Quantified Self: Märchenstunde im Bayerischen Rundfunk

Normalerweise schätze ich das Computermagazin auf B5, dem Info-Kanal des Bayerischen Rundfunks. Aber zum Thema Quantified Self geriet die Sendung doch arg zur Märchenstunde …

Quantified Self, also die Vermessung des eigenen Körpers, die Aufzeichnung von Aktivitäts- und Gesundheitsdaten, ist einer der großen Digital-Trends der letzten Monate. Nun hat sich auch der Bayerische Rundfunk des Themas angenommen – und ich höre dort Erstaunliches:

Mit Apps auf Smartphones und Tablets vermessen Anhänger der Quantified Self Bewegung ihren eigenen Körper. Es wird gemessen, was gemessen werden kann. Körpertemperatur, Schritte, Blutdruck, Blutzucker, Kaffeekonsum, Stimmung, Schlafverhalten, Hirnströme, einfach alles.

Die märchenhafte Blutdruck-App

Echt jetzt? Blutdruck? Das wäre interessant. Auch ich messe täglich aus gesundheitlichen Gründen meinen Blutdruck und benutze dafür ein gutes altes Blutdruckmessgerät aka Sphygometer. Ihr wisst schon, so eines, bei dem eine Manschette um den Arm oder das Handgelenk gelegt und aufgeblasen wird. Beim Ablassen der Luft wird dann der Blutdruck gemessen. Viel hübscher wäre es natürlich, den Blutdruck einfach per App zu messen.

Aber leider ist das: Quatsch. Es gibt keine App, die den Blutdruck misst. Wie denn auch? Es gibt jede Menge Apps, mit denen man den gemessenen Blutdruck verwalten und grafisch aufbereiten kann. Das ist ungefähr so innovativ wie eine Tabelle in Excel. Und es gibt Apps, die mit Hilfe des Blitzlichtsensors des Smartphones den Puls messen können. Aber Puls, liebe Redakteure im Bayerischen Rundfunk, ist nicht gleich Blutdruck.

Und natürlich gibt es auch keine App auf der Welt, die den Kaffeekonsum misst. Wie denn auch? Wer will, kann in solche Gesundheitsapps seinen Kaffeekonsum reinschreiben, aber das hat mit Messen ungefähr so viel zu tun wie Homöopathie mit Medizin. (Nachtrag: Zum Thema Kaffee gibt es Ergänzungen in den Kommentaren.)

Die Gesundheitsindustrie von Apple und Google

Ich weiß, ich bin kleinlich. Aber hören wir weiter in den Beitrag rein:

Apple und Google sind die größten Anbieter von so genannten gesundheitsbezogenen Apps.

Donnerwetter! Wusste ich gar nicht. Und stimmt natürlich ebenfalls nicht. Apple und Google bieten selbst überhaupt keine derartigen Apps an. Andere Anbieter bieten sie in den App Stores von Apple und Google an. Ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Genauso gut könnte man sagen, dass die Stadt München einer der größten Bier-Verkäufer ist, nur weil sie beim Oktoberfest den Brauereien Flächen zur Verfügung stellt, auf denen diese Bier verkaufen dürfen. Also nochmal: Quatsch.

Diese missverständliche bis falsche Darstellung ist auch deshalb heikel, weil im vorherigen Beitrag des Computermagazins ausführlich auf die Absicht des EU-Parlaments eingegangen wurde, Google zu zerschlagen. Auch dieser Beitrag glänzte nicht gerade durch Differenziertheit. Und Google als einer der größten „Anbieter“ von Gesundheits-Apps wirkt natürlich noch bedrohlicher als es ohnehin schon ist.

Hacker, Arbeitgeber und brave Bürger

Aber hören wir weiter: Das Fazit zum Beitrag lautet:

Unbestritten ist jedenfalls: Die Sammlungen auch von intimsten Daten über den eigenen Gesundheitszustand, die Quantified Self Anhänger erzeugen, wecken vielfältige Interessen – bei hochkriminellen Hackern, die versuchen könnten Menschen damit zu erpressen, dass sie zum Beispiel Informationen über entstehende Krankheiten dem Arbeitgeber zuspielen, wenn der Betroffene nicht Summe X an diesen Hacker zahlt.

Ach du meine Güte. Da ist es wieder, das Schreckgespenst vom bösen Verbrecher, der dem digital-leichtsinnigen braven Bürger das letzte Hemd wegnimmt. Erinnert mich sehr an das Google Streetview-Märchen: Dass Google Hausfassaden abfotografiert hat, hat Einbrechern ja paradiesische Zustände beschert, so die damaligen Schwarzmaler. Sie könnten in Ruhe mit Hilfe von Streetview den Tatort auskundschaften und dann bestens vorbereitet zuschlagen. Dagegen half nur die Verpixelung der Fotos.

