Was an Facebook unglaublich nervt

Alle diskutieren über den Datenschutz bei Facebook und darüber, ob die Facebook-Aktie zu teuer ist oder nicht. Im Alltag aber nerven mich ganz andere Dinge an Facebook …

Zum Beispiel diese hier:

Das Einstellungs- und Verwaltungs-Chaos auf Facebook

Ich kenne keine zweite Plattform, deren Grundeinstellungen derart komplex und intransparent sind. Habt ihr euch zum Beispiel schon einmal ernsthaft damit auseinandergesetzt, wann genau euch Facebook Nachrichten senden darf oder soll? Wenn ihr auf die Facebook-Pauschal-Einstellung verzichtet (bei der man wieder mal nicht genau weiß, was sich im Detail dahinter verbirgt), gibt es gefühlt 100 verschiedene Benachrichtigungs-Anlässe, die ihr ein- oder ausschalten müsst. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, bin das durchgegangen und habe fast alles deaktiviert. Trotzdem findet man immer wieder neue Optionen, zum Beispiel diese hier: „Aktualisierungen deiner Freunde seit du dich via SMS angemeldet hast.“ Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, habe das noch nie gesehen, habe mich noch nie per SMS angemeldet, habe nicht mal den Schimmer einer Ahnung, was Facebook mit SMS zu tun hat – muss es aber trotzdem erst mal deaktivieren.

Vollends kompliziert wird es, wenn man versucht, nicht nur die E-Mail-Benachrichtigungen, sondern auch die Benachrichtigungen innerhalb von Facebook zu beeinflussen (dieser kleine rote Kreis, der einen auf neue Aktionen hinweist). Ich bin Admin mehrerer Facebook-Seiten, eine davon sendet mir hartnäckig Nachrichten. Ich weiß nicht, warum, ich weiß nicht, wie ich das ändern könnte, und selbst Facebook-Experten, die ich gefragt habe, haben irgendwann aufgegeben.

Die mobile App von Facebook

Alles in allem finde ich die Facebook-App (für iOS) ganz ok. Aber warum um alles in der Welt kann man keine Beiträge oder Fotos teilen? „Gefällt mir“ drücken, kommentieren und teilen – das sind die drei Standard-Aktionen in der normalen, stationären Facebook-Welt. Mobil sieht diese Welt anders aus, Teilen gibt’s nicht, warum, weiß kein Mensch. Und dann die Sache mit den Avatar-Bildchen: Dauernd vertauscht die App die Bilder der Nutzer. Ich dachte schon, das wäre Geschichte, da der Fehler in letzter Zeit bei mir nicht mehr so häufig auftauchte. Aber kaum ist man mit langsamer Internet-Verbindung unterwegs, gibt es wieder munteren Bildertausch.

Auch die zweite App von Facebook, der Seitenmanager (für alle, die eine oder mehrere Seiten auf Facebook verwalten), hat Nerv-Potenzial: Vor allem die Push-Benachrichtigung ist mir ein einziges Rätsel. Tagelang bekomme ich gar keine Push-Benachrichtigung (obwohl es reichlich Interaktion gab), dann pusht die App, was das Zeug hält, ohne erkennbaren Grund.

Die Sortierung der Neuigkeiten auf Facebook

Ich weiß nicht, wie oft ich das schon geändert habe: Ich möchte meinen Newsstream bitte nach „neuesten Meldungen“ sortiert haben. Das gute, alte Prinzip Chronologie. Wie bei Twitter, Google+ und allen anderen auch. Neues oben rein, Altes unten raus. Aber nein, Facebook besteht darauf, mir immer wieder die Sortierung nach „Hauptmeldungen“ vorzusetzen. Was genau Facebook unter Hauptmeldungen versteht, weiß kein Mensch. Ich bin sicher, das ist ein nettes Zusatzfeature für Leute mit 37.000 Freunden. Aber ich möchte mich bitte auch dagegen entscheiden können, und zwar ein für allemal. Alles andere ist Entmündigung des mündigen Nutzers. Apropos …:

Die Entmündigung durch Facebook

Ihr glaubt, in eurem Newsstream stehen alle Meldungen eurer Facebook-Freunde und aller abonnierten Seiten? Oder ihr glaubt umgekehrt, dass alle eure Freunde eure Postings zu lesen bekommen? Träumt weiter! Im Durchschnitt bekommen nur 12% eurer Freunde eure Beiträge zu sehen. Und dass liegt nicht nur daran, dass sie gerade offline sind und euer Beitrag schon wieder weggealtert ist, wenn sie wieder online gehen. Es liegt daran, dass Facebook selbst festlegt, welches Posting welches Freundes für euch relevant ist und welches nicht (und umgekehrt). Facebook-Marketing-Direktor Brian Boland begründet das wie folgt: „There are pieces of content you create that are interesting, and there’s some that are not“. Lieber Brian, lieber Mark Zuckerberg und liebes Facebook: Ich will verdammt nochmal selbst festlegen, was für mich relevant ist und was nicht. Ich kann das, ich schaff das, ich will das! Auf Twitter folge ich über 700 Menschen und verliere dennoch nicht den Überblick und unterscheide zwischen Wichtigem und Unwichtigem, und zwar ohne dass Twitter mir einen einzigen Tweet wegfiltert.

