Das Filterblasen-Experiment

Trump wird Präsident und ich war genau so überrascht wie (fast) alle anderen. Denn nicht nur die Meinungsforscher erkennen die Wirklichkeit nicht mehr, auch wir sind Opfer unserer Filterblasen und halten ein Meinungskonstrukt für die Wahrheit. Höchste Zeit also, den Horizont zu erweitern …

Viel wurde inzwischen geschrieben über Facebooks Algorithmus, linksliberale Echokammern und die daraus resultierende selektive Wahrnehmung, die uns hat glauben lassen, dass schon der Gedanke, Trump könne gewinnen, lächerlich und grotesk sei. Der Witz ist: Ich weiß, wie Facebook funktioniert, ich halte Vorträge darüber, und doch war auch meine Timeline radikal Clinton-freundlich und Trumpf-feindlich und hat mir trotz meines Hintergrundwissens eine tägliche Portion Gehirnwäsche verpasst.

Wissen, was rechts gedacht und gesagt wird

Nun können wir Amerika abhaken und uns für nicht zuständig erklären, schließlich hatten wir in Sachen Clinton vs. Trump nur ein Informationsdefizit, gewählt haben andere. Aber in weniger als einem Jahr steht eine Bundestagswahl an, und wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir schon den Gedanken, rechtsnationale Parteien könnten stark zulegen, für lächerlich und grotesk halten. Und dann sehr überrascht sein, wenn es anders kommt.

fb2Aus diesem Grund habe ich beschlossen, meinen Blick zu weiten. Ich will wissen, was rechts gedacht und gesagt wird, wie die Stimmung ist und auf welche Ereignisse wie reagiert wird. Und das will ich nicht nur über Medien aus dem Kopp-Verlag oder Plattformen wie RT Deutsch vermittelt bekommen, ich will unmittelbar wissen, was die Wähler denken.

Das ist innerhalb meiner bestehenden Facebook-Filterblase nicht möglich, aus zwei Gründen: Erstens weil ich meine Filterblase mag. Ich möchte, wenn ich durch meine Timeline scrolle, mit netten und interessanten Menschen zu tun haben und intelligente Texte lesen. Regelmäßig eingestreute Gedanken vom rechten Rand des Spektrums würden mir offen gesagt meinen Tag versauen. Und zweitens weil ich nicht glaube, dass das funktioniert. Der Algorithmus ist clever, er reagiert auf Interaktionen, und wenn ich nur tendenziell öfter bei „meinen“ Themen „Gefällt mir“ klicke als bei der AfD, dann verschwindet die AfD auf kurz oder lang wieder von meinem Radar.

Filterblase Zwei

Daher habe ich mich unter einer zweiten Identität neu auf Facebook angemeldet und begonnen mir eine zweite Filterblase aufzubauen, die ich in einem anderen Browser im Zugriff habe und mir regelmäßig anschaue. Ich folge dort natürlich der AfD, vor allem aber habe ich mich mit Menschen „befreundet“, die wie der klassische Trump-Wähler gegen das „Establishment“ poltern, ihr Land den Bach runtergehen sehen und es den Linken und „denen da oben“ bei der nächsten Wahl mal so richtig zeigen wollen.

fb1Das war leichter als gedacht und zeigt einmal mehr, wie schnell Facebook Filterblasen bildet und zementiert. Schon nach wenigen Gefällt mir-Klicks erledigen die Facebook-Vorschläge den Rest: Mir werden ausschließlich Seiten und Meinungsführer vom rechten Rand angeboten, denen ich doch auch folgen könnte. Und kaum habe ich ein paar „Freunde“, werden mir nur noch „Freunde meiner Freunde“ angeboten, mit denen ich mich ebenfalls „befreunden“ könnte. Es ist die perfekte Abschottungs-Maschinerie, die Facebook da erschaffen hat.

Es ist meine „Filterblase Zwei“, die mich nun mindestens bis zur Bundestagswahl begleiten wird und über die ich hier gelegentlich berichten werde, damit auch ihr seht, was außerhalb eurer Filterblase passiert (und da geteiltes Leid bekanntlich doppeltes halbes Leid ist). Ich versuche (sofern mir das möglich ist) sie so zu modellieren, dass keine Nazis, NPDler und andere komplett Unbelehrbare sie beherrschen, die für nichts zu gewinnen sind und mit denen ohnehin alles verloren wäre. Ich möchte wissen, was die „besorgten Bürger“ umtreibt, warum sie nach rechts wegdriften und mit welchen Themen und Argumenten sie sich vielleicht für eine anständige Partei zurückgewinnen lassen.

