Ach, und übrigens … (31): Zerschlagt Google!

Über EU-Parlamentarier im Digital-Delirium und einige Reaktionen zu ihrer karnevalesken Forderung, Google zu zerschlagen …

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Ich war gerade drauf und dran, mich mal wieder so richtig aufzuregen. Ihr könnt euch das so wie im Comic vorstellen, wenn der Kopf beginnt zu zischen und zu qualmen und sich lauter Blitze, Sternchen und Totenköpfe in der Luft materialisieren, und wenn sich dann der aufgestaute Druck mit einem Knall entlädt und die Comicfigur fett und in Versalien ihren Frust herausbrüllt: GEHT’S NOCH, HIMMEL, HERRGOTT, SAKRAMENT, KRUZIFIX, VERDAMMTE HACKE !?!

Der Grund für meinen comicartigen Erregungszustand: Das EU-Parlament fordert mehrheitlich eine Zerschlagung von Google. Das könnte man für eine Meldung in der Heute Show halten, für eine Postillon-Nachricht oder für einen mittelguten Witz in der Büttenrede des 2. Vorsitzenden des Karnevalsvereins Ginsheim-Gustavsburg. Es ist aber Meinung und Wille des europäischen Parlaments, das ich in Sachen Digital- und Wirtschaftskompetenz damit ähnlich ernst nehmen kann wie besagten Karnevalsverein.

Würden sich diese Parlamentarier auch nur ansatzweise als Volksvertreter verstehen, müssten sie erst mal zur Kenntnis nehmen, dass Google in den letzten 10 Jahren das digitale Leben vieler Menschen massiv verändert hat – und zwar zum Besseren. Über die Suche findet man schnell, was man sucht. YouTube ist eine fantastische kostenlose Plattform, die den Medienkonsum vieler (etwa meiner Kinder) disruptiv verändert hat. Gmail bietet nahezu unbegrenzten Speicherplatz und enthebt einen durch die integrierte Suche der Frage, was man wann löschen oder wohin sortieren soll, um den Überblick zu behalten. (Mein vorheriger deutscher Mail-Anbieter bot in Summe 12 MB (!) kostenlosen Speicherplatz, wer mehr wollte, musste zahlen.) Google maps bietet buchstäblich Orientierung in jeder Lebenslage. Über Google Drive bekomme ich Online-Anwendungen, die ich früher von Microsoft kaufen und mühsam installieren musste. Google Chrome ist der schnellste Browser der Welt. Und … und … und …

Übrigens wird kein deutscher oder europäischer Anwender mit vorgehaltener Waffe gezwungen, die Google-Suche zu nutzen, deren Marktanteil in Deutschland nach wie vor über 90% liegt. Die Deutschen machen das freiwillig, oft genug vermutlich unreflektiert. Aber wenn sie wollten, könnten sie auf eine alternative Suchmaschine umsteigen und damit dem Google Geschäftsmodell den Boden entziehen. Wollen sie aber nicht. Umgekehrt hat Google übrigens auch keinen europäischen Wettbewerber mit Waffengewalt daran gehindert, ähnlich nützliche Dienste zu erfinden, die der Nutzer lieber mag als die von Google, was für Googles Geschäftsmodell ebenfalls ein Problem hätte sein können. Und zum dritten mal übrigens gibt es selbstverständlich diverse digitale Geschäftsfelder, in denen Google nicht erfolgreich ist: Google+ als soziales Netzwerk ist keine ernsthafte Konkurrenz für Facebook. Google hat keinen erwähnenswerten Messenger wie What’s App im Portfolio. Und Google stellt immer mal wieder Dienste wie den Google Reader wegen Erfolglosigkeit ein. Das passt nicht so recht zur Google-Stilisierung als finsterer, allmächtiger und alles verschlingender Darth Vader, die Politiker und Vertreter der alten Medien gerne an die Wand malen.

Natürlich ist Google kein Wohlfahrtsverein und will Geld verdienen. Vor allem mit Anzeigen, für deren Optimierung Nutzerdaten verarbeitet werden. Es ist legitim, das kritisch zu sehen und regulieren zu wollen. Und es ist sinnvoll und nötig zu überwachen, dass Google seinen hohen Marktanteil bei der Suche nicht dazu nutzt, Wettbewerber in anderen Märkten zu verdrängen, zum Beispiel indem deren Angebote in den Trefferlisten benachteiligt werden.

Aber zerschlagen? HIMMEL, HERRGOTT … Die letzte nennenswerte Zerschlagung einer US-Firma gab es kurz vor dem 1. Weltkrieg. Wir haben es hier also mit einem wirklich modernen und zeitgemäßen politischen Steuerungsmittel zu tun.

Andererseits: Wer hätte etwas anderes erwarten wollen von europäischen und deutschen Politikern? Schon im Mai phantasierte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel von einer Zerschlagung von Google. Deutschland, das Land der Digital-Analphabeten, in dem Verlagslobbyisten der Springer-Presse Anti-Google-Gesetze durchsetzen können; in dem von Netzausbau weit und breit nichts zu sehen ist; in dem als einzigem Land der Welt freie WLANs durch die „Störerhaftung“ unmöglich gemacht werden; das einen Schwaben namens Günther Öttinger nach Brüssel schickt und dort zum EU-Kommissar für Digitalwirtschaft macht, wo er in jedem zweiten Statement beweist, dass er von den Herausforderungen der Digitalisierung so viel Ahnung hat wie ein Maulwurf von Quantentheorie.

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Wie gesagt, ich war drauf und dran mich aufzuregen und zur Druckentlastung einen Blogbeitrag zu schreiben. Aber dann habe ich gesehen, dass sich Nico Lumma schon aufgeregt und all das geschrieben hat, was ich auch schreiben wollte. Zum Beispiel das hier:

Nur tut mir bitte mal einen Gefallen, wenn Ihr Eure Zerschlagungsphantasien in den Zeitungen Europas publiziert, wenn ihr in den Parlamenten wettert und in den Hinterzimmern der Republik geheimnisvoll tuschelt. Tut mir bitte mal einen Gefallen. Denkt mal darüber nach, wie es passieren konnte, dass eine Firma, gegründet von zwei Doktoranden vor 16 Jahren so schnell so groß und so wichtig werden konnte für die Nutzer auf dieser Welt, dass ihr sie zerschlagen wollt! Und dann stellt Euch mal ein paar einfache Fragen: warum ist keine deutsche Firma so groß wie Google? Warum ist keine französische Firma so groß wie Google? Warum kommt abgesehen von MP3 kein Standard der digitalen Welt aus Deutschland? Warum kommt keine nennenswerte digitale Technologie aus Deutschland? Warum haben wir so wenig Glasfaserausbau in Deutschland, dass wir noch nicht mal auf den europäischen Vergleichsstastiken verzeichnet werden? Warum sind unsere Schulen immer noch ein Hort der Technologiefeindlichkeit? Warum haben junge Leute kaum Interesse an der digitalen Wirtschaft? Wo Ihr doch neuerdings immer erzählt, dass das Digitale so wichtig sei und dass dort die Jobs der Zukunft entstünden!

