Was kostet eigentlich eine Tasse richtig guter Kaffee?

Kürzlich habe ich ja ein paar Worte über den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Kaffee geschrieben. Und Gutes hat bekanntlich seinen Preis. Können wir uns einen guten Kaffee also leisten oder stürzt uns dieses Genussmittel in den Ruin?

Der durchschnittliche Deutsche trinkt 150 Liter Kaffee im Jahr. Und er trinkt ihn natürlich möglichst billig. Ein smartes Telefon für 500 Euro? Kein Problem! 10 Eier für mehr als 1 Euro? Die Welt geht unter! Im Schnitt zahlt der Deutsche 2,63 Euro für einen Liter Wein. Und eine Tasse Filterkaffee zu brühen, kostet gerade mal 10 Cent, kann man im Web lesen.

Echt jetzt? 10 Cent? Kann das stimmen? Und ist das dann ein vernünftiger Kaffee oder saure Discounter-Billig-Plörre, das Kaffee-Pendant zum 99 Cent-Tetrapak-Wein von Norma, das vielleicht der Durchschnitts-Deutsche aufgrund des Packungsaufdrucks für Wein hält, aber ganz sicher niemand, der noch alle Geschmacksknospen beisammen hat. Rechnen wir’s also nach …

Brewing Ratio: 13 Gramm Kaffee für eine große Tasse

Wenn schon Tassen, dann richtige Tassen
Wenn schon Tassen, dann richtige Tassen

Ich trinke Kaffee nur aus ordentlichen Tassen. Diese Becher mit Henkel, ihr wisst schon. Da passen zwischen 200 und 250 ml Kaffee rein, einigen wir uns zum Rechnen mal auf 200 ml. Wie viel Kaffee braucht man für so eine Tasse? Allgemeine Empfehlungen für die so genannte Brewing Ratio lauten: Ca. 60 Gramm Kaffee für 1 Liter Wasser. Macht also 12 Gramm pro Tasse. Ich mag’s ein bisschen stärker, einigen wir uns auf 13 Gramm, und das entspricht tatsächlich ziemlich genau den 2 Esslöffeln Kaffeebohnen, die ich für eine Tasse mahle.

Nun zu den Kosten: 500 Gramm sehr guten, fair gehandelten Bio-Kaffee bekommt ihr für um die 12 Euro zum Beispiel bei Contigo oder Coffee Circle. Macht pro Tasse 31 Cent.

Mit Amaroy von Aldi geht’s auch billiger

Kaffeekapseln - viel Müll für viel Geld
Kaffeekapseln – viel Müll für viel Geld

Und geht’s auch billiger? Na klar, liebe Schnäppchen-Deutsche. Greift doch zu Tchibos Beste Bohne für aktuell 4 Euro die 500 Gramm-Packung oder zu Aldis Amaroy für 3 Euro, dann kostet die Tasse nur noch 10 Cent bzw. 8 Cent. Da ist er also, der oben genannte Billig-Preis.

Und teurer geht’s natürlich auch, denn der Deutsche liebt Technik, daher liebt er auch Kapselsysteme. In diesen Kaffeekapseln steckt übrigens oft ein ganz okayer, wenn auch nicht überragender Kaffee, und dennoch sind die Preise beachtlich: Versucht man auf eine vergleichbare Menge Kaffee zu kommen, zahlt man bei Nespresso 74 Cent, bei Tassimo 33 Cent oder bei Nescafe Dolce Gusto 30 Cent*. Für diesen Preis bekommt ihr allerdings weder Bio noch Fairtrade, dafür aber jede Menge schwer recyclebaren Müll. 4.000 Tonnen pro Jahr in Deutschland, um genau zu sein.

Fazit: Gut, Bio, Fair, ohne Müll: Kaffee für 31 Cent

Fazit: Ihr habt die Wahl. Guten Kaffee für 10 Cent bekommt ihr genauso wie guten Wein für 2 Euro: gar nicht. Mit rund 30 Cent pro Tasse aber seid ihr dabei: großes Geschmackskino, frische und langsame Röstung, keine Pestizide, faire Bezahlung für die Kleinbauern vor Ort. Das, ihr Lieben, solltet ihr euch wirklich leisten …

Und hier könnt ihr nochmal nachlesen, wo ich den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Kaffee sehe.