Täglich Wut, Hass – und hoffentlich Erkenntnis

fb3Und so lese ich nun, wie Trump und Putin bejubelt werden, welche Schweinereien die etablierten Partien treiben, wo und worüber die „Lügenpresse“ lügt und warum die Flüchtlinge unser Land ruinieren werden. Ich bin mit Menschen „befreundet“, die „Patriot“ und „Gemeinsam für Deutschland“ im Profilbild stehen haben. Ich bin Mitglied von geschlossenen Gruppen wie „Unser Deutschland patriotisch & frei“, die 11.000 Mitglieder hat und ständig wächst.

Das fällt mir wirklich nicht leicht, könnt ihr mir glauben. Ich bin ein optimistischer und weitgehend positiv denkender Mensch, ein Menschenfreund, ich behalte mein Gefühlsleben lieber für mich, habe aber Tränen in den Augen, wenn ich Leonard Cohens letztes Album höre. Und nun habe ich mir also selbst verordnet, Wut, Zorn, manchmal Hass und herablassende Menschenfeindlichkeit in meiner zweiten Filterblase mitzulesen.

Mal sehen, ob es etwas bringt außer schlechter Laune. Ich werde berichten.

Update: Neue Beiträge zu diesem Thema:

43 Gedanken zu “Das Filterblasen-Experiment

  1. Lieber Herr Buggisch, auf diese Berichte von Ihnen bin ich gesannt. Ich habe die Welle der Entfreundungen nicht mitgemacht und sehe deshalb so einige Beiträge, die mir nicht gefallen. Ich überlege ständig, ob ich in eine Diskussion einsteige und kneife aber aufgrund des Niveaus dieser Posts. Mal sehen, was Sie für Erfahrungen machen.

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    • Ich halte es für wichtig, trotzdem einzusteigen – selbst wenn es die Facebook-Filterblase nicht beeinflusst nehmen die anderen Beteiligten zumindest wahr, dass es auch andere Meinungen gibt.
      Allein schon das ist für eine Diskussion Gold wert, da so das Gefühl von „Alle denken wie ich, aber diedaoben ignorieren es“ ausgebremst und der Meinungspluralismus erlebbar wird.

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  2. Ganz sicher sind Leute, die einen scharfen Tonfall, Klartext und eindeutige Wertungen jederzeit mit Populismus gleichsetzen, in einem sehr großen Maße mitschuldig an Trumps Erfolg.
    Viele Menschen haben die Schnauze voll von der selbstgefälligen Filterblase des Establishments, das vor lauter Friede, Freude, Eierkuchen auf jede frische Brise nur mit empfindlicher Verschnupftheit reagiert.

    So gesehen ist Ihr Experiment mit der neuen Filterblase sehr zu begrüßen.
    Ich sehe allerdings wieder die Gefahr der Schwarz-Weiß-Malerei, des Gut-Böse-Schemas.
    So halten sie sich wieder bei entgegengesetzten Extremen auf, die dann doch nur wieder Ihr vorgefasstes Weltbild des Korrekten und Unkorrekten bestätigen.
    Sein Weltbild wird nur ändern, wer scharfe Kritik nicht nur als Tatsache akzeptiert und „respektiert“, sondern sie auch als wertvoll erachtet und entsprechend verarbeitet.
    Solange der bloße Gedanke, dass die Welt voller schrecklicher Ungeheuer ist, einen dermaßen zu erschrecken vermag, dass er einem immer noch die Laune zu verderben vermag, ist das Weltbild noch weit davon entfernt realistisch zu sein.

