Deutschland: Mobiles Internet im Schneckentempo

Eigentlich wollte ich ja mal ausführlich darüber bloggen, wie es so ist, in Deutschland unterwegs zu sein und auf schnelles, mobiles Internet zu hoffen …

Über mobiles Arbeiten wollte ich schreiben und dass es ja eigentlich egal sein sollte, ob man im Büro oder im Hotel oder im Zug sitzt, um zu arbeiten. Dass man mit Notebook, Tablet oder Smartphone ja eigentlich immer und überall arbeiten könnte … wenn man denn nur eine ordentliche, stabile Internet-Verbindung hätte.
Dass es doch wohl nicht wahr sein kann, dass Deutschland weiterhin konsequent wegen einer ominösen Störerhaftung die Ausbreitung offener WLANs verhindert. Dass es immer noch Hotels gibt, die sage und schreibe 8 Euro für eine Stunde Internetzugang haben wollen. Für Wasser aus dem Wasserhahn zahle ich doch auch nicht extra!

Internet-für-8-Euro

Dass Deutschland vielleicht ein Technologiestandort ist, aber die Betonung auf „stand“ liegt, und wehe man geht mal aus dem Stand in die Bewegung über, dann ist aber Schluss mit lustig und vor allem mit Internetverbindung. Dass „mobiles Arbeiten“ im ICE heute immer noch so aussieht, dass man im Großstadt-Bahnhof schnell Mails runterlädt, dann auf freier Strecke weitgehend offline arbeitet, weil „E“ im Display nicht nur für „Edge“, sondern auch für „Echt kein Internet“ steht, um im nächsten Bahnhof wieder online zu gehen, um schnell die geschriebenen Mails zu verschicken.

Dass LTE vielleicht die große Hoffnung ist, ich davon aber leider noch gar nichts mitbekomme, dass die LTE-Lobbyisten zwar jubeln, wie superduperschnell sie ihre Netze ausbauen, Verbände wie der BITKOM aber davor warnen, dass Deutschland beim Ausbau des Netzes international zurückzufallen droht.

Ach ja, darüber wollte ich mal bloggen, aber dann habe ich mir gedacht: Bilder von unterwegs sagen mehr als Worte. Bitteschön:

Kein-Internet-1

Kein-Internet-2

Kein-Internet-3

Und außerdem hat der Gefahrgutblog das so wunderbar auf den Punkt gebracht, dass ich gar nichts mehr dazu schreiben muss:

kostenloses-wlan

Bildnachweis: JPW.Peters / pixelio.de

12 Gedanken zu “Deutschland: Mobiles Internet im Schneckentempo

  1. Ich habe mir von einem, der dort war, sagen lassen: Auf dem Mount Everest gibt es kein WLAN. Nur 3G, das von der chinesischen Regierung für die Touris hingebaut wurde. Aber der Gag ist ja dann auch schon egal.

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  2. Noch viel schlimmer ist es allerdings in der bevölkerungsreichsten Stadt der USA: New York.
    Aufgrund der Tatsache, dass das iPhone mit den von T-Mobile USA verwendeten UMTS-Frequenzen inkompatibel ist, musste ich bei meinem Aufenthalt im Februar 2012 durchweg mit Edge auskommen. Das war die reinste Katastrophe: Verbindungsabbrüche und das Gefühl, jedes Byte einzeln „rüberzutragen“ waren die Regel. Nachts um 01.00 Uhr war’s gefühlt ein bisschen besser. Da dauerte das Laden von neuen Kommentaren in der Facebook-App nur noch 30 Sekunden, statt mehreren Minuten. Wirklich unglaublich.

    Selbstverständlich hast Du mit diesem Artikel aber auch komplett recht! Schlimm wird’s mittlerweile auch an Plätzen, an denen plötzlich mal mehrere hundert / tausend Personen sind. Egal ob Nürnberger Hauptmarkt während der Christkindlesmarkt-Zeit oder der örtliche Dorf-Kirchweih-Platz, mittlerweile belasten Smartphones die Netze bis zum Bersten.
    Die Telko-Unternehmen sollten dringend ausbauen. Aufgrund immer weiter sinkender monatlicher Entgelte allerdings immer unwahrscheinlicher… :-(

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  3. Ich sitze grad im Zug und habe mir beim Start in München einen W-Lan Pass bei der Telekom gekauft und es funktionierte auch ganz prima in München. Als wir dann losfuhren, war das Internet weg bzw. ich konnte mich nicht mehr einloggen. Nach einigem Ausprobieren auf Handy, Tablet und Laptop und steigendem Genervtsein fiel mir dann irgendwann auf, dass ich auf der falschen Strecke bin und Richtung Rheinland nicht über Stuttgart, sondern über Nürnberg fahre. Da gibt’s kein Internet, steht auch so im Portal, ich hab’s nicht richtig gelesen und daher 19,95 wohl in den Wind geblasen.

    Irgendwie meine Schuld natürlich. Irgendwie aber auch wieder nicht.

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  4. Hmm, ich verstehe schon das Grundanliegen dieses Beitrags, aber mich stört dieses unterschwellige „mehr, mehr, mehr – schneller, schneller, schneller“. Mittlerweile belasten zuviele Smartphones die Netze? Schlimm?! Mehr Kapazitäten! Dann noch mehr Smartphones? Schlimm?! Noch mehr Kapazitäten!! Und immer so weiter… mit den Autos war es genauso. Das verheerende Ergebnis kennen wir.
    Und dann noch die Verwechslung mit den 8 Euro/h Internetzzugang-Hotels. Da geht’s um Geschäftsmodelle und nicht darum, ob schneller Netzzugang verfügbar wäre. Mein Tip wäre also: einfach mal Hotel wechseln und günstiger absteigen!
    Ich arbeite auch extrem viel unterwegs im „schnell in der DB Lounge-hoch-und runter-laden-Modus“, deshalb verstehe ich den momentanen Ärger – aber bitte Geschäftsmodelle von nicht-vorhandenen-Kapazitäten unterscheiden und öfter mal ’ne Pause einlegen!

