Homöopathie: Zahlen, Daten, Fakten

Nachdem wir vor Kurzem in unserer kleinen Serie erschöpfend behandelt haben, wie Homöopathie (vermeintlich) funktioniert, werfen wir noch einen abschließenden und objektiven Blick auf Zahlen, Daten und Fakten zur Homöopathie …

Wie viele Deutsche glauben an Homöopathie?

60 Prozent der Deutschen haben schon Globuli geschluckt, sagt eine Allensbach-Studie aus dem Jahr 2014, Tendenz steigend. Dabei sind Frauen deutlich Homöopathie-affiner als Männer: 73 Prozent der Frauen haben im Gegensatz zu 48 Prozent der Männer schon homöopathische Mittel genommen. Ähnliche Zahlen in Österreich: 50 Prozent der Österreicher verwenden auch homöopathische Mittel.

Interessant auch bei der Allensbach-Befragung, was die Deutschen an Homöopathika schätzen: dass sie keine Nebenwirkungen haben, gut verträglich und einfach anzuwenden sind. Stimmt natürlich alles. So ist das bei wirkungsloser Schein-Medizin.

Hardcore-Homöopathie-Gläubige gibt es aber weniger: Bei einer TNS Infratest-Untersuchung im Jahr 2012 sagten nur (oder immerhin) 21 Prozent der Befragten, dass sie der Aussage zustimmen, dass „alternative Heilmethoden besser bei Gesundheitsproblemen helfen als die klassische Schulmedizin“. Der Rest war unentschlossen oder anderer Meinung. Nebenbei bemerkt: Ungefähr genauso viele Deutsche glauben, dass Sternzeichen unser Leben beeinflussen. Zufall? Oder ist es einfach so, dass rund ein Viertel der Deutschen jeden Quatsch glaubt eine große Affinität zu Esoterik und Geschwurbel hat?

Wie viel Umsatz wird mit Homöopathie gemacht?

Homöopathische Arzneimittel verzeichnen im Jahr 2014 in Apotheken einen Gesamtumsatz in Höhe von 528 Millionen Euro. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 9,3 Prozent. Allein die DHU (Deutsche Homöopathie-Union) macht mit 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 100 Millionen Euro pro Jahr.

Übrigens steigt auch die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter im Bereich Heilkunde und Homöopathie in Deutschland. Das waren im Jahr 2015 2.446 Menschen (gegenüber 1.941 im Jahr 2012).

Ist Homöopathie kostengünstiger als konventionelle richtige Medizin?

Könnte man meinen. Das bisschen Zucker kann doch nicht die Welt kosten. Die Statistik sagt aber das Gegenteil: Ein homöopathisches Arzneimittel in Apotheken kostet durchschnittlich 10,86 Euro. Der Durchschnittspreis von echter Medizin beläuft sich auf 7,75 EUR. Nebenbei erwähnt: Für Homöopathika-Hersteller fallen natürlich keine Kosten für Forschung und Entwicklung an, was die Gewinnspannen im Vergleich zur oft gescholtenen „Pharmaindustrie“ in ungeahnte Höhen treiben dürfte.

Und eine Untersuchung, bei der Daten von 44.550 Patienten ausgewertet wurden, zeigt: „Die Gesamtkosten lagen in der Homöopathiegruppe nach 18 Monaten höher als in der Vergleichsgruppe. Das galt für alle Diagnosen.” Dabei zieht homöopathische Behandlung jede Menge Folgebehandlungen nach sich, sowohl was physische als auch psychische Belange angeht: “In den Monaten 1-3 hatten die homöopathischen Patienten 126,2% mehr Diagnosen als die Kontrollen. Der größten Unterschied zwischen den Gruppen fand sich bei den psychischen Störungen (38.9%).”

Wie viele Krankenkassen zahlen für Homöopathie?

Fest steht: Auf der Suche nach homöopathiefreien Krankenkassen erlebt man sein blaues Wunder: Je nach Quelle, Zählung und Messung kann man sagen, dass weniger als ein Viertel, vielleicht sogar nur 4 Prozent aller Kassen auf die Bezahlung homöopathischer Leistungen verzichten. Und fast alle Kassen zahlen neben der Homöopathie auch  für allen möglichen Mumpitz: von anthroposophischer Medizin über Ayurveda bis hin zu Eigenharntherapie.

Wie viele homöopathiefreie Apotheken gibt es?

Spontan hätte ich gesagt: keine einzige. Kaum betritt man eine Apotheke, stolpert man über ein Regal mit Globuli für jede Lebenslage. Und tatsächlich hat in einer entsprechenden Internet-Datenbank bislang keine einzige der rund 20.000 deutschen Apotheken einen Eintrag gemacht. Apotheker argumentieren gerne mit der wirtschaftlichen Notwendigkeit, das anzubieten, was der Kunde nachfragt – ein Grund mehr für die Skeptiker-Forderung nach der Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische Produkte. Falls das hier übrigens ein Apotheker liest, der explizit keine Homöopathika verkauft: Er möge in den Kommentaren Bescheid sagen!

