Soziale Netzwerke: Zahlen mit vielen Nullen

In jüngster Zeit sind wieder einige Zahlen und Statistiken zu Social Media veröffentlicht worden, die ich interessant fand – und bisweilen auch rätselhaft. Werfen wir zu Beginn des Jahres 2012 also einen einen Blick auf die wichtigsten sozialen Netzwerke und ihre Nutzung international und in Deutschland …

Achtung Update: Neue Zahlen gibt’s im Beitrag Social Media, Messenger und Streaming – Nutzerzahlen in Deutschland 2021.

Netzwerke in Deutschland

Drei Viertel der deutschen Internetnutzer – das sind rund 38 Millionen Menschen – sind in einem sozialen Netzwerk angemeldet, und die meisten von ihnen nutzen die Netzwerke auch aktiv. Dass fast alle Jüngeren einem Netzwerk angehören, wundert nicht. Dass aber die Hälfte derjenigen, die 50 oder älter sind, soziale Netzwerke nutzen, finde ich erstaunlich. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, kann man außerdem sagen, dass die Mehrzahl die Angebote häufig und intensiv nutzt.

Facebook

Facebook ist und bleibt natürlich der Platzhirsch. 2011 konnte Facebook weltweit unglaubliche 200 Millionen neue Mitglieder gewinnen und vernetzt nun 800 Millionen Menschen. Fast die Hälfte greift auch mobil auf die Plattform zu. In Deutschland hat Facebook über 22 Millionen Mitglieder. Nicht mehr lange, dann ist jeder zweite deutsche Internetnutzer auf Facebook angemeldet. Im Schnitt hat ein Facebook-Nutzer nach wie vor 130 Freunde und veröffentlich 90 Inhalte pro Monat.

Google+

Auch Googles Netzwerk wächst munter weiter, wenngleich der Abstand zum Marktführer noch erheblich ist: 90 Millionen Menschen nutzen Google+ weltweit, im letzten Quartal 2011 verdoppelten sich die Nutzerzahlen. Bemerkenswert ist die Aktivität der Nutzer: Nach Angaben von Google nutzen 60% die Plattform täglich. Manche Experten gehen davon aus, dass Google+ bis Ende 2012 zwischen 300 und 400 Millionen Nutzer haben wird. In Deutschland hat sich Google+ an Twitter herangepirscht und dürfte rund 1,5 Millionen aktive Nutzer haben, was aber nur 3 Prozent der hiesigen Internetnutzer sind.

Twitter

Twitter hat aktuell 225 Millionen Konten weltweit, täglich werden rund 250 Millionen Tweets abgesetzt. Ich misstraue diesen Zahlen jedoch und glaube, dass es sehr viel weniger aktive Twitter-Nutzer gibt. In Deutschland ist und bleibt Twitter jedenfalls ein Nischenmedium mit ebenfalls rund 1,5 Millionen mehr oder weniger aktiven Nutzern. Legt man an diese Aktivität etwas strengere Maßnahmen an, kommt Twitter sogar nur auf 550.000 aktive deutschsprachige Nutzer. Das ist fast schon homöopathisch. In jedem Fall ist Twitter – das muss leider auch ein Twitter-Fan wie ich konstatieren – ein Phänomen, das mehr mediale Aufmerksamkeit bekommt als es verdient.

StudiVZ, SchülerVZ und meinVZ

In den VZ-Netzwerken wird es einsam. Seit fast eineinhalb Jahren verliert StudiVZ kontinuierlich Nutzer; ginge der Trend ungebremst weiter, könnte die Plattform im März dicht machen. Angeblich hatten sämtliche VZ-Netzwerke Ende 2011 noch rund 80 Millionen Besucher (nach 440 Millionen im Mai 2010) – das sagt aber nicht viel. Interessanter ist die Anzahl der aktiven Mitglieder, und das waren einer Studie zufolge nur noch rund 10 Prozent der deutschen Internetnutzer, also etwa 5 Millionen Menschen. Das sind zwar noch deutlich mehr als bei Twitter oder Google+, aber der Trend zeigt anders als bei diesen Netzwerken in die falsche Richtung (zumindest aus Sicht des Besitzers Holtzbrinck).

XING

Das Business-Netzwerk XING ist weltweit betrachtet mit etwas über 11 Millionen Mitgliedern ein Zwerg. Im deutschsprachigen Raum gibt es aber immerhin über 5 Millionen Nutzer, Tendenz  (anders als bei den VZ-Netzwerken) steigend. Wirklich aktiv dürfte ungefähr die Hälfte davon sein, also rund 2,5 Millionen.  Bemerkenswert bei XING ist ja, dass Geld mit zahlenden Mitgliedern verdient wird, während die Nutzung von Facebook, Twitter & Co. bekanntlich kostenlos ist. Zuletzt haben rund 800.000 Menschen Geld für einen Premium-Account bei XING bezahlt.