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  3. Sehr geehrter Herr Buggisch,
    ihr Experiment begrüße ich sehr. Bedauerlicherweise machen Sie aber auch aus Ihrer Einstellung keinen Hehl das sie sich zwar über das rechte Weltbild einen Überblick verschaffen wollen aber da Sie sagen: „Erstens weil ich meine Filterblase mag. Ich möchte, wenn ich durch meine Timeline scrolle, mit netten und interessanten Menschen zu tun haben und intelligente Texte lesen.“ werten Sie Ihr Experiment schon Vorab denn Sie schließen aus das es bei den „Rechten“ keine netten und interessanten Menschen gibt und man keine intelligenten Texte lesen kann! Ein Experiment sollte immer ergebinssoffen durchgeführt werden. Wenn man ein Ergebniss dem Erxeperiment vorabnimmt ist die zumeist arrogant bis hochmütig.
    Das ist aus meiner Sicht die Krux an der Sache – sie finden es toll die Welt der „Rechten“ so ein bischen zu erforschen – ist möglicherweise vom Gruselfaktor her für Sie sowas wie das lesen eines Stephen King Romans – aber wirklich bereit auf die Meinungen, Sorgen und Argumente der Menschen einzugehen die ein anderes Weltbild haben als Sie, sind sie wohl nicht.
    Ich sehe das so, dass wirkliche Problem an der Sache ist – durch das massive Überangebot an Information sind die Menschen dazu verleitet oder sogar gezwungen sich Ihre Blasen zu bilden. Dieser Bedarf bildet das Geschäftsmodell von Facebook und Konsorten, aber auch anderen Medien. Sie werden es doch sicherlich niemandem verübeln der gerne Gartenarbeit macht wenn er keine Autobild ließt. Genau so ist es auch bei Facebook. Sie kritisieren hier oberflächlich eine neutrale Funktion eines Angebots. Was Sie aber wirklich kritisieren ist alleinig „Rechts“ weil Sie es sich in Ihrem Weltbild auch recht bequem gemacht haben.
    Die selbe Blase gibt es übrigens auch „Links“ – vieleicht sollten Sie sich zum Ausgleich auch dort informieren um zu erkennen – das Hass, Ausgrenzung, Verachtung und Intolleranz keine alleiniges Markenzeichen der Rechten sind, sondern in allen Weltanschauungen die sich dogmatisieren vorkommen.
    Was wir sehen in der westlichen Welt ist eine Aufspaltung der Gesellschaft in einen „progressiv liberalen“ Teil – kurz links und in einen „reaktionär konservativen“ Teil kurz rechts. Sowohl von der einen wie von der anderen Seite besteht ein massives Verhalten die Meinung der anderen Seite nicht nur abzulehnen sondern diese als nicht hinnehmbar zu stellen. Diese zunehmende Überheblichkeit gegenüber der Sichtweise von Andersdenkenden führt zu Abschottung und Verachtung auf der anderen Seite! Es hilft also nichts sich nur über die Meinung der anderen zu informieren sondern es ist auch wichtig im Gespräch zu bleiben und auch die Bereitschaft zu zeigen gute Argumente anzunehmen und nicht unter dem Druck eines Dogmas abzulehnen.

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    • Nein, das stimmt so nicht. Ich schließe nicht aus, dass es bei den „Rechten“ auch nette und intelligente Menschen gibt, diesen Umkehrschluss haben Sie gezogen. Ich sehe allerdings die Gefahr, dass vermehrt (nicht ausschließlich!) unfreundliche Menschen mit unintelligenten Texten in meiner Timeline landen, wenn ich versuchen würde die Filterblasen zu mischen. Und das ist bereits Erkenntnis aus dem Experiment, obwohl es erst seit ca. 1 Woche läuft.

      Dass ich es mir in meinem Weltbild „bequem“ gemachte habe, ist eine Unterstellung. Worauf die basiert, weiß ich nicht, ich finde sie mutig, da Sie mich nicht kennen. Auch dass ich ahnungslos gegenüber „links“ bin, ist eine Unterstellung. Natürlich gibt es mehr als zwei Filterblasen und nur weil ich mich momentan mit diesen beiden beschäftige, heißt das nicht, dass ich nicht von der Existenz anderer weiß.

      Ich sehe wie Sie eine zunehmende Frontenbildung und Abschottung, wenn ich mich allerdings nur meines Dogmas vergewissern wollte und nur überheblich auf die „böse“ rechte Blase zeigen wollte, wie Sie mir unterstellen, hätte ich mir die mit diesem „Experiment“ verbundene Mühe sicher gespart.

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      • Den Eindruck, dass Sie es sich in Ihrem Weltbild „bequem“ gemacht haben, habe ich auch. Das ist nur insofern eine Unterstellung, als der Eindruck auf allen Beiträgen beruht, die ich bisher von Ihnen gelesen habe. Außerdem auf der Art und Weise, wie und was Sie kommentieren. Die Unterstellung ist also nicht völlig aus der Luft gegegriffen.
        Sie malen hier ein mitte-links-liberales Bild einer Welt, die im großen und ganzen in Ordnung ist, und die mit den MItteln eines mitte-links-liberalen Weltbildes (das auf Bildung und dem daraus resultierenden gesunden Menschenverstand beruht) auch weiterhin in Ordnung gehalten werden kann.
        Dieses Weltbild hält sich selbst für klug, menschlich, umsichtig, offen, liberal und nahezu vorurteilsfrei. Was es (gerade deshalb) aber nicht ist.
        Durch andere Filterblasen, die es versuchsweise aufbaut, um sich selbst seine Offenheit und Liberalität unter Beweis zu stellen, wird es auch nicht sonderlich in Frage gestellt.
        Es wird ebenso nicht in Frage gestellt, wenn es Kritik zulässt (nicht zensiert), die schwerer erträglich ist. Im Gegenteil: das Zulassen von Kritik bestätigt ja mal wieder nur die Liberalität.