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Man könnte auch kürzer mit Sascha Lobo von einem „Quatschgesetz“ reden und sich über den digitalen Protektionismus in der EU echauffieren.

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Man könnte wie Till Knipper in Cicero in dieselbe Kerbe hauen:

Statt die Gründung von Unternehmen zu erleichtern, die digitale Infrastruktur durch die Bereitstellung schnellerer Netze zu verbessern und die Bereitstellung von Wagniskapital für junge Start-Up-Unternehmen zu fördern, reagiert die europäische Politik lieber mit protektionistischen Mitteln. Sie versucht die Gunst der Wähler mit billigen, populistischen Formeln zu erheischen wie: Zerschlagt Google!

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Und man könnte sich natürlich wie der US-Publizist Jeff Jarvis Sorgen machen:

Ich mache mir Sorgen um Technologie in Deutschland. Ich befürchte, dass der Protektionismus, der von Institutionen ausgeht, die vom Internet bedroht werden – das sind vor allem Medienkonzerne und die Regierung – sowie die zunehmende kulturelle Technopanik zu schlechter Gesetzgebung, unnötiger Regulierung und gefährlichen Präzedenzfällen führen wird. Und dass ein feindliches Umfeld entsteht, in dem Technologen, Investoren und Geschäftspartner nur sehr vorsichtig in Deutschland investieren und arbeiten wollen.

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In Ach, und übrigens (30) ging es passenderweise um lauter Verrückte …

24 Gedanken zu “Ach, und übrigens … (31): Zerschlagt Google!

  1. So wie dem Blitz der Donner folgt, so musste es wieder bemüht werden, das Unwort der sog. Technologiefeindlichkeit (siehe hierzu mein Blog-Beitrag http://wp.me/pSl3C-gb).

    Um es vorweg zu nehmen: das Versagen liegt natürlich auch in der Politik oder der Art, wie wir Demokratie leben. Aber klar ist auch, dass der Politik, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, unter Umständen halt nur noch Offenbarungseide übrig bleiben, um eine Regulierung des Marktes herzustellen.

    Woran ich mich störe ist nicht die durchaus berechtigte Infragestellung solcher Gesetzesvorhaben, sondern die Ignoranz der möglichen Gefahren, die dieses unkontrollierte Agieren international tätiger Konzerne hervorbringt und der Mangel am Aufzeigen wirklich funktionierender Alternativen, die alle Seiten im Blick haben:
    – das Recht des Unternehmens Profit zu erwirtschaften,
    – das Recht des Verbrauchers auf seine informationelle Selbstbestimmung und
    – das Recht etablierter Branchen auf Einhaltung wettbewerbsrechtlicher Rahmenbedingungen.

    Ein paar Anmerkungen zu Deinen Ausführungen:

    1. Es ist nicht nur diese böse böse „Politik“! Dass ein Konzern einmal „zerschlagen“ werden sollte, ist noch gar nicht so lange her, und der Konzern hieß Microsoft. Und das wurde von vielen Wettbewerbern (sic!) und der Politik sehr begrüßt, weil der Konzern seine Marktposition in manchen Bereichen missbraucht haben soll. Auch ein Beispiel dafür, wie nicht nur die Politik selbst sondern auch die Konkurrenz mit Hilfe der Politik Unternehmen dazu zwingt, unsinnige Dinge umzusetzen (z. B. die Rückgängigmachung der Integration des Internet-Explorer in das Betriebssystem)

    2. Ende der 90er Jahre wurde ein international agierender, wenn auch nicht reiner US-Konzern zerschlagen, nämlich Mannesmann. Dieser agierte seinerzeit als Mischkonzern u. a. auf dem Mobilfunkmarkt (D2, für diejenigen, die sich noch erinnern) mit extremer Marktmacht in Europa. In der Folge gab es auch für Vodafone kartellrechtliche Trennungen von der britischen Orange und von der französischen Telecom.

    3. Jeff Jarvis Gastbeitrag habe ich vor einigen Tagen gelesen. Ich stimme ihm in vielen Dingen zu, aber ich widerspreche seiner Auffassung, es handle sich um sog. „Fortschrittsfeindlichkeit“. Im Grunde sagt er, ihr Europäer wart zu langsam, und nun versucht ihr durch unsinnige Gesetztesvorhaben wieder einen Gleichstand herzustellen. Womit er Recht hat. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich die heute agierenden Platzhirsche die Märkte unter anderen dadurch erobert haben, dass sie im quasi rechtsfreien Raum agierten und die nicht regulierte Internetsituation maximal ausgenutzt haben.

    4. zu Uber, auch weil Jeff Jarvis dieses Beispiel anführt: Uber missachtete zuerst einmal Gesetze und Verordnungen, die aus gutem Grund existieren. Dann wurden sie per Einstweiliger Verfügung aufgefordert, den Dienst einzustellen – was sie ebenfalls und sogar öffentlich missachteten. Gesellschaftliche Verantwortung? Wie bitte? Seit wann muss ein Unternehmen gesellschaftlich verantwortlich handeln? Alles mitnehmen und verbrannte Erde hinterlassen! Das ist die Devise. Blöd nur, dass wir Verbraucheridioten nicht merken, dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen.

    Alle möglichen und reellen Nachteile werden entweder kleingeredet, ignoriert oder wie in den meisten Fällen als Technologiefeindlichkeit abgestempelt. Die Lösung die oftmals angeboten wird lautet: der Markt reguliert sich selbst – ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Wo befindet sich diese Partei gerade, die das jahrelang propagiert hat?

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    • Ich ahnte schon, dass wir hier unterschiedlicher Meinung sein werden ;-)

      Du müsstest mal etwas genauer erklären, was du mit Gefahren meinst, die von diesen „internationalen Konzernen“ ausgehen. Sonst klingt das so pauschal ein bisschen nach Schwarz-Weiß-Malerei und Weltverschwörung. Ich sehe alle möglichen Gefahren, die von Regierungen und Nachrichtendiensten ausgehen. Aber von Unternehmen?