LinkedIn

Das internationale Pendant zu XING ist international naturgemäß um einiges mächtiger: LinkedIn hat weltweit 135 Millionen Nutzer, in Europa sind es 31 Millionen. Zahlen für Deutschland lassen sich nur schwer ermitteln. Zieht man welche vom August 2011 heran und unterstellt, dass sich beide Netzwerke ungefähr gleich entwickelt haben, dann dürfte XING in Deutschland ungefähr zweieinhalb mal so viele aktive Mitglieder haben wie LinkedIn. Mit anderen Worten: LinkedIn hätte ca. 1 Millionen aktive deutsche Nutzer. Kuriose Notiz am Rande: XING-Nutzer verdienen im Schnitt mehr als LinkedIn-Nutzer. [Nachtrag: Stephan Koß von Linkedinsider Deutschland hat mich dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass sich mittels Kampagnentool aktuell 1,5 Millionen registrierte bzw. angemeldete Nutzer in Deutschland nachweisen lassen. Ob das tatsächlich aktive Nutzer sind, lässt sich schwer bis gar nicht beantworten.]

Weitere Netzwerke

Zahlen zu weiteren Netzwerken lassen sich zum Teil nur schwer ermitteln. Zum einen sind die vorhandenen Zahlen schon ein Jahr alt (und in diesem Jahr kann sich viel verändert haben), zum anderen dürfte es erhebliche Unterschiede zwischen offiziellen Mitgliedern und aktiven Nutzern geben – gerade bei den Netzwerken, denen die Nutzer davonlaufen. In diese Kategorie gehören MySpace oder die Lokalisten, die laut BITKOM-Studie jeweils auf rund 500.000 aktive Nutzer kommen dürften (immerhin, ich hätte gedacht, es sind weniger). Deutlich mehr aktive deutsche Nutzer sind auf den Plattformen StayFriends und wer-kennt-wen unterwegs: 8,5 Millionen bzw. 6 Millionen.

Offene Fragen

Manchen Zahlen in aktuellen Studien begegne ich allerdings mit Skepsis. Beispiel Auswahlkriterien für soziale Netzwerke in Deutschland: Laut BITKOM-Studie sind den Nutzern drei Aspekte bei der Wahl eines sozialen Netzwerks besonders wichtig: Datensicherheit, Privatsphäre und Benutzerfreundlichkeit. Das ist kurios, denn in allen drei Bereichen hat Facebook, vorsichtig gesagt, Nachholbedarf. Würden sich die Nutzer wirklich auf Grund dieser Kriterien für oder gegen ein Netzwerk entscheiden, hätte Facebook in Deutschland keine Chance. Wie lässt sich der Widerspruch auflösen? Offenbar wünschen sich die Nutzer mehr Datensicherheit, Privatsphäre und Benutzerfreundlichkeit, lassen sich aber von Defiziten in diesen Bereichen nicht abschrecken. Das ist ähnlich schizophren wie der Umgang mit Google vor ca. zwei Jahren: Da wurde Google allenthalben als „Datenkrake“ kritisiert, was aber niemanden davon abgehalten hat, die Google-Suche zu benutzen und um Alternativen wie Bing einen großen Bogen zu machen.

Quellen:

Bildnachweis: S. Hofschlaeger / pixelio.de

12 Gedanken zu “Soziale Netzwerke: Zahlen mit vielen Nullen

  1. Hallo,

    LinkedIn kommt mittlerweile auch auf 1.542.176 angemeldete Benutzer, wäre also eine Erwähnung wert ;-)

    lG
    Stephan

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  2. Danke für diese schöne Zusammenstellung und die sachliche Bewertung.
    Das Problem ist wohl tatsächlich, dass den Nutzern eben nicht _bewusst_ ist, wie sicher ein Netzwerk ist. Jeder hat schon einmal davon etwas gehört, aber keiner kapiert, wie es technisch funktioniert, und in wie weit es bei ihm/ihr persönlich tatsächlich gewährleistet ist. Insofern vertrete ich auch die Auffassung, dass es als subjektiver Wunsch zu interpretieren ist, und nicht als objektives Urteil. Der Vertrauensvorschuss, den die Nutzer leisten, ist immens. Das Aufwachen folgt erst, wenn tatsächlich jemand eine Plattform hackt (siehe SONY).

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  3. Hallo, schöner Beitrag, ich habe lettens im Radio auch gehört, das Studi und MeinVZ gewaltig abnimmt. Facebook hat schon die überhand ergriffen….schade das MySpace nicht aufgelistet ist, es ist mal das beste vor Jahren gewesen!

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  4. Ich meine mittlerweile schon von höheren (durchschnittlichen) Freundeszahlen gehört zu haben. Leider kann ich für die Zahl, die ich im Kopf habe (180), keine Quelle finden. Ich habe nur eine Infografik gefunden, sie spricht von durchschnittlich 229 Freunden: http://mashable.com/2011/11/18/facebook-stats/ Ob sich das nur auf amerikanische Nutzer bezieht und ob die Zahlen repräsentativ sind, weiß ich leider nicht.

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  5. Hallo,

    also es mag den Twitteren ja nicht gefallen, aber letztendlich liegt die Zahl der tatsächlich aktiven Nutzer wahrscheinlich noch weit unter den 550.000, ich schätze sie höchstens auf 100.000
    Beachtet man wie viele Accounts einfach automatisch betrieben werden und keienrlei echten Mehrwert darstellen, kommt man recht locker runter. Es ist ja nicht so, dass sich über einen Twitter-Account mehrere Seiten betreiben lassen würden.

    Google+ hat jetzt das Problem, dass es an einen Google-Account gebunden ist und somit noch meistens echte Personen dahinter stehen. Es bleibt also letztendlich spannend zwischen Facebook und Google.

    mfG

    AMUNO

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