        Eine Entwicklung wird sich erst dann einstellen, wenn sich das Weltbild selbst in Frage stellt. Und dazu muss man bereit sein, liebgewonnene mitte-links-liberale Glaubenssätze selbst zu hinterfragen, also Kritik am eigenen Weltbild zu üben.
        Eine solche Bereitschaft kann ich bisher aber nicht beobachten. Insoweit haben Sie es sich also schon ziemlich bequem gemacht.

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      • „Durch andere Filterblasen, die es versuchsweise aufbaut, um sich selbst seine Offenheit und Liberalität unter Beweis zu stellen, wird es auch nicht sonderlich in Frage gestellt.“ Sie haben offenbar nicht verstanden, warum ich das mache. Aber das macht ja nichts.

        Ich könnte mit der gleichen Berechtigung schreiben, dass Ihr Meta-Weltbild, das andere Weltbilder rezensiert, auch ziemlich bequem und noch dazu besonders überheblich ist. Mache ich aber nicht, weil uns so eine Diskussion wirklich überhaupt nicht weiterbringt.

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      • … Genau das denke ich nicht. Eine solche Diskussion würde uns sehr viel weiter bringen als das Schwelgen in irgendwelchen künstlich erzeugten Filterblasen.

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      • … und ich unterstelle Ihnen, dass Sie sich exakt aus den von mir genannten Gründen nicht darauf einlassen würden. Es wäre Ihnen zu … unbequem.

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      • Ehrlich gesagt, verstehe ich wirklich nicht, was Sie mit der Filterblase erreichen wollen. Ihr Wahrnehmungsfilter wird auch da ganze Arbeit leisten.
        Wenn ich mit meiner provokanten Gegenposition hier keine Chance auf eine Auseinandersetzung bekomme, welche Chancen bekommen dann die Stimmen aus der anderen Blase? Aber vielleicht würde ich ja in der anderen Blase ernster genommen?
        Nein, eher nicht. Meine Meinungen sind für beide Blasen einfach zu „unintelligent und unfreundlich“.
        Einen wunderbaren Filter haben Sie sich da gebaut; der passt so ziemlich auf alles, was nicht beistimmt, bewundert oder lobt.

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  4. Gute Nerven, viel Geduld, Toleranz und Durchhaltevermögen bei dieser Feldforschung und Lektüre dieser Blase. Ich bin neugierig auf die Resultate dieses Selbstversuchs, von denen wir hier sicher gelegentlich (vermutlich gefiltert und wohl dosiert) lesen werden. So war es ja gedacht und angekündigt.

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  5. Hmm. Wenn ich „besorgte Bürger“ in Anführungszeichen lese, habe ich den Eindruck, dass es keine Grund zur Sorge gäbe und diese Heinis sich nicht so anstellen sollten.

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  6. „Nein, das stimmt so nicht. Ich schließe nicht aus, dass es bei den „Rechten“ auch nette und intelligente Menschen gibt […]“

    Das Grad der Nettigkeit scheint mir mit zunehmender „Rechtheit“ exponentiell abzunehmen. Es sei denn, man will Goehring oder Goebbels nette Menschen nennen, weil sie so nett zu ihren Hunden (Kindern, Goldfischen …) waren. Der Grad der Intelligenz scheint dagegen nicht unbedingt abzunehmen. Das wiederum möchte das liberale Bildungsbürgertum bisher nicht so gerne eingestehen. Die Formel liberal=gebildet=intelligent und rechts=ungebildet=dumm ist ja auch eine sehr angenehme Selbstbestätigung.

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  7. … und ich unterstelle Ihnen, dass Sie sich exakt aus den von mir genannten Gründen nicht darauf einlassen würden. Es wäre Ihnen zu … unbequem.

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  8. Wenn man selbst nur einen ersten Hinweis bekommt wie sehr man gehirngewaschen ist wird ein Experiment dieser Art scheitern. Gehirngewaschen weil es ein leichtes war den Sieg von D. Trump vorauszusagen und es auch niemanden in meinem Umfeld gibt der da falsch gelegen hat. Das sind aber auch alles Menschen mit politischer Erfahrung und ohne z.B. Facebook und mit sehr geringem Massenmedienkonsum.