      Wo wir uns nicht einig werden, ist die Bewertung alter Besitzstandswahrer vs. neuer Herausforderer. Du sagst, die neuen erschleichen sich ihre Vorteile. Das Beispiel Uber ist schon sehr speziell. Nehmen wir doch lieber MyTaxi, das die alten Eliten aka Taxizentralen auch hassen und verhindern wollten. Mein Verdacht ist, dass die Alten häufig zu träge sind, um innovativ zu sein. Die Taxizentralen hätten auch selbst auf die Idee kommen können, den Kunden via Apps Taxifahrer zu vermitteln. Aber die Musikindustrie hätte ja auch auf die Idee iTunes kommen können …

      Zu deinen anderen Anmerkungen:

      Weder Microsoft noch Mannesmann wurden zerschlagen, jedenfalls nicht von einer politischen Kraft. Microsoft gar nicht, man hat die Browser-Kopplung mit dem Betriebssystem reguliert, und zwar zu Recht. Und Mannesmann wurde in Folge einer feindlichen Übernahme umstrukturiert und aufgeteilt.

      Und was den rechtsfreien Raum angeht: Du sagst, Google & Co nutzen ihn (falls es ihn überhaupt gibt). Ich sage, manche Etablierten biegen sich den Rechtsraum durch Lobbyarbeit zurecht, vor allem die Verlagsvertreter. Das Leistungsschutzrecht, inhaltlich-fachlich ein Witz. Sehr hübsch auch, dass die Verleger (wer sonst) für ihre Zeitungsausträger eine Ausnahme vom Mindestlohn bis 2017 bekommen haben. Der Rest der Republik zahlt Mindestlohn, nur die Verlagsbranche würde zugrunde gehen angesichts so einer Zumutung. Das IST Protektionismus pur, und ich finde dieses Gebahren nicht anständiger als z.B. den äußerst flexible Umgang mancher Digital-Firmen mit deutschem Datenschutz.

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      • Ok, nacheinander (mit iPhone, Tippfehler seien verziehen):

        Gefahren, die von International agierenden Unternehmen ausgehen: Du hast Recht, zu unkonkret. Gemeint sind Unternehmen, die Daten und Informationen sammeln. Wissen, das aus diesen Daten und Informationen generiert werden kann, bedeutet Macht. Die Frage ist, ob es gut ist, das eben private Unternehmen diese Macht besitzen. Der verantwortungsvolle Umgang insbesondere mit den Daten kann aufgrund immer wieder auftretender Sicherheitsprobleme als nicht existent bezeichnet werden. Es ist eine Frage der Zeit, wann sensible personenbezogene Informationen in die falschen Hände gelangen werden.

        Besitzstandswahrer: das stimmt zum Teil. Viele haben hier gepennt. Es liegt aber auch daran, dass wir andere Rechtslagen haben, um die sich insbesondere amerikanische Firmen einen feuchten Kehricht scheren. Es hat Methode, dass zuerst geschossen und dann gefragt wird. Die Analogie zum Waffengebrauch ist beabsichtigt ;-) Man sehe sich nur das Verhalten von Facebook an, was den Umgang mit den immer wieder geänderten persönlichen Einstellungen betrifft (Stichwort Opt in/out). G+ ist im Übrigen nicht viel besser.

        MS und Mannesmann: MS hatte ich in den Konjunktiv gesetzt, klar sie wurden nicht zerschlagen. Bzgl. Browser-Kopplung kann ich zu anderer Zeit mehr sagen. Nur soviel: erst durch die Diversität bei den Browsern sind neue Probleme entstanden. Mannesmann wurde zwar auch nicht unter diesen Namen, aber nach der Übernahme durch Vodafone sehr wohl staatlich verordnet zerschlagen.

        Mit MyTaxi bin ich nicht ganz bei Dir. MyTaxi hat z. B. eine Funktion eingeführt, die es erlaubt, dass sich Fahrer gegenseitig unterbieten, indem sie mehr vom Umsatz an MyTaxi abtreten! Ich halte das für fatal, zumal zwar der Kunde den niedrigsten Preis bekommt, die Branche aber insgesamt aufgrund der vielen Taxikonzessionen ohnehin überbelegt ist. Als regelmäßiger Taxinutzer stelle ich fest, dass der Großteil der Fahrer mittlerweile Geringverdiener sind, oder die nur nebenbei fahren, also nicht im Sinne eines Unternehmens gewinnorientiert. Übrigens habe ich mit Taxizentralen nur gute Erfahrungen. Die nehmen übrigens weniger als MyTaxi und haben m. E. mehr Leistungen, aber das müsste man sich im Detail anschauen.

        Rechtsfreier Raum: der existiert einfach, weil die Entwicklungen so rasend schnell vorangehen, dass die Rechtsprechung einfach nicht hinterher kommt, geschweige denn versteht, was da alles passiert. Stichwort YouPorn Abmahnungen. Meine These ist, dass euopäische Unternehmen in Kenntnis bestimmter Rechtslagen weniger offensiv vorgehen, als amerikanische Firmen, die schlicht nicht wissen oder ignorieren, was ihrer Auffassung widerspricht.

        Lies mal meine Buchenpfehlung. Damit wird klar, warum wir vorsichtig sein müssen mit diesem Technologiewandel, denn das ist es, worum es geht.

        Hast Du übrigens Christopher Lauers Antwort auf Jeff Jarvis Beitrag auf ZON gelesen? Etwas überspitzt, aber im Grunde nicht ganz falsch. ;-)

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      • Ja, das Buch muss ich mal lesen. Ich schätze aber, wir werden uns nie ganz einig werden, macht ja auch nichts. Es liegt vermutlich daran, dass ich Technologie-Optimist bin (du kannst Technologie auch streichen). Ich glaube tatsächlich, dass uns viel von diesem neumodischen Zeugs weiterhilft. Du bist vermutlich eher Technologie-Pessimist oder sagen wir Technologie-Skeptiker – das klingt netter ;-) Tatsächlich würden wir beide uns natürlich als Realisten bezeichnen, das klingt ebenfalls netter, rationaler, ausgewogener. Also sind wir Realisten mit leichter Tendenz zum Technologie-Optimismus und -Pessimismus. Daher könnten wir jahrelang über jedes einzelne Beispiel diskutieren, denn die Fälle sind ja nie 1 und 0, schwarz und weiß, sondern immer bestenfalls 60:40. Und je nach Disposition bewertet man das dann unterschiedlich.

