenpuppen kannte ich noch garnicht.
    2. Facebook ist vielleicht doch noch mal eine Ueberlegung wert.
    3. Bei WordPress habe ich mir endlich ein gutes

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  8. Insbesondere 1. stimme ich voll und ganz zu. Und es ist so, dass die allermeisten Blogger es wohl auch so halten – zumindest habe ich selten welche gelesen, die eher schlampig, oder sogar aus der vermeintlichen Notwendigkeit heraus gerade irgendwas bloggen müssen, nur damit etwas geschrieben ist.

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