*Berechnungsgrundlage: Nespresso, Vivalto Lungo, 110 ml, 0,37 €; Tassimo Jacobs Krönung XL, 16 Getränke = 5,29 €; Nescafe Dolce Gusto Grande Caffe Crema, 16 Kapseln = 4,79 €

12 Gedanken zu “Was kostet eigentlich eine Tasse richtig guter Kaffee?

  1. Diese Kaffeetabs Maschinen gehören echt verboten – oder es müsste auf den Maschinen drauf stehen, wie viel eine Tasse kostet – dann würden die Dinger in den Verkaufsregalen verrotten.
    Ich hatte mir vor Jahren mal so ein Teil gekauft – schien das Mega-Angebot zu sein (so von wegen Geiz ist Geil). Maschine für 60 Euro und noch einen Gutschein für 30 Euro Kaffee den man direkt auf der Webseite des Herstellers bestellen konnte. Eine Woche später kam ein Riesenkarton, der gefühlt „nichts“ wog. Zum einen war das, was für 30 Euro ankam sehr überschaubar – wenn man vom ganzen Verpackungsmüll absah, zum anderen musste für einen Latte Machhiato sowohl ein Tab Espresso und ein Tab Milch genommen werden. Das sah zwar aus wie ein Latte Machhiato – aber damit war die Ähnlichkeit auch schon vorbei. Die Plörre schmeckte nicht. Dazu ein Preis pro Tasse von ca. 80 Cent.
    Wesentlich günstiger ist da der French Press, den ich vom Preis/Geschmacksverhältnis am besten finde. Selbst ein Kaffeevollautomat schlägt trotz der hohen Anschaffungskosten im Tassenpreis die Müllschleudern. Nicht im ersten Jahr – aber im zweiten Jahr ist man finanziell im Plus. Umwelzschutzmäßig natürlich schon ab dem ersten Tag.
    Was den Kaffeepreis angeht, ich nehme Kilo-Packungen, die ich normalerweise für meinen Vollautomaten nutze. 1 Kilo Lavazza oder ähnliche Sorten kosten um die 16 Euro. Es gibt aber auch gute Sorten für 13 Euro. Da ist man pro Tasse bei ca. 16 Cent.(wenn man bei deinen 12 Gramm pro Tasse bleibt). Wenn man da am Tag 5 Tassen Kaffee trinkt und bei jeder 34 Cent spart – wenn man für die Tab-Dinger im Schnitt 50 Cent ansetzt – , kommen sagenhafte 620 Euro zusammen – nicht zu glauben, was?

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    • Ja, die Kapsel-Maschinen sind genauso subventioniert wie zum Beispiel Drucker. Die bekommt man ja auch für 50 Euro hinterhergeworfen und zahlt sich dann an den Patronen dumm und dämlich …

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  2. So, nun habe ich SchwiMas unbenutzte Dekokaffeemühle eingeweiht und von einem Freund 500 g Kaffee aus einer kleinen Rösterei geschenkt bekommen.
    Schmeckt himmlisch! Die erste Tasse hatte ein Kakaoaroma.
    Wir experimentieren noch mit Mahlgrad und Menge.

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  3. Ich liebe Filterkaffee,das bedeutet ich habe eine Kaffeemaschine die kocht das Wasser und sie muß mit gemahlenem Kaffee aufgegossen werden. Der Geschmack ändert sich wesendlich durch viel Milch und Zucker.Ein Kaffee muß ohne Zutaten geschmeidig im Mund und nicht bitter schmecken.Je mehr Milch um so stärker der Kaffee. Logisch oder.Fazit: Geschmack ist relativ.

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  4. Klingt vielleicht nach Aufwand, lohnt sich aber wirklich: Die einzelnen Portionen frisch mahlen und per Hand aufbrühen. Denn gerade wenn man einen eher geringen Kaffeeverbrauch hat, lohnt sich die Anschaffung einer Kaffeemühle und eines \“Handfilters\“.

    Bohnen halten ihr Aroma länger als fertig gemahlener Kaffee, deshalb der Tipp mit der Mühle. Bei der Wahl der Kaffeemühle besser eine mit einem Kegelmahlwerk nehmen, denn in den Schlagmühlen (die mit den \“Messern\“) wird der Kaffee unnötig heiß und verliert damit wieder Aroma.

    Die Kaffeemenge kann je nach Geschmack varrieren, mancher begnügt sich mit einem Kaffeemaß Bohnen pro Becher (was 1 1/2 bis 2 Tassen entspricht), andere nehmen gleich ein ganzes Kaffeemaß voll pro Tasse bzw. 2 pro Becher. Da solltest du einfach probieren, bei welcher Menge dir der Kaffee am besten schmeckt. Die Geschmäcker sind einfach zu verschieden, um da die \“ideale Menge\“ festzulegen, finde ich.

    Wasser frisch aufkochen, bei hartem Wasser wirkt etwas Natron \“besänftigend\“. Kaffee derweil frisch mahlen, Kanne heiß ausspülen, den mit Kaffeemehl gefüllten Filter aufsetzen. Das Wasser nach dem Aufkochen kurz abkühlen lassen (auf 90 – 95 Grad) und damit das Kaffeemehl überbrühen, kurz warten, dann erst weiter aufgießen. Kocht das Wasser beim Aufgießen, verflüchtigt sich das Aroma, deshalb das kurze Abkühlen.

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