        Das zeigt sich zum Beispiel bei den Gefahren, nach denen ich gefragt habe. Tatsächlich sind das alles Konjunktiv-Gefahren. Ich behaupte mal mutig aus der Hüfte geschossen, dass noch kein einziger Mensch durch Google oder Facebook einen echten Nachteil erlitten hat. (Aber definitiv einige Vorteile.) Wurden jemals von Google & Co erfasste personenbezogene Daten zum Risiko für eine Person? Wenn man mal personalisierte Werbung nicht als Risiko betrachtet? Ich glaube nicht. Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen. Gefahren gibt es, aber die gehen nicht von der Privatwirtschaft aus, sondern von staatlichen Stellen, darüber habe ich ja ausführlich geschrieben (https://buggisch.wordpress.com/2013/12/16/no-more-secrets/). Das ist kein Appell, naiv zu sein und den Firmen alles durchgehen zu lassen. Natürlich muss man sich Gedanken machen, welche Gefahren entstehen könnten und entsprechend vorsorgen. Aber man sollte auch die Kirche ein bisschen im Dorf lassen. Die reflexartige deutsche technologiefeindliche (meine Wahrnehmung) Haltung ist aber: Oh nein! Mein Haus in Google Streetview, herrjeh! Verpixeln!

        Noch ein Beispiel, dann lass ich es gut sein: Dieses Blog. Das ist amerikanische Technik auf amerikanischen Servern. Und natürlich schert sich auch WordPress nicht um deutschen Datenschutz und speichert ohne dein Einverständnis deine IP-Adresse, deinen Namen und deine Mail-Adresse auf US-Servern, wenn du hier kommentierst. Bei einer Abwägung von Chancen und Risiken sind wir beide offenbar zum Schluss gelangt, dass die Chancen überwiegen und wir mögliche Risiken, was mit unseren Daten alles passieren könnte, dafür in Kauf nehmen. Und das völlig zu Recht, denn WordPress ermöglicht es uns für wenig Geld hier interessante Diskussionen zu führen. Viele Interessante Diskussionen kommen hier auch nur zustande, weil jemand dieses Blog über Google gefunden hat und dann hängen bleibt. Das wäre vor ein paar Jahren noch nicht möglich gewesen. Ich bin ganz froh, dass WordPress nicht gepennt hat, wie du schreibst. Und ich finde es schade, dass deutsche Firmen auch bei diesem Beispiel schlummern. Ich werde sie aber nicht aus dem Tiefschlaf wecken, indem ich die wachen Unternehmen bestrafe, bedrohe, beschimpfe oder zu Tode reguliere.

        Ach, einen hab ich noch: Vom Scheitern einiger FDP-Politiker auf ein Scheitern des (Wirtschafts-)Liberalismus zu schließen, halte ich für gewagt. Mir fallen spontan ungefähr 1.000 Beispiele ein, wo staatliche Regulierung und Subvention zu eher mehr als weniger Problemen geführt haben und führen. Zwischen „Der Markt reguliert sich selbst“ und „Der Staat reguliert alles“ (und zerschlägt, was ihm nicht genehm ist) gibt es ja viele denkbare Abstufungen.

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      • Ich habe eine Illusion- und das ist letztlich die Antwort auf „No more secrets“: ich träume von einem sozialen dezentralen Netzwerk und dezentralen Suchmaschinen, in der der Benutzer bestimmt, wer was sieht und nicht Facebook oder Google. Es gibt dazu spannende Ansätze, die m. E. auch funktionieren, wenn man von der zentralen Speicherung in der Hand eines einzelnen Unternehmens wegkommt.

        Ich bin übrigens kein tendenzieller Technologiepessimist, ich glaube nur nicht die Botschaften, die uns schlaue Marketingstrategen laufend über die Medien präsentieren, und die uns suggerieren, dass alles noch weißer als weiß wird ;-) Ich habe Facebook lange ausprobiert und komme heute ohne sehr gut klar. Ich lege keinen Wert auf Facebook-Freunde“ sondern reale menschliche Beziehungen. Und dazu brauche ich kein FB mit Edge-Rank (wie Du ja selbst leidvoll erfahren hast ;-)

        Eine Frage noch.

        Welches Fernsehen ist besser:
        Das, das Werbung verkauft, um Fernsehen zu produzieren, oder das, das Fernsehen macht, um Werbung zu verkaufen?

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  2. …also, ich kann Raul gedanklich besser folgen ! Und woher kommt es eigentlich, dass richtig und erlaubt sein muß, was Umsatz generiert und Nutzen suggeriert ?? Nur, weil es die Leute be_nutzen, ist ein gesellschaftlicher bzw. tatsächlicher Nutzen noch lange nicht sicher gestellt. Wer die Schwarm-Blödheit systematisch analysiert und verkauft/verwendet gehört kontrolliert bzw. reguliert. Die Zerschlagungsforderung ist natürlich nur ein (zugegeben albernes!) politisches Manöver und keine ernsthafte Absichtserklärung. Aus meiner Sicht geht es nicht um „Optimisten“ und „Skeptiker“, sondern pragmatisch um Risikofolgeabschätzung und dabei können Risiken natürlich unterschiedlich bewertet werden. Die Intransparenz bei der Datenverwendung erzeugt diese unterschiedlichen Perspektiven sogar zwangsläufig. Google & Co. sind die letzten Zuckungen des kontrollsüchtigen, weil untergehenden amerikanischen Imperiums … in 50 Jahren gehören die den Chinesen und dann will die „Technologie“ keiner mehr ; -)

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  3. Was bei Google kostenlos ist, das bezahlen Nutzer mit Ihren Daten.

    Das klingt erst einmal harmlos.

    Wer sich aber genauer damit beschäftigt, der erkennt, welche Macht das Unternehmen damit bekommt. Da geht es um psychologische Manipulation und Multi Level Marketing.

    Google doch mal „Empfehlungsmarketing wirkt auf allen Ebenen“. In dem Blog-Beitrag geht es zwar um menschliche Vertriebsprofis, doch mit den Berechnungsmethoden vom Suchmaschinen-Konzern lässt sich das noch optimieren. Da ist dann irgendwann Schluß mit lustig und kostenlos.

    Ich fürchte, dass viele Nutzer nicht ahnen, was ihre Daten über ihre Bedürfnisse verraten.