Von Streetview-basierten Einbrüchen ist heute ebenso wenig bekannt wie von Arbeitnehmer-Erpressungen aufgrund von gehackten Quantified Self Daten. Nennt mich naiv, aber den Arbeitgeber will ich sehen, der Ressourcen dafür aufwendet, meine gezählten Schritte zu analysieren (nachdem er diese Daten dankbar vom kriminellen Hacker entgegen genommen hat, statt, beispielsweise, die Polizei über die versuchte Erpressung zu informieren).

Wenn schon falsch, dann konsequent falsch

Beim Märchen Erzählen sind die BR-Journalisten immerhin konsequent. Im anschließenden Interview mit Peter Schaar, dem ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten, fragt der Journalist, ob Schaar keinen Missbrauch seiner Daten fürchte, wenn er beim Joggen seinen Blutdruck messe …

Fazit: Ein interessantes Thema wird vom Bayerischen Rundfunk mit viel Halbwissen und Schwarzmalerei journalistisch gegen die Wand gefahren. Schade. Denn das Thema ist nicht nur spannend, es bietet auch jede Menge Ansatzpunkte, sich seriös über die Sinnhaftigkeit der Selbstvermessung, über Datensparsamkeit und Datenschutz Gedanken zu machen.

Hier der Beitrag im B5 Computermagazin zum Nachhören (mp3, ab Minute 5:28).

22 Gedanken zu “Quantified Self: Märchenstunde im Bayerischen Rundfunk

  1. „Es gibt keine App, die den Blutdruck misst. Wie denn auch? Es gibt jede Menge Apps, mit denen man den gemessenen Blutdruck verwalten und grafisch aufbereiten kann. “ Das ist einfach nur Haarspalterei.

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    • Ich bin kein Naturwissenschaftler – sondern eher das absolute Gegenteil davon. Aber ich finde, dass das nun überhaupt keine Haarspalterei ist, ob eine App Blutdruck misst, oder ob sie die Messung nur grafisch darstellen kann. Das ist (für mich) ein himmelweiter Unterschied.

      Und einer Firma, die von ihrer App behauptet, sie könne Blutdruck messen, aber in Wahrheit nur den Blutdruckwert grafisch darstellen kann, wäre eine Abmahnung gewiss. Mal ganz abgesehen von der strafrechtlichen Relevanz einer solchen Behauptung.

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  2. Ich finde es immer erschreckend, wenn so viel falsche Informationen verbreitet werden. Auch bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern kann man bei Internet-Themen dies beobachten, so z. B. bei WDR 2, 3, 5 oder auch beim DLF. Im harmlosesten Fall sind die Beiträge wenig differenziert, im schlechsten Fall sind sie schlichtweg falsch. Ich frage mich dann immer, woran das liegt? Geht man davon aus, dass der größte Teil der Zuhörer keine Ahnung vom Internet hat und dass man deshalb alles möglichst holzschnittartig (oberflächlich) bis falsch darstellen kann (muss)? Ich weiß es nicht. Aber Vertrauen in dei ÖR-Sender wecken solche Beiträge in keinem Fall.

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  3. Ich widerspreche natürlich nicht, dass der BR-Beitrag zu vereinfachend und teilweise schlichtweg falsch ist, aber wenn mans genau nimmt stimmt Dein Beitrag auch nicht ganz.
    Natürlich bieten Apple und Google mehr als die AppStores als Plattformen für andere Fitness-Apps. Sie bieten zentrale APIS und Speicher zum Erfassen/Teilen/Auswerten der Fitness- und Gesundheitsdaten:
    https://developer.apple.com/healthkit/
    https://developers.google.com/fit/
    Um beim Bild des Bieres zu bleiben: Sie bieten nicht nur die Flächen für den Bierverkauf, sie stellen auch die Krüge und haben eine Schankkontrolle. Wenngleich sie auch mit dem Brauen und dem Bedienen selbst eher nichts zu tun haben.
    Und natürlich ist es Blödsinn, dass eine Smartphone-App (allein) zuverlässig den Blutdruck misst, aber wer es mit der Selbstvermessung ernst meint, kann z.B. eine Smartwatch mit seinem Smartphone koppeln und so schon zuverlässig den Puls messen und nicht nur übertragen. Und es gibt auch koppelbare Brustgurte, Schuhe, etc. Man kann durchaus schon sehr viele Körperdaten echt messen, wenn man das möchte – und das Smartphone etwas erweitert. Und ja: Es gibt auch Blutdruckmessgeräte (mit Manschette), die mit dem Smartphone koppelbar sind.