Bertreiben Homöopathie-Anbieter Lobby-Arbeit?

Natürlich. Was viele der Pharma-Industrie (nicht zu Unrecht) vorwerfen, gilt auch für die Anbieter von Homöopathika. So stehen etwa der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), aber auch Firmen wie die Deutsche Homöopathie-Union (DHU), Heel, Staufen Pharma, WALA Heilmittel, Weleda und Hevert in der Kritik, weil sie Journalisten, Blogs und Websites “sponsern”, die Homöopathie-Kritiker anprangern und einschüchtern.

Und natürlich gibt es Kooperationen und Verflechtungen, die mal mehr, mal weniger deutlich offen gelegt werden. So bietet, um nur ein Beispiel zu nennen, die scheinbar der gesundheitlichen Aufklärung verpflichtete Carstens-Stiftung eine „Weiterbildung zum Kundenberater Homöopathie (IHK)“ an und offeriert im Rahmen dessen eine „Werksbesichtigung der DHU“, also jenes oben erwähnten umsatzstarken Homöopathika-Produzenten. Dem Urteil von Spiegel Online kann man sich daher nur anschließen: „Wo aufgeklärtes Denken wie in Deutschland fehlt, haben Lobbyvereine wie die Carstens-Stiftung leichtes Spiel.“

Quellen

Mehr lesen, um Homöopathie zu verstehen


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13 Gedanken zu “Homöopathie: Zahlen, Daten, Fakten

  1. Ich möchte gerne eine andere Sichtweise in die Diskussion einbringen, es gibt bereits seit einigen Jahren wissenschaftlich belegte Nachweise der Wirksamkeit vom homöopathischen Mitteln – von der breiten Öffentlichkeit jedoch leider unbemerkt. Die deutsche Biochemikerin und Homöopathin Dr. Karin Lenger hat die Wirkung zuletzt mehrfach (Studie 2008 und 2011) nachgewiesen: Je höher potenziert ein homöopathisches Heilmittel ist, desto wirksamer ist es. Der Wirkeffekt beruht auf der kohärenten Abstrahlung von Photonen, die den kranken Organismus Körperlich und psychisch normalisieren.

    Siehe auch 2011 -Juli Ausgabe Magazin nath-pool.ch in der Schweiz: „Homöopathie wirkt“ Der Link auf den Artikel. https://www.sihlmed.ch/files/homoeopathie_02.pdf

    Weitere Infos zu Nachweisen und Studien direkt bei Dr. Karin Lenger (siehe Artikel) zu erhalten. Auch die zusammenfassenden Hinweise auf der Homepage der Naturheilpraxis unter dem Punkt Homöopathie -Plazebo oder nicht? gibt zahlreiche Informationen und Quellen. http://naturheilpraxis-westerhoff.de/homoeopathie/

    Wo ich absolut dabei bin und persönlich nichts davon halte, ist die kommerzielle Ausschlachtung der Apotheken oder Angbeote durch selbst zu Studierende Ratgeber und fertigen Homöopathie-Reisesets mit teilweise Unprofessionellen und üblen Anweisungen, wie sich Mann oder Frau /Familie selbst behandeln sollte mit Globuli, mal schnell bestellt auch übers Internet.
    Das find ich teilweise wirklich unverantwortlich. Eine ausführliche Anamnese des „Patienten“ ist von professionellen Heilpraktikern / Ärzten mit entsprechender Ausbildung selbstverständlich.

    Es gibt zahlreiche Ärzte und Ärztinnen, die von der Schulmedizin auf Homöopathie umgestiegen sind und mit ausführlicher Anamnese die Medikation durch Globuli gesundheitsförderlich und wirkend behandeln, ganz z schweigen von zahlreich gut ausgebildeten Homöopathen. Man muss nicht immer mit der guten alten Schulmedizin und zig Tabletten und Pülverchen mit zahlreichen Nebenwirkungen behandelt werden, um gesund zu werden, bleiben oder sein.

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    • „…seit einigen Jahren wissenschaftlich belegte Nachweise der Wirksamkeit vom homöopathischen Mitteln…“

      grundgütiger, jetzt geht *das* wieder los.

      „Der Wirkeffekt beruht auf der kohärenten Abstrahlung von Photonen“

      ahsoja; na, wozu dann globuli? da tuts zur „behandlung“ dann auch ne taschelampe mit polfilter.

      mannmannMANN!