    P.S. Ich liebe Technik die mir das Leben erleichtert. Optimist bin ich auch. Nur auf Empfehlungsmarketing reagiere ich inzwischen sensibel.

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    • Guter Kommentar. Aber beim Thema Tracking und Daten zu Marketing Zwecken hört es noch lange nicht auf bei Google. Dieser psychopathische Großkonzern (Empfehlung die Doku „the Corporation„) hat mittlerweile fasst überall die Finger drin. Bis in die Rüstungsindustrie geht das. Der Claim „Don’t be evil“ ist eine Täuschung, eine Verdrehung der Tatsachen (so wie es metaphorisch der Teufel schon immer tut und am besten kann) und eher als eine Aussage zu betrachte, wie das „Bist du nicht für uns, dann bist du gegen uns!“ von DUBYA. Dieser Slogan ist einfach nur ein üblicher Hirnfick von Marketing Leuten. Weiter nichts.
      Wie fängt man den am leichtesten Narren? Bestimmt nicht, in dem man ihnen nichts gutes tut.

      Es wird Zeit, dass man Google Einhalt gebietet. Aber ich merke gerade…. Warum schreib ich das überhaupt, wenn ich hiermit hier vermutlich sowieso auf völliges Unverständnis stoßen werde.

      In diesem Sinne mach ich mich wieder vom Acker ähhhh Blog.

      Chiao….

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      • Vielleicht leben viele Menschen bereits wie Gänse, die von ihrem Züchter gut genährt werden und sich garnichts böses dabei vorstellen wollen. Dann kommt irgendwann das Martins- bzw. Weihnachtsessen und der Traum ist aus.

        Am Ende können die armen Gänse niemandem mehr davon berichten. Bei genauer Betrachtung ist es aber logisch, dass der Züchter Eigeninteressen hatte.

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      • Schöne Metapher, das mit den Gänsen – klingt nicht ganz so pöse wie mein „Narren“.

        Nicht direkt auf Google bezogen, aber indirekt passt es wie die Faust aufs Auge ;)

        Und hier noch etwas zum „Traum“.

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      • Ja, Bio, das sehen wir wohl ähnlich.

        Was Google und die Praktiken des Konzerns angeht,
        empfehle ich das Buch „Die Abwicklung“ bzw. das Original „The Unwinding“ von George Packer. Dort lässt er z.B. auf Seite 449 (3. Deutsche Auflage) den PayPal-Mitbegründer Peter Thiel zu Wort kommen. Der kam mit etwas Abstand zu dem Ergebnis „Die Schaffung virtueller Welten ersetzte das, was zuvor im Fortschritt der physischen Welt zum Ausdruck kam. ‚Man kann sagen, das das ganze Internet eskapistisch ist‘ erklärt Thiel. ‘Wir haben all diese Internetfirmen geschaffen, und die Leute, die sie leiten sind alle einigermaßen autistisch, wir haben so viele kleine Asperger in diesem Geschäft, dass sich Firmen kaum um den Vertrieb kümmern. Es liegt seltsamerweise nicht in ihrer Natur sozial zu sein. Google ist dafür der Prototyp .‘ …“
        Damit niemand nachschlagen muss:
        „espakistisch“ ist jemand der der Realität entflieht.
        „Asperger“ ist eine spezielle Form des Autismus bei der Menschen teilweise außergewöhnliche Konzentrationsleistungen erbringen, aber gleichzeitig große Probleme im Bereich der sozialen Interaktion haben. Genau diese „Hochbegabten“ mein Thiel wohl mit den Aussagen.

        Thiel kommt weiter zu dem Ergebnis, dass wir eine „ziemlich kaputte reale Welt“ haben. „Und dann haben wir nur noch die virtuelle Welt, wo es überhaupt kein Zeugs mehr gibt, nichts, nur Nullen und Einsen im Computer, die man manipulieren und umprogrammieren kann, der Computer tut am Ende genau das, was du von ihm erwartest.“

        Die Gänse-Metapher habe ich übrigens selbst von der Truthahn-Metapher abgeleitet, die am 16. Dezember 2014 vom Handelsblatt in der Serie „Die größten Denker“ abgedruckt wurde. Das Beispiel stammt also eigentlich von Nassim Nicolas Taleb, einem ehemals großen Derivatehändler an der Wallstreet. Er ist nun finanziell vermutlich unabhängig (wie Thiel auch) und kann solche Gedanken frei formulieren.

        In diesem Sinne begebe ich mich nun für die Weihnachstage wieder in die reale Welt und versuche mein persönliches Umfeld etwas lebenswerter zu machen.

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      • Hallo vfalle.

        Heute hatte ich das Gefühl, ich sollte doch noch einmal hier vorbei schauen. Und will nun noch einen Kommentar anfügen.
        Vielen Dank für die Buchempfehlung! Klingt interessant und wenn ich es einmal in Händen halte, dann werde ich darin sehr wahrscheinlich lesen.

        Etwas zum den Begriffen „Asperger“ und „Autismus“.
        Sind wir nicht alle ein wenig „autistisch“ – zumindest und gerade die Männer?
        Ich zumindest kann mich erinnern darüber gelesen zu haben.
        Männer sind generell mehr an komplexen Dingen, Maschinen, Systemen usw. interessiert als die Frauen und können leichter darüber abtauchen und sich darin „verlieren“. So die These sehr verkürzt, auch weil ich sie nicht mehr gut im Gedächtnis habe.
        Wenn das nun den einen oder anderen beleidigt, dann könnte ich das gut verstehen und das ist auch der Hauptgrund, warum ich das nun schreibe.
        Asperger Syndrom, Autismus usw. sind begriffe aus der Psychiatrie, so wie das „psychopathisch“ von mir weiter oben, mit dem Unterschied, das Du damit Menschen beschrieben hast, ich beschrieb damit keine Menschen, sondern ein Ding. Eine nicht natürliche Person, ein rechtliches Konstrukt. Bitte nachschauen mit welcher Intention diese Dokumentation einst in „Angriff“ genommen wurde.

        Es ist natürlich klar, das Menschen mit Worten kommunizieren, die Ihnen geläufig sind und sie davon ausgehen, dass das Gegenüber diese Worte auch versteht, oder zumindest irgendwo nachschlagen kann und ich gehe nun einfach mal davon aus, dass Du dabei an nichts böses gedacht hast, z.B. „Diese Typen sind krank“ um ihnen quasi durch die Blumen das Etikett „Irre“ anzuheften. Denn das kann ich auch mit den so genannten „normalen“. Da muss ich nur Kurz Erich Fromm oder Friedrich Nietsche heraus kramen.