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    • Ok zum App Store Thema. Wenngleich ich mir ziemlich sicher binn, dass der BR das so nicht gemeint hat ;-) Und was die Quantifizierbarkeit angeht: Ist klar, dass da viel möglich ist und ich persönlich finde das auch gut. Mich stört nur die Unterkomplexität eines journalistischen Fachbeitrags, die vor allem mit einer Botschaft/Warnung daher kommt: Vorsicht, alles ist ganz einfach möglich und gefährlich. Diese „Argument“ funktionier natürlich nur halb so gut, wenn die Quantifizierung doch nicht so einfach ist, sondern z.B. die Koppelung von Geräten mit Smartphones voraussetzt.

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      • Ja, stimmt. Das ist in der Tat problematisch. Gefährliches Halbwissen ist ja das eine. Mit gefährlichem Halbwissen eine so nicht existente Gefahr herbei zu konstruieren, ist plumpe Angst- und Panikmache. Passt aber leider gut zur Einstellung Vieler zum digitalen Wandel in Deutschland.

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  4. Ich hab mich auf jeden Fall köstlich amüsiert, nicht über den B5 Beitrag, den schenke ich mir, sondern über diesen Blog Beitrag. Manchmal hat man den Eindruck, da sitzt die Generation Praktikum. Das ist nicht verwerflich. Was mich nur bedenklich stimmt, ist die teilweise schlechte Qualitätssicherung. Irgendwer sollte doch die Beiträge vorher gelesen und auf solche Schwächen hin abgeklopft haben.

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  5. Also es gibt Blutdruckmessgeräte (http://www.withings.com/us/blood-pressure-monitor.html) die direkt mit dem Smartphone verbunden werden können. Insofern ist das mit Fitnessarmbänder vergleichbar. Und meinem Verständnis her müssen die Werte für das Quantified Self auch nicht automatisch ermittelt werden sondern können auch in einer App manuell eingegeben werden.

    Ich glaube dieser Blog-Beitrag ist schlechter als der BR-Beitrag!

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    • Dann misst aber immer noch das Blutdruckmessgerät den Blutdruck – wie der Name eben schon sagt – und gibt lediglich die Daten via API ans Smartphone weiter. Es wäre nicht mal als Aussage korrekt, wenn eine Smartphone-App den Impuls an das Messgerät gäbe, eine Messung durchzuführen, und dann die Daten abgreifen würde.

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      • Nach der Logik ist aber auch das genannte Positiv Beispiel mit der Pulsmessung falsch. Denn jeder Sensor gibt schlussendlich nur einen Wert über die API and die App weiter.

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      • Was der BR Redakteur eigentlich gemeint hat, wird deutlich im Interview, als Peter Schaar gefragt wird, was denn mit den Daten passiere, wenn er beim Joggen via App seinen Blutdruck messe. Dahinter steckt die Vorstellung, dass nur eine App auf magische Weise Blutdruck messen kann. Und das ist schlicht Blödsinn.

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  6. naiv!

    Ja, so nenne ich Dich.
    Dein Arbeitgeber wird diese Infos zusammen mit Schufa-Infos oder anderen Services bekommen. Natürlich hat sich niemand selbst die Hände schmutzig zu machen…

    Die Daten der healthkit und fit Apps liegen schön in der Cloud bei Apple und Google. Was sie damit machen dürfen steht in den Nutzungsbedingungen (kenne ich nicht). Ich kann mich aber erinnern, dass Nutzungsbedingungen schon öfter mal geändert wurden.
    Das Zusammenführen der Daten und automatische Analysen sind interessante Arbeitsgebiete für Informatiker, Mediziner und Juristen.
    Wer da jetzt kein Geschäftsmodell sieht, den nenne ich naiv – ach, hab ich ja schon getan…

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    • Ich nenne meine Naivität mal Realismus und deine abgeklärte Weitsicht wüste Verschwörungstheorie. Du gehst also davon aus, dass künftig deutsche Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern aufgrund von illegal erworbenen personenbezogenen Informationen kündigen werden. Kann man glauben, zeigt für mich aber, dass da jemand von deutscher Rechtsprechung, Mitbestimmung und Datenschutz nicht den Hauch einer Ahnung hat.

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      • Rechtsprechung, Mitbestimmung, Datenschutz … aha. Dein Vertrauen in den Rechtsstaat scheint ja grenzenlos zu sein. Das ist HOCHGRADIG naiv. Man könnte es auch Märchenstunde nennen. Mit Realismus hat das nichts zu tun. Denn:

        1. Auf die Rechtsprechung kann man sich nicht verlassen. Beispiel: Das Urteil des BGH im Verfahren gegen die Schufa, als eine Verbraucherin wissen wollte, wie die Datenkrake ihren Score ermittelt. Az. VI ZR 156/13.