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      • Ein kleines Gedicht zur Homöopathie:

        HOMÖOPATHIE

        similia similibus curentur

        Homöopathie stößt an Grenzen,
        Es fehlt letztlich der Beweis.
        Sie kann Schulmedizin ergänzen,
        Und damit schließen den Kreis.

        Sie kann keinen Krebs kurieren,
        Auch nicht streikende Nieren.
        Erkältung und Gliederschmerzen
        Kann sie sehr wohl ausmerzen.

        Wo Schulmedizin die Waffen streckt,
        Wird oft letzte Hoffnung geweckt.
        Wettbewerb ist niemals schlecht,
        Es gilt stets, wer heilt hat Recht.

        Rainer Kirmse , Altenburg

        Mit freundlichen Grüßen

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  2. @ Heike Kaufmann: Biophotonen und Skalarwellen? Die Physik hat davon noch nichts gehört. Der Nobelpreis wäre Frau Lenger sicher, wenn sie diese nachweisen könnte. Sie beruft sich auf einen Elektrotechniker, dessen Hochschule sich von ihm distanziert – das spricht nicht gerade für die Seriosität der „Forschungen“.
    Und wenn es denn so bahnbrechende Erkenntnisse sind, warum wurden diese nur in Homöopathie-Zeitschriften veröffentlicht (und genügend dazu nicht einmal den einfachsten Prinzipien wissenschaftlicher Texte) und nicht in seriösen wissenschaftlichen Zeitschriften?
    Nein, Frau Lenger hat garantiert keine Wirksamkeit nachgewiesen.
    Ach ja, am Rande: „Schulmedizin“ gibt es nicht. Es gibt eine Behandlung, die wirkt, dann nennt man das Medizin. Und es gibt Pseiuoverfahren, das ist dann keine Medizin.
    Und „professionelle Heilpraktiker“? Leute, die mit Hauptschulabschluss, einem einwandfreien polizeilichen Führungszeugnis und einer multiple-choice-Prüfung vor dem Gesundheitsamt (das sind die Voraussetzungen, um als Heilpraktiker tätig werden zu dürfen) arbeiten dürfen, ohne jede vorgeschriebene oder anerkannte Ausbildung? Der Ausdruck ist ein Widerspruch in sich.

    Gefällt 4 Personen

  3. ><>
    Aha, Hochpotenzen haben einen Laser eingebaut und leuchten. Herrlich. Woher kriegen sie die Energie (von nix kommt nix)?

    Ich hätte gedacht, dass beim Studium der Biochemie genug Physik gelernt werden darf, um nicht auf so einen Unfug zu kommen. Scheint doch nicht der Fall zu sein.
    Schade.
    Ich bin Chemiker, und ich hatte reichlich Physik und physikalische Chemie und die Hauptsätze der Thermodynamik und so weiter. Empfehle der zitierten Biochemikerin, dies nachzuholen. Bevor sie das nächste Mal etwas veröffentlicht. Falls sie das überhaupt so, wie geschildert, getan hat.

    Gefällt 3 Personen

  4. Ich wünsche, nein, man sollte so etwas nicht tun……………….doch, ich wünsche allen, die hier gegen die Homöopathie rumstänkern, eine veritable Krankheit an den Hals.
    Oder nein, besser noch einem Menschen den Sie lieben, dann ist es noch schlimmer.
    Und nur Homöopathie könnte dann helfen.
    Aber man geht natürlich nicht hin, das wäre ja noch schöner, was soll das denn auch bewirken. Kann ja gar nicht gehen, hö hö hö.
    Schenkelklopf.
    Mir hat Homöopathie in einer üblen Lebenskriese geholfen, und nur das.
    Die anderen Ärzte konnten, wie der Volksmund so schön sagt, nur „rumdoktern“.
    Also, weiter so !!

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    • ach sieh an, dat provinzei…

      „Ich wünsche, nein, man sollte so etwas nicht tun……………….doch, ich wünsche allen, die hier gegen die Homöopathie rumstänkern, eine veritable Krankheit an den Hals.“

      sonst noch alles knusper bei dir?!? hab mich schon gewundert, warum du beim kiezneurotiker nicht mehr aufschlägst; scheint dir wohl zu rational geworden zu sein, wa? nicht misanthropisch genug, wie?

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  5. „Dr. Karin Lenger“:

    Frau Lenger hat auf dem Homöopathiekongress 2016 über „magnetische Photonen“ referiert (http://2016.homoeopathie-kongress.de/bremen2016-kongressprogramm/2016.homoeopathie-kongress.de/karin-lenger.html). Damit führt sie Nachweise. Andere Leute benutzen dazu den Kozyrevspiegel, Kontakte zu Toten oder Gespräche mit Engeln. Dass sich die Homöopathielobby auch nur mit einem Satz kritisch über die angeblichen „magnetischen Photonen“ geäußert hätte, ist mir nicht bekannt.

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