Ach, und übrigens … (4): Sinn und Unsinn von Google, Sterneköchen und Blogrolls

Über komische Suchanfragen, die brutale Idiotie werbender Sterneköche, das Ende der Blogroll und die Frage, ob ich schon mal das Internet genutzt habe …

***

Was ich immer wieder gerne mache: In der WordPress-Statistik nachsehen, mit welchen Suchbegriffen Leute über Google auf mein Blog gekommen sind. Da finden sich die tollsten Kuriositäten, hier mal ein paar Beispiele (mit Kommentar und verklinkt – aber erst raten, wo euch das hinführen könnte, dann anklicken!):

johann lafer dritte zähne
(Also, darüber habe ich ganz sicher nie geschrieben …)

goethe es gibt mehr dinge zwischen himmel und erde
(Das war Shakespeare, ihr Banausen!)

muss ich den kinderlärm von spielenden kindern vor meinem haus ertragen
(Wer schon so eine Frage stellt, ist ein Depp … Aber gut, dass er bei meinem Artikel landet.)

unterschichten sprache
(Tja, Saturn, das habt ihr davon, wer solche Werbung macht, verdient keine andere Assoziation.)

dünger aus kuhhorn
(In der Agrar-Abteilung dieses Blogs finden auch Anthroposophen Rat und Hilfe.)

wo gibt es fränkisches bier in hamburg?
(Keine Ahnung.)

facebook ist auch nicht mehr das was es mal war
(Wer wollte da widersprechen?)

bilder von neger vaginas
(Puh, kann ich doch nichts für, was die Leute bei Google suchen und was Google als Treffer anzeigt.)

***

Tim MälzerApropos Johann Lafer: Ich habe mich ja vor einiger Zeit ein wenig kritisch über den Fernseh- und Sternekoch Schuhbeck geäußert, weil er für McDonald’s Werbung macht. Passend dazu neulich ein Interview mit Tim Mälzer in der Süddeutschen Zeitung. Dort sagt er, dass er einer wenigen Fernsehköche ist, die heute keine Werbung für Lebensmittel machen. Begründung: „Ich genieße als Fernsehkoch ein bisschen Vertrauen der Menschen. Da ist es nicht meine Aufgabe, für ein Lebensmittel Werbung zu machen. Ich will die Menschen für gutes Essen begeistern. Ich finde es hochgradig problematisch, wenn Kollegen Werbung für Discounter oder Fastfood machen. Es gibt einen Drei-Sterne-Koch, der wirbt für Lidl. Übrigens derselbe, der sich gerne über Fernsehköche lustig macht. Eine brutale Idiotie.“

***

BlogrollNicht das wichtigste Problem auf der Welt, aber für Blogger interessant: Daniel Rehns Frage, ob man heutzutage noch eine Blogroll braucht, also eine Linkliste, in der man angibt, welche Blogs man regelmäßig liest. Einerseits ist das ganz nett, weil man zeigen kann, welche Blogger man wertschätzt und regelmäßig liest. Andererseits scheint mir die Blogroll ein Anachronismus zu sein, ähnlich wie Social Bookmarking Dienste, die heute auch kein Mensch mehr nutzt (oder wann habt ihr zuletzt etwas von Mister Wong gehört?). Ich persönlich werde nicht über Blogrolls auf neue, interessante Blogs aufmerksam, sondern: 1) Über Twitter und andere Netzwerke, wo ich nicht auf Blogs, sondern auf Beiträge aufmerksam werde; wenn der Beitrag interessant ist, beginne ich im zugehörigen Blog ein bisschen querzulesen, und wenn das interessant ist, landet er in meinem Feedreader. 2) Über Rivva und andere Aggregatoren, wo zwar immer wieder die üblichen Verdächtigen, sprich: immer die gleichen populären Blogs auftauchen, manchmal aber eben auch Beiträge aus neuen, mir unbekannten Blogs, die ich dann querlese und so weiter … Kurzum: Blogrolls werden nicht mehr gebraucht. Oder wie seht ihr das?