        2. Mitbestimmung bringt gar nichts. Niente, nix, nullinger. Ein Betriebsrat ist nämlich völlig machtlos, wenn ein Arbeitgeber die Mitarbeiter heimlich überwacht. Kündigen kann die Firma dir auch, ohne ihre Praktiken preiszugeben, ein vorgeschobener Grund findet sich dann schon. Das gilt nicht nur für quantified-self-Daten, sondern auch für die Kontrolle am Arbeitsplatz. Jeder weiß (oder sollte wissen), dass die Daten der Angestellten-Rechner in jedem größeren Unternehmen ausgewertet werden. Tun kann dagegen aber kein Betriebsrat etwas, solange die Firmen-IT darüber dicht hält.

        3. Und Datenschutzgesetze? Die greifen vielleicht national noch hier und dort, aber da wäre ich schon sehr skeptisch. Sobald deine Daten jedoch in die USA fließen, hast du schon Pech. Und es sollte allen klar sein: Die Möglichkeiten moderner Datenverarbeitung können nationale Datenschutzgesetze ohne weiteres aushebeln. Dazu braucht man nur ein bisschen (möglicherweise kriminelle) Fantasie und eine Handvoll Dollars.

        Meine Vermutung, Christian Buggisch, ist: Du selbst bist ein Fan von Quantified Self, und du bist angepisst, weil ein öffentlich-rechtlicher Sender jetzt davor warnt. Mag ja durchaus sein, dass sich der Beitrag des BR auf einem inhaltlich niedrigen Niveau abspielt, aber die TV-Leute müssen eben dafür sorgen, dass auch die weniger internet-beschlagenen Zuschauer noch einigermaßen mitkommen. Es ist absolut legitim, da ein wenig zu vereinfachen, wenn die Botschaft im Großen und Ganzen richtig ankommt.

        Es ist aber in jedem Fall gut und richtig, vor quantified self zu warnen. Denn es handelt sich um extrem sensible, individuelle Daten, die auf vielfältige Weise mit anderen persönlichen Informationen verknüpft werden können. Die daraus zu gewinnenden Erkenntnisse dürften erschreckend sein, aber das ist wahrscheinlich noch viel zu vorsichtig ausgedrückt. Wahrscheinlicher wird man uns in einiger Zeit damit den Arsch bis zum Anschlag aufreißen, und dann gnade uns Gott.

        Vernünftigerweise sollte man daher von diesem Szenario ausgehen: Sind deine Daten erst einmal auf irgendeinem Server gelandet, findet sich auch jemand, der aus dem Datenstroh Gold macht. Und zwar auf deine Kosten. Oder was denkst du, warum diese Informationen so fleißig gesammelt werden? Damit Google mal eine bunte Infografik veröffentlichen kann, aufgeschlüsselt nach Landkreisen? Ja, sicher. Und die Erde ist eine Scheibe, im Kühlschrank brennt noch Licht, und am Popo wachsen Bonbons.

        Deinen Vergleich mit Google Earth finde ich, mit Verlaub, erschreckend ahnungslos. Ich empfehle mal ein bisschen Lektüre über Big Data. Vielleicht nützt es ja was.

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  7. Das sind genau diese Wurschtigkeiten, mit denen die Unglaubwürdigkeit von Formaten beginnt. Wer schludert, hat immer eine der folgenden Ausreden: „Ja, meiiiiiin Gott, dass muss man jetzt ja nicht päpstlicher sehn als der Papst.“ oder „Du weißt doch genau, was gemeint ist.“ oder „Darauf kommt’s doch nun wirklich nicht an.“ oder „Du legst auch jedes Wort auf die Goldwaage.“ oder „Das ist doch jetzt wirklich Haarspalterei.“ Liebe Anhänger dieser Wurschtigkeiten: Wenn es auf ein Detail sowieso nicht ankommt, dann könnt ihr es genauso gut weglassen – oder richtig recherchieren und publizieren. Oder was würdet ihr sagen, wenn man euch mal statt einer angepriesenen Uhr einen Notizblock verkauft, auf dem ihr die Uhrzeit notieren könnt? Beschwerde? Also bitte, das ist jetzt ja nun wirklich Haarspalterei.