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    • Von mir auch ein Hmmm, denn das sehe ich anders ;-) Was ist daran verheerend, wenn die mobile Internet-Nutzung stetig zunimmt? Das ist nicht verheerend, sondern Fortschritt. Fakt ist, dass sich der mobile Datenverkehr in den nächsten Jahren verzehnfachen wird (siehe auch https://buggisch.wordpress.com/2012/11/06/deutschland-mobil/), und daran kann ich nichts Schlechtes finden. Und um das realisieren zu können geht es meines Erachtens nicht nur um Geschäftsmodelle. Da halte ich es mit Prof. Dueck alias @wilddueck, der vom Internet als „Gesellschaftsbetriebssystem“ redet. Und die Infrastruktur für ein solches Gesellschaftsbetriebssystem bereitzustellen, kann keinesfalls nur von den Geschäftsmodellen privatwirtschaftlicher Unternehmen abhängen, tut es ja auch nicht, natürlich sind Bund, Länder und Gemeinden da auch aktiv (aber nicht aktiv genug) und in der Pflicht … In seinem re:publica Vortrag geht Dueck ab ca. Minute 12:00 auf das Thema Infrastruktur und Internet als Lebensader ein: http://www.youtube.com/watch?v=woA4R3KrACg

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    • Ja, man kann sich wirklich alles schönreden, aber so läuft es eben nicht. Für mobiles Internet bezahle ich eine ganze Stange Geld und mir wird dafür sehr viel versprochen. Das wars dann aber auch schon, denn was ich für mein Geld bekomme hat ziemlich wenig mit dem zu tun, was auf der Leistungsübersicht meines Vertrages steht. Ganz interessant wird es dann noch, wenn diverse Mobilfunkanbieter Leuten einen LTE-Vertrag in Regionen verkaufen wollen, in denen gar kein oder kaum LTE verfügbar ist. Ein ziemlich einseitiges Geschäftsmodell, oder? Ebenso verhält es sich mit den kostenpflichtigen WLANs in Hotels. Diese sind nämlich meist auch nur teuer und leisten nicht annähernd das was sie sollten. Was die ganze Sache jedoch mit den Autos zu tun hat, kann ich nicht nachvollziehen, denn das Problem sind nicht die vielen Autos und die Kapazitäten, sondern mangelnde Umsetzung neuer Technologien aufgrund Lobbyarbeit und Einflussnahme in der Politik. Ja, ich weiß, die Politik lässt sich nicht durch Lobbyisten beeinflussen… meh!

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  5. :-) Ja, das kenne ich.
    Ich sitze gerade im ICE 1508 von München nach Berlin (bzw. Warnemünde) und ein ausländischer Mitreisender fragte mich eben, ob er keine Internetverbindung im Zug nutzen könne. Ich klärte ihn darüber auf, dass WLAN Angebote der Bahn auf dieser Strecke nicht nutzbar sind. Es gibt wohl nur drei oder 4 Strecken, wo das im Testbetrieb möglich ist.
    Ich selbst kann aber, wie Du auch, über UMTS bzw. EDGE selten stabil arbeiten. Ein Arbeiten in Cloud ist gar nicht zu denken – leider.

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  6. Bevor das LTE Netz ausgebaut wird möchte ich erst ne vernünftige DSL Leitung!!! 2000er Leitung ist wirklich nicht prickelnd. Und diese dann noch durch insgesamt 3 Leute á 4 Internet fähige Geräte zu teilen macht keinen Spaß.

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  7. Hallo Christian,
    Genau diese Probleme versucht die Europäische Kommission mit den Digitalen Agenda Goals anzusprechen. ‚Fast and ultra-fast internet access‘ ist eines der Ziele der Digitalen Agenda für den Technologiefortschritt in Europa. Die Länder sind sich einig, dass die Fortschritte nicht so schnell wie erwartet gemacht wurden. Würde es dich interessieren, eine Zusammenfassung deines Blog Posts hier zu veröffentlichen (gerne auch nur ein paar Zeilen und dann den Link zum Post)? Dann werden deine Ideen am Digital Assembly weitergeleitet und von der Kommission diskutiert.

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  8. […] Am Thema Datenautobahnen arbeitet sich auch nochmal Sascha Lobo ab, der kritisiert, dass es in Deutschland leider nur Datenfeldwege gibt. Die angebliche “Breitbandstrategie” der Bundesregierung? Laue Luft und schöne Worte, mehr nicht. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland in Sachen Datenübertragungstempo keinen Spitzenplatz ein, wie von der Regierung behauptet, sondern liegt hinter Rumänien. Es ist ärgerlich und rätselhaft, dass die deutsche Politik das Thema nicht ernst nimmt. Lobos Fazit: “Es führt kein Weg an massiven staatlichen Investitionen in eine netzneutrale Glasfaserinfrastruktur vorbei.”  Ob wir das noch erleben werden? Ich lese Lobo übrigens nicht nur gern, weil er mit klarem Blick Dinge auf den Punkt bringt, sondern auch wegen solcher Sätze: “Von einem Spitzenplatz kann man also ausgehen. Wenn man eine umgedrehte Pyramide betrachtet.” (Über das Thema Datenfeldweg habe ich auch schon mal hier im Blog geschrieben: Deutschland: Mobiles Internet im Schneckentempo.) […]

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