        Nur gibt es dabei aber ein Problem wenn man Menschen, Individuen so bezeichnet. Nicht jeder der solche Worte kennt und schon gar nicht diejenigen, die sie Nachschlagen müssen wissen etwas darüber, was nicht dem Mainstream, der Wissenschaftlichen Folklore entspricht. Und. Diese Folklore diesbezüglich ist veraltet, obsolet und falsch!
        Nach Jahrzehnte langer, intensiver Forschung gibt es keinen einzigen _validen_ Nachweis, weder für dies so genannten Krankheiten, noch für jede weitere die man so im DSM oder ICD 10 finden kann.
        Selbst, aber nicht nur, der Direktor des NIMH, Thomas Insel hat das schon in seinem Blog quasi zugegeben, dass man im Grunde nichts weiß und nur standardisierte „Diagnosen“ (im medizinischen Sinn), anhand beobachtetem Verhalten und dem geschilderten Erleben von vermeintlich „kranken“ Menschen hervor bringt. Nur. Wenn diese „Diagnosen“ denn wenigsten etwas mit Medizin und Wissenschaft zu tun hätte, dann wäre das für mich auch akzeptabel, wenn man nun erneut versucht diese „Diagnosen“ zu verbessern, es sind aber überhaupt keine Diagnosen im Medizinischen Sinn, es ist nichts weiter als studierter Humbug und allenfalls noch der fromme Wunsch wissen schaffen zu wollen.

        Ich will das nun etwas abkürzen, diesen Monolog, denn das Thema ist ein äußerst Komplexes und würde nun sicherlich hier auch wieder viel zu weit führen.
        Nur soviel noch an dieser Stelle.
        Dieser Mann ist nicht irgend ein „Wald und Wiesen“ Psychiater und man kann davon ausgehen, das er weiß wovon er spricht und sich das auch genau überlegt.
        Man kann in dem Artikel aber auch noch weiteres lesen um was es nun und eigentlich immer geht, um das Liebe Geld und dass dort massiv Forschungsgelder umgeleitet werden. Die Wissenschaftler, die hier lesen, sollten wissen was das im einzelnen genau bedeutet.
        Diesbezüglich sollte man sich vielleicht mit den „Schaltkreisen“ beschäftigen, wenn man in diesem Feld tätig ist. Wenn ich mich nicht täusche, wird dass in absehbare Zeit die noch derzeitige Wissenschaftsfolklore in dem Bereich ablösen bzw. erneuern.

        Für mich persönlich ist das einer der Hauptgründe, das Giralgeld bzw. Fiat Money, aber es geht bei der Psychiatrie gesamtgesellschaftlich gesehen auch immer um soziale Kontrolle. Ein recht aktuelles und „prominentes“ Beispiel wäre z.B. der Fall Gustl Mollath, aber es gibt viele andere Beispiele dazu. Bis hin zu den Opfern des Herrn Freeman mit seiner unsäglich bösen Lobotomie und darüber hinaus vielen anderen Menschen heute, die dank der Psychiatrie dem Tode näher sind als dem Leben.
        Im übrigen unterscheide ich zwischen Psychiatrie, Neurologie (echte biologische Schäden) und Psychologie.

        Ich „wünsche“ Dir schöne Feiertage in deinem Umfeld! Genau auf das kommt es an (Epigenetik, Psychologie, Soziologie etc.)

        Grüße.

        Anm.:
        Ich lese das jetzt nicht noch einmal durch. Fehler dürfen die Pädagogen, „Steißtrommler“ und andere „Anal-fixierte“ *HrHr* für sich behalten.

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      • Doch noch mal ich, weil ich etwas übersehen habe, bzw. vergessen habe anzusprechen.

        „[…]Er ist nun finanziell vermutlich unabhängig (wie Thiel auch) und kann solche Gedanken frei formulieren.[…]“

        Ich denke ich verstehe was Du damit sagen willst. Aber. Wie bei der Medaille mit immer 2 Seiten, gibt es immer auch ein aber. Hat auch etwas mit Logik zu tun.

        Vornweg. Ich kenne diese Menschen nicht persönlich, so wie auch Dich nicht oder irgend jemanden anderes hier. Tatsächlich kannte ich das Blog und die Individuen hier bis vor ein paar Tagen gar nicht. Ich formuliere hier also nichts, was auf irgendjemanden persönlich gemünzt ist. Es ist meine Meinung die ich mir bilde (eine Bewegung und nichts statisches (Er’Fahr’Ung) und auch keine Tatschenbehauptung.

        Zum einen. Menschen die sich (hauptsächlich) ums Geld (anderer) „sorgen“, also jeder Banker, Versicherungsvertreter, BWLer, Wirtschaftswissenschaftler usw. (Reihenfolge nicht exemplarisch und auch nicht weiter wertend), traue ich erst einmal nicht über den Weg. Vorschußvertrauen gibt es für mich nicht – Vertrauen verdient man sich.

        Für mich sind in deinem Satz mehrere, vielleicht sogar gravierende logische Fehler enthalten.