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  8. Es herrscht halt wie immer Krieg im Internet. In diesem Falle geht es um einen Nebenschauplatz der Auseinandersetzung um die Vorherrschaft von vornehmlich US riesen in Sachen Internet-Dienstleistungen. Diese Schlachten sind in der Regel so groß, dass die Mehrzahl der beteiligten die Fronten und Lager nicht mal kennen; bzw. die „Extremisten“ oder besser Puristen am jeweiligen ende nicht in mitten der Schlachtfelder stehen. Daher möchte ich diese Lager einmal Klischeehaft überzeichnen.
    Auf der einen Seite haben wir die Marktliberalen. Hier wird das vermeintliche Banner der Freiheit über alles gehängt. Hierbei ist es nicht von Belang ob diese Freiheiten nur wenigen Reichen oder ausgewählten Großkonzernen zur Verfügung stehen. Wichtig ist das jeder die Wahl hat: Gefällt euch Apple‘s neues Phone nicht dann kauf es nicht! Fälle wo die Freiheit anderer unter der Wahlfreiheit jener leidet werden in der Regel nicht gesehen. Diese sind nicht generell technologie-freundlich, Technologie die zu Angeboten führt ist jedoch mehrheitlich positiv. Regeln dagegen sind wie Steuern natürlich total unnötig und ungerecht.
    Auf der anderen Seite ist es (nur ein wenig) vielschichtiger da es sich Politisch aus 2 Lagern zusammensetzt. Zum einen haben wir jene die von den Freien Marktkräften weniger überzeugt sind. Also alles was mindestens Sozialtransfers für nötig hält und Marktwirtschaft (bzw. abwertend Kapitalismus) Regeln braucht oder gar besser in die Tonne gehört. Zum anderen haben wir hier Konservative im fast wörtlichen Sinne. Diese sind nicht wie erstere irgendwie „Links“ einzuordnen sondern insoweit Wirtschaftsfreundlich wie sich dies durch Standortlogik erklären lässt. Veränderungen sind erstmal kritisch zu betrachten, vor allem wenn sie nicht aus dem eigenem Land kommen.
    Auf den ersten Blick erscheint es als ob hier eine Allianz von deutscher-Angst CDU bis Linkspartei gegen FDP Splittergruppen stände. In der Realität des Internets sind die Lager jedoch eher gleich groß. Die (vermeintlich) liberalen können oftmals sogar auf die Unterstützung moderner friedensbewegter „Nazis“ zählen. Auch richtet sich die Mehrheit der Verschwörungstheoretiker eher an der Angst vor Staaten aus und die Internationalität des Internets verstärkt den Einfluss durch eine liberalistische US Strömung die dort gerade NICHT liberal genannt wird. Dies geht soweit das die klassische Erklärung: „Ärmere Amerikaner sehen sich nicht als Unterschicht sondern als temporär einkommensschwache Millionäre“ auch auf weite Kreise der „digital natives“ zutrifft.
    Bei solche Auseinandersetzungen sind Beiträge halt meist „biased“ wenn nicht gar im weiteren sinne als Propaganda zu verstehen. Besonders im Online Journalismus ist es vorteilhaft möglichst einseitige Artikel zu solchen Themen zu veröffentlichen. (Ich veröffentliche zahlreiche Artikel in denen ich abwechselnd Israel und Palästinenser als Übel der Welt darstelle und dank Twitter, facebook und Kommentarfunktion bin ich voll auf Erfolgskurs.) In so einer Welt verwundert es nicht das man auch beim ÖR Beiträge mag die eine steile These vertreten anstatt belanglose Fakten zu listen.
    Google ist somit eine „Datenkrake“ – sollte ein Beitrag über Google nichts anderweitig Spektakuläres hergeben muss er zumindest die Datenkraken thematisieren um überhaupt relevant zu sein. Apple hat es hierbei (noch) viel besser. Auch wenn apples Universum sich um viele Dienstleistungen herum aufbaut die sich nicht so sonderlich von google unterscheiden, wird Apples Geschäftsmodell anders wargenommen. Dies liegt daran das Apple durch (für die Branche) gewaltige Margen bei den Kernprodukten (Hardware) nun einmal in erster Linie ein Geräte Anbieter ist und halt nur nebenbei Musik-Vertrieb, zeitungskiosk, Bankdienstleiter und verurteilter Kinder-Taschengeld-Mit-Spielvoreilen-Abzieher ist. Mit anderen Worten im Kino Apple kostet die Eintrittskarte (völlig transparent) so viel, dass der Kunde sich nicht beim Popcorn verarscht fühlt.

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  9. Kaffeekonsum lässt sich tatsächlich mit „Mother“ messen. Das System hat dafür eine App, die die Daten von Bewegungssensoren an der Kaffeekanne auswertet.

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