Das ist wirklich ein großes Problem. Wo sonst im Leben lasst ihr euch durch einen Algorithmus, dessen Logik ihr nicht kennt und auf den ihr keinen Einfluss habt, vorschreiben, welche Information euch erreicht und welche nicht, welche Nachrichten für euch wichtig sind und welche nicht? Wer sich über Apple-Zensur im Apple-eigenen Ökosystem aufregt (weil Steve Jobs nun mal keine nackten Brüste in seinem App Store sehen wollte), muss sich über Facebook dreimal aufregen.

(Die einzige Möglichkeit, diesen Facebook-Filter diese Zensur zu umgehen, scheint die Liste „Enge Freunde“ zu sein. Die Meldungen derjenigen, die in dieser Liste stehen, werden wohl vollständig und ausnahmslos angezeigt.)

Facebook-Müdigkeit

Auch die ZEIT hat jüngst über die Facebook-Schwächen geschrieben und das Problem schön zusammengefasst:

Es sind diese Entwicklungen, die womöglich zur bereits häufiger diskutierten Facebook Fatigue beitragen, eine Müdigkeit im Angesicht von Überforderung und Kommerzialisierung. Da ist dieses Gefühl: Facebook ist nicht mehr meine Plattform, sondern: Ich muss mich stets gegen Facebook wehren.

Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob auch Facebook auf kurz oder lang den Weg von MySpace in die Bedeutungslosigkeit einschlagen oder mittelfristig Platzhirsch und Monopolist unter den sozialen Netzwerken bleiben wird. Sicher aber ist: eine Plattform, die mich zunehmend nervt, wird es zunehmend schwer haben, mich als Nutzer zu halten.

PS: Ich bin kein Facebook-Experte! Wenn ihr Lösungen für meine kleinen Probleme habt und Facebook vielleicht gar nicht nervt, sondern ich nur zu dumm bin, die richtigen Einstellungen zu finden: Immer her mit den Hinweisen. Ich freue mich auf Kommentare!

Weitere Beiträge in meinem Blog zu Facebook:

Bildnachweis: F. Gopp / pixelio.de

13 Gedanken zu “Was an Facebook unglaublich nervt

    • Ja ich pack dieses totale Chaos bald auch nicht mehr. Da ist keine Linie drin, kein Mensch hat da noch den Überblick.
      Da schrauben tausend Leute an den Programmen herum, es wimmelt nur so vor Fehlern, Benachrichtigungen erscheinen immer wieder als ungelesen, obwohl längst gelesen. Welche Funktion die tausend Buttons, Varianten und Möglichkeiten haben, weiß genau kein Mensch

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  1. Gerade die Beschränkungen bei den mobilen Apps nerven mich auch kolossal. Bei der App für die Facebook Seiten wäre es doch zum Beispiel auch sehr nett, wenn man die gleichen Funktionen hat, über die man auch bei der Desktopversion verfügt, wenn man „Facebook als xxx nutzt“, also zum Beispiel die jeweilige Timeline der Seite sieht. Dann könnte man noch viel besser interagieren und nicht nur einseitig senden. Vielleicht ist das aber auch gar nicht gewünscht.

    Eine Sache kann ich aber zur Rettung von Facebook ergänzen: Im Gegensatz zu Bildern und Beiträgen kann man zumindest Links mobil teilen. Ich weiß allerdings nicht, ob man dann sehen kann, dass man einen Link geteilt oder einfach nur gepostet hat (wahrscheinlich Letzteres).

    Vielleicht ist es aber auch alles technisch nur sehr schwierig und daher schwer umzusetzen, selbst für ein Unternehmen dieser Größe…

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    • Technisch schwierig – das kann sein. Schwierig, glaube ich, weil man sich bei FB verzettelt hat, das zeigen ja schon die vielen Einstellungen. Muss es wirklich x Varianten davon geben wie man jemanden wo „markieren“ kann und wer das wann wo zu sehen bekommt bzw. wie darüber benachrichtigt wird? Die allermeisten Menschen wollen doch nur Text, Bild oder Link von Freunden oder Seiten sehen und mit ihnen darüber kommunizieren. Alles andere ist doch für die Tonne. Also so wie Google+ halt ;-)

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  2. Für einen Nicht-Experten weißt du ziemlich viel :-)

    Schon Aristoteles sagte: Ich weiß nur eins, dass ich nichts weiß!

    Allgemeiner Tipp für Facebook-Fehlfunktionen: Sprache auf Englisch stellen. Später ggf zurück auf Deutsch.
    Hat mir schon oft geholfen.

    Gruß aus OstWestfalen
    Eugenia

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  3. Ach Christian, wenn es nur das wäre! Aber wenn ich eine Excelliste darüber führen würde, was ich täglich von meinem PC oder diversen anderen Geräten zu hören bekomme, hätte sie schon meinen Speicherplatz gesprengt: Derzeit keine Rückmeldung, bitte sofort updaten, konnte nicht versendet werden, entschuldigung, das hätte nicht passieren dürfen etcetc. Aber zum Mars fliegen sie! Erstmal sollte hier alles reibungslos laufen mit der Technik, nicht nur bei FB, sag ich! ;) lg

    WordPress.com / Gravatar.com credentials can be used.

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    • Na ja, Meike, wenn wir mal Windows und solchen Kram außen vor lassen und uns nur die großen, dicken Web- oder Cloud-Anwendungen anschauen, die gefühlt 80% meiner Online-Zeit beanspruchen, ist Facebook schon besonders schlecht. Google Mail, Amazon, iTunes bzw. Apple-Dienste, WordPress – und selbst Kleinigkeiten wie Instagram oder Evernote: alles ganz wunderbar und weitgehend nervenschonend …

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