        1. Finanziell unabhängig.
        Ich denke du spielst dabei auf die Sorgen an. Jemand kann, weil er z.B. mit Geld gestopft ist wie ne Weihnachtsgans, machen, sagen, tun und lassen was er will und muss sich keine Sorgen darum machen, dass er jemandem auf die Füße Tritt der vielleicht für seinen „Unterhalt“ verantwortlich ist. Also wie in jedem Pyramidensystem dieser traurigen Gesellschaft. Von der Regierung, über die Firmen und Konzernstrukturen bis hin zur Familie mit dem Oberhaupt (nicht in jedem Fall kann man das so einfach beschreiben). Es gibt im Grunde immer irgendwelche Entscheidungsträger, Leithammel (wie Leitmedien), Bosse, Manager und ihre untergebenen. Das scheint das gängige Paradigma zu sein. Führungs- bzw. Zwangskräfte und die Volker (Folger), die überhaupt nicht wissen müssen, was denn „der da oben“ alles denkt, plant und macht und es sogar für ihn schädlich sein kann, wenn sie es spitz bekommen. Einige wollen es erst gar nicht wissen. Dummheit (nicht generell strafbar) und Angst macht gefügig.
        Für mich ist diese Metapher „finanziell unabhängig“ eine Art Dummsprech. Nachgeplapper. Nachäffen. Gerade diese Geldsäcke mit den prall gefüllten Geldspeichern sind es eben nicht. Sie sind niemals von diesen Geldmitteln unabhängig! Jeder weitere Hirnfick diesbezüglich läuft bei mir ins leere. Eine Manipulation (was erst einmal Wertneutral ist) funktioniert nur, solange der, der manipuliert werden soll sie nicht erkennt. Natur der Dinge.
        Kaufleute versuchen sich schon über die Jahrhunderte gegenseitig und alle anderen über den Tisch zu ziehen.
        Sie sind unabhängig von echten Freunden, wirklich auf freier Basis hilfsbereiten Menschen usw. weil man sich mit dieser Luftnummer Fiat Money, mittlerweile so gut wie alles kaufen kann, sogar Freunde, wenn man es darauf anlegt. Und das sehe ich heute auch als eines der Hauptprobleme, die Scheinbare Unabhängigkeit trägt massgeblich dazu bei, dass sich menschen nicht mehr untereinander verstehen (wollen). Auch bei dem Normalen Arbeitern und Angestellten zeigt sich dass. Hamsterrad ist bestimmt geläufig. Raffgier. Glauben zu kurz zu kommen. Psychologie halt – keine Krankheit.
        Wenn solch ein (Möchtegern) „Gordon Gekko“ etwas sagt, dann nehme ich das zur Kenntnis. Und mach mir meinen eigenen Reim drauf. Über den Weg trauen werde ich ihm nie. Da kann er auch noch so Philanthropisch daher kommen. Mach(t) doch bitte endlich die Augen auf! Glaubt man denn wirklich, dass wenn es jedem mehr oder weniger gut gehen würde, dass es noch sooooooo viele Verbrecher geben würde und das Strafvollzugswesen (wie in den US of A) zu ein solch einem Industriemoster, mit vom Staat garantierten Insassenzahlen mutieren würde? Das ist alles mehr oder minder System immanent. Da braucht man nicht lange herum forschen, zB. ob das Böse dem Menschen innewohnt (gefickt eingeschädelt von den Kirchen und Sekten etc.) und jederzeit Ausbrechen will. Das erinnert mich eher an die Sesamstraße (oder war es die Maus), mit den drei Supergescheiten, die doch nur Unsinn machen. Lang studiert, nix kappiert – oder gar dumm studiert??

        2. Nur weil man angeblich finanziell unabhängig ist, also genug Geld hat befähigt das noch lange nicht, Gedanken frei formulieren zu können. In diesem System hat das zwar auch viel mit dem Geld zu tun („soziale“ Schicht in Verbindung mit Bildung usw.), aber das löst sich ja mit dem Internet immer weiter auf, wenn es „euch“ nicht bald gelinkt, diese Büchse wieder zu zu machen oder das Internet vollends in einen Konsumtempel zu verwandeln – Ich hör sie schon schreien vor Glück.

        3. The holy trinity (I love you matey! :) )
        Die Gedanken sind frei.
        Denkst Du, nur weil ich nicht so gestopft bin mit Schwindelzettel, würde ich diese Gedanken, die ich hier rein hacke nicht unabhängig formulieren? (Nein über Determinismus will ich jetzt nicht auch noch testen)? Ich hab hier keine Souffleur_in und Telepromter in jeder Zimmerecke, so wie Herr Friedensnobellpreisbomber hab ich auch hier auch nicht.

        Wie schon erwähnt nochmal.

        Schöne Feiertage (truly)!

        Bekomm ich jetzt nen Eis für die Anstrengung das einigermaßen verständlich hier rein zu tippseln? :D

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      • Da fällt mir doch glatt noch eine „Geschichte“ ein.

        „[…]In diesem Sinne begebe ich mich nun für die Weihnachstage wieder in die reale Welt[…]“

        Was ist denn eine, diese nicht reale Welt??
        Zumindest für mich, für den ich ja spreche, ist dieses komische Ding, das Politiker und andere Ahnungslose Dampfplauderer gern virtuell nennen, also etwas nicht real existierendes, gerade so als wäre es eine 3D Simulation von dem Merkel aus dem Eis auf Neuland, mit Jim Knopf und den Kofferrollstuhlführer – Ah jetzt ja, eine Insel – etwas sehr reales.

        Was ist denn diese Weihnachtsgeschichte, für die Du dich in die vermeintlich reale Welt begibst, ist die etwas reales für dich, oder hat das eher Ähnlichkeit mit etwas, diesem nicht realem. Und. Was sind denn deine, unsere Gedanken im Kopf, die wir hier rein tippen – real oder nicht real?

        Bitte, bitte nicht beleidigt sein. Ich bin ein sehr komischer Kautz für andere, zumindest für die meisten, denen ich begegne.
        Ich kenne nur eine Welt, die reale. Microchips und Elektronen sind real, auch wenn man sie nicht sieht, so auf Anhieb.

        Eine virtuelle Welt, wie in einem Computerspiel oder in einer Simulation ist das Internet, zumindest für mich nicht. Egal wie weit man das im Kopf abstrahieren will. Das Zwischennetz, also die Verbindungen zwischen (semi-)autonomen Systemen und diese Systeme sind sehr real – oder träume ich das alles hier nur?

        Der Mann vom PayPal-Haifisch, der Wahrheitsliebende gern mal wegschnappt, erzählt anscheinen Mumpits. So interessant, finde ich jetzt seine Thesen gar nicht mehr.
        Vielleicht, sollte er sich nicht in diese nicht realen Welten flüchten, von denen er spricht….. Die anderen, die ihm glauben schenken machen Ihm das vielleicht noch nach.

        :D

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      • Oh je! Ich hatte besüß darauf verzichtet Autismus als „Krankheit“ zu bezeichnen, um keine Nebendiskussion aufzumachen.

        Auch gehe ich zudem nicht davon aus, dass man finanziell unabhängig sein muss, um klare Gedanken formulieren zu können.

        Manche Dinge lassen sich eben nicht in wenigen Sätzen eindeutig beschreiben. Die Welt besteht eben nicht nur aus Nullen und Einsen (Binärsystem/Digitaltechnik). Es gibt viele Zwischenstufen. Das Leben ist also analog, auch wenn es sich digital immer besser abbilden läßt.