***

Ach, und übrigens: Das Bayerische Landesamt für Statistik wollte im Rahmen der „Europäischen Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien“ unter anderem Folgendes von mir wissen. Irgendwie hätte man mich auch fragen können, ob ich schon mal Luft zum Atmen gebraucht habe ;-)

Christians Internet-Nutzung

In Ach, und übrigens (3) ging es übrigens um Ideenklau als Lob des 21. Jahrhunderts, eine Alternative zur Altpapier-Tonne und übers Menscheln im Internetz …

Bildnachweis: PilotGirl auf Flickr, Helene Souza / pixelio.de

13 Gedanken zu “Ach, und übrigens … (4): Sinn und Unsinn von Google, Sterneköchen und Blogrolls

  1. Ich bin ein großer Freund der Blogroll, ebenso wie von gegenseitigen Verlinkungen lesenwerter Artikel. Es ist ein großes verschenktes Potenzial, dass immer weniger außerhalb von Twitter und Facebook verlinkt wird. So verschwindet die Vernetzung hinter die Mauern der sozialen Netzwerke und wird immer mehr davon abhängig. Damit schießt sich die Blogosphäre selber ins Bein, weil sie nicht mehr das ist sie mal sein wollte: Ein riesiges unabhängiges Netzwerk vieler freier Geister.

    Übrigens landete dieses Blog aufgrund einer Verlinkung durch einen anderen Blogger in meinem Feedreader. So wie viele andere, die ich regelmässig aus diversen Blogrolls digge. :)

    Like

    • Dass Blogger kräftig auf Blogs verlinken sollten: keine Frage! Mach ich auch intensiv, siehe oben … Aber ich finde die spezifischen Links auf interessante Beiträge hilfreicher als eine allgemeine Blogroll, die ohne Kontext und Kommentar diesen oder jenen Blog empfiehlt. Durch „Deep Links“ bin ich schon oft auf interessante neue Blogs aufmerksam geworden, durch Blogrolls eher selten …

      Like

  2. Mal ne Frage, könntest du das Interview von Tim Mälzer verlinken, falls du den Link noch findest? Über Google finde ich dieses Interview nicht :(.

    Like

  3. Ich bin gerade erst mit dem Bloggen gestartet und habe auch schon überlegt, ob ich einen Blogroll machen soll. Ich muss Dir zustimmen, dass ich auch mehr über Soziale Netzwerke auf interessante Blogs stoße. Aber kiezneurotiker hat natürlich auch nicht Unrecht. Ich habe mich noch nicht so Recht entschieden :-)
    PS.Der Fragebogen vom Bayerische Landesamt für Statistik ist ja aus dem letzten Jahrhundert :-)

    Like

  4. Sehr schön die Aussage von Tim Mälzer. Bei der Blogroll kommt es aus meiner Sicht darauf an, wie sie gestaltet ist. Viele kleinere Blogs fühlen sich dazu verpflichtet jedes Blog, dass sie auf der eigenen Blogroll führt quasi als Dank selbst aufzuführen. Ich würde das mal als emotionale Zwickmühle bezeichnen.
    Das führt dann häufig dazu, dass die Qualität der Blogs in zahlreichen Blogrolls sehr zu wünschen übrig lässt.
    Manchmal existieren die Hälfte der Blogs gar nicht mehr.
    Wenn jemand den Mut hat seine Blogroll nur nach qualitativen Aspekten zu gestalten, dann ist die Blogroll ein bereicherndes Element für jeden Leser.

    Also, wie sieht es aus? Warum stehe ich eigentlich nicht auf deiner Blogroll :o)

    Like

    • Guter Hinweis, wahrscheinlich ist das das Problem vieler Blogrolls, dass sie irgendwie auf Gegenseitigkeit beruhen, eine Art Dankeschön fürs Verlinken, unabhängig von der Qualität. Das ist ungefähr so überflüssig wie sich auf Twitter für Retweets oder Gespräche zu bedanken …

      Like

  5. Wenn ich mit etwas Verspätung auch noch einen Groschen in den Hut werfen darf ;)

    Ich mag Blogrolls, wenn sie gut gepflegt sind (keine toten Links, nicht zu umfangreich) und ein Mindestmaß an Layout oder Struktur haben. So eine Blogroll dient ja nicht nur dazu, die Seiten zu verlinken, die man gut findet bzw. liest, sondern ist auch eine Möglichkeit der Selbstdarstellung. Was ich lese sagt sicher einiges darüber aus, wie ich ticke, wofür ich mich interessiere, was mir wichtig ist. Das macht, glaube ich, ein Blog zugänglicher.

    Linktausch finde ich bescheuert. Wenn jemand mich verlinken will, gerne. Aber wenn ich dessen Blog doof finde, will ich nicht wegen der Gegenseitigkeit auch darauf verlinken müssen. Und ich will auch nicht bewerten und aussortieren müssen, wen ich zurückverlinke und wen nicht. Deshalb spielt die Frage, ob jemand mich verlinkt, für die Gestaltung meiner eigenen Blogroll keine Rolle.

    Like

Und jetzt sag deine Meinung:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..