        Mir fällt nur auf, das wir auch langsam digital (schwarz/weiß, gut/böse) argumentieren. Das gibt mir zu denken.
        Gerne können wir uns nach Weihnachten bzw. im neuen Jahr mal für ein persönliches Gespräch verabreden. Auch das Eis bezahle ich gerne.
        Meine Kontaktdaten stehen in meinem Blog. Ansonsten bitte ich einfach um eine persönliche Nachricht über meinen vfalle-Blog

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      • Natürlich sollte es im ersten Satz „bewusst“ heißen un nicht „besüß“. Da hat mir die Autovervollständigung meines Smartphones einen Steich gespielt.
        Jetzt interpretiert schon die Digitaltechnik, was ich ausdrücken möchte. 😉
        Genial oder?

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      • Ja stimmt. Ich hatte mich hinreisen lassen. Kommt vor. Sry.
        Aber man steht ja auch oft etwas dumm da, wenn man System- und im spez. US of A kritisch antritt.
        Das war früher in meiner Jugend nie so der Fall, ich kann mich noch an die V_ictory Zeichen erinnern, die ich erwiderte, wenn ein Militärfahrer grüßte beim, vorbei fahren. Ich war ein Fan von US of A :)

        Das stört mich halt extrem. Das mit der 180° Wende in der „Moral“ – das geht einfach nicht – so mit der Menschen um zuspringe. Kennst Du noch Roots oder Onkel Toms Hütte?

        Nun denn.

        Ich mach dann hier EOD und ich schaue mal deine Seite genauer an.

        Eine schöne Zeit weiterhin. Lass es Dir gut gehen!

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      • Kein Problem Bio. Das macht uns doch menschlich.

        Du hast übrigens recht: Das Gegenteil von der digitalen Welt ist natürlich nicht die „reale“ Welt, sondern die analoge Welt.

        Mit zunehmender Rechenleistung kommt die digitale Welt der analogen Welt tatsächlich immer näher.

        Lass auch Du es Dir gut gehen.

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      • Hallo vfalle,

        Nein das macht uns nicht menschlich, ich zumindest war von Anfang an menschlich. Es lautet auch nicht „Irren macht menschlich“, sondern „Irren ist menschlich“.

        Des weiteren gibt es für mich auch keine digitale Welt als Gegensatz zur analogen. Es gibt nur eine. Auch das digitale gehört dazu. Der Rest sind Metapher – quasi Abkürzungen in der Kommunikation.
        „In der Kürze liegt die Würze“ mag ja für viele bestand haben, selbst für mich ist es oft so, dass ich lange Artikel oder lange Dokumentationen scheue, aber in Grunde ist dieser Spruch einfach nur Pop-Kultur, weil es eben, auch psychologisch, auf viele zutrifft. Aber nicht nur Pop-Kultur. Auch in ernster Literatur, so z.B. in George Orwells 1984 findet man es und wird heute auch vermehrt benutzt, so z.B. in der schon genannten Psychiatrie. Z.B. der ausgedachte Begriff „Depression“. Dazu muss man nur mal so etwas wie das DSM anschauen, was da heut‘ zu Tage alles unter diesem Begriff zusammengefasst wird. Viele haben es sogar schon verlernt, alle ihre Gefühlszustände zu benennen und plappern eher das nach was solche Scharlatane in solche Bücher kritzeln. Selbst die Trauer wird allmählich abgeschafft und auf ein Zeitliches Maß beschränkt, weil im vorherrschenden mechanistischen Weltbild nun mal eben vornehmlich nur noch für Menschmaschinen, die man im Wirtschaftsprozess verwerten kann Platz ist – Erich Fromm beschrieb diese „Normalos“ als „krank“, angepasst und entfremdet.
        Das kann man auch schön in der Hirnforschung beobachten, wenn davon gesprochen wird, wie das Hirn Realität abbildet (nö, das Wort konstruiert will ich da nicht benutzen). Z.B. gibt es da, wo der Sehnerv aus dem Auge austritt 2 schwarze Flecke, die man aber nicht wahrnimmt und das wird dann oft und immer öfter mit einem „herausrechnen“ beschrieben, was das Gehirn da macht. Blödsinn! Es berechnet auch niemand im Kopf einen Cosinus an einem Hügel um hinüber zu kommen, oder bei einem Ballspiel die Flugbahn.

        Aber ohje… jetzt tipp ich schon wieder so viele Buchstaben hier rein.
        Warum ich eigentlich nochmal hier her kam war dein Angebot von weiter oben. Ich war auf deiner Seite und konnte keine Kontaktdaten finden. Das ist auch nicht weiter schlimm, aber Du hattest das ja selbst oben erwähnt.
        Aber selbst wenn ich dort etwas übersehen habe. Ich wüsste jetzt nicht, warum ich mit Dir, einem mir wildfremden Menschen, den ich auch nur von diesen Kommentaren hier kenne, persönlich und privat in Kontakt treten sollte. Ehrlich gesagt, hatte mich das Angebot zuvor schon überrascht und werde das auch nicht tun. Wozu? Welchen triftigen Grund gäbe es dafür?
        Eine Antwort ist nicht notwendig, denn auch dein Blog tut sein übriges. Es scheint zwar eine gute Intention zu haben, aber im Grunde dreht sich da alles um blöde Geld und „das ist nicht meine Welt“, um auch diese Metapher zu benutzen, auch wenn ich darin zurecht kommen muss.

        Greetz

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      • Schade Bio, ich fand Deine Kommentare bereichernd.
        Und richtig: Menschen sind von Geburt aus menschlich.
        Was digital und analog angeht, halte ich die Differenzierung für sinnvoll. Das mag an meiner technischen Orientierung liegen (HomoFaber). Dennoch glaube ich das wir da Konsens erzielen könnten. Anaolg sind für mich Systeme mit fließenden Übergängen, z.b. bie biologische Vielfalt. Digital sind für mich Systeme die Vereinfachungen treffen, um diese besser einordnen und berechnen zu können. Das trifft auf Computer und das Internet zu, es trifft aber inzwischen auch auf andere Bereiche unseres Lebens zu.
        Da wird versucht die biologische Vielfallt zu kategorisieren. Das führt schließlich wohl auch dazu Krankheitsbilder zu definieren und Menschen in entsprechende Schubladen zu stecken, anstatt die Vielfallt zu akzeptieren, auch wenn uns manches fremd erscheint.
        Bin ich vielleicht auch schon in einer Schublade gelandet?

        Falls Du doch noch mit mir Kontakt aufnehmen willst nutze vfalle zusammen mit dem At-Zeichen und arcor.de.

        Gruß, vfalle

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