    Zum scheitern verurteilt weil schon die Nennung von RT (die mit rechten so gar nichts zu tun haben sondern die russische Seite darstellen),dem Kopp Verlag (ein kommerzielles Unternehmen das auf alles aufspringt was Auflage bringt) oder der AfD (eine u.A. von H.O. Henkel = Kapitalseite – gegründete Partei Marke fünfte Kolonne mit dem Ziel die unzufriedenen Bauernzufangen) zeigt dass Sie weiter in den Bahnen laufen die ihre Gehirnwäsche ihnen vorschreibt.

    Das ist auch an der Aussage zur – ich nenne es mal – „Freundlichkeit“ der Spezies die Sie „in der anderen Filterblase“ anzutreffen erwarten erkennbar.
    Eine vollkommen absurde, da ja nur die Gleichschaltung mit ihrem Umfeld so eine Wahrnehmung produziert. Freundlichkeit und Anständigkeit sind individuelle Eigenschaften die mit der politischen Einstellung nichts zu tun haben.

    Sie bleiben auch in „ihrer“ Filterblase da die „andere“ von den gleichen Machern designed wurde wie die von der Sie jetzt einen ersten Hinweis erhalten haben wie sehr Sie in ihr stecken.

    Es ist ein wenig wie in der Matrix (ein Film) in der sich der Held wähnt in der Realität angekommen zu sein. Die energetischen Verhältnisse in dieser sind aber physikalisch unmöglich. Es ist auch wieder eine „Traumwelt“, nur eine andere. Die blaue und die rote Pille haben den gleichen Wirkstoff. Nur die Geschmacksrichtung ist eine andere.

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  9. Ein spannendes Experiment. Danke, dass du dir das an tust. Ich werde gerne weiter mitlesen und hoffentlich etwas lernen daraus. Allerdings hoffe ich auch, dass wir längerfristig einen besseren Weg gegen die Filterblase finden, als eine zweite Filterblase.

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  10. Lieber Herr Buggisch,
    ich lese Ihren Blog nun schon seit einigen Jahren. Meistens passiv, manchmal kommentierend. Es ist ein schöner, kluger, sehr gut geschriebener Blog. Mit Ihrer Grundhaltung kann ich mich gut identifizieren und die meisten Ihrer Meinungen würde ich bedenkenlos unterschreiben. Ich lese ihn wirklich gerne.
    Wenn mich ein Thema so sehr interessiert, dass ich Lust habe, es zu kommentieren, gebe ich mir oft Mühe, (Ihren Blog noch interessanter zu machen und) eher polemisch oder spitz zu formulieren und Ihnen NICHT oder KAUM recht zu geben: Ich möchte mich nicht bei Ihnen einschleimen, ich möchte nicht Ihr Freund sein, ich möchte keine Werbung für einen eigenen Blog machen. Ich möchte mich ganz einfach mit Ihren Gedanken auseinandersetzen. Und diese Auseinandersetzung stelle ich mir so vor, dass Sie mir mit Ihren Gedanken helfen, meine Filterblase ein wenig zu weiten – und ich die Ihre mit meinen. Leider ist dieses Vorhaben gescheitert. Ich bin von Ihnen enttäuscht.

    Wenn ich nämlich alles analysiere, dann MUSS ich Ihnen unterstellen, dass Sie gar kein echtes Interesse haben, Ihre Filterblase wirklich zu öffnen und die Welt so realistisch wie nur irgend möglich einzuschätzen. Sie wollen nur den Anschein erwecken, das zu tun. Alles deutet für mich darauf hin, dass Sie nur solche Kritik zu- und an sich heranlassen, die keine größere Bedrängnis für Ihr Selbstbild darstellt. Alles andere wird – weil es das liberale, aufgeklärte Selbstbild so fordert – zwar geduldet und akzeptiert, aber weder wirklich respektiert noch verarbeitet.

    Das ist mein Eindruck, der natürlich falsch sein kann, denn er beruht auf einer nicht umfassenden Menge an Daten; nämlich lediglich auf Ihren hier veröffentlichten Beiträgen. Aber diese Daten sind doch repräsentativ für Ihren Blog. Mein Eindruck und meine Unterstellung betreffen also Ihren Blog, nicht Ihre Person als ganze.

    Wenn Sie schon in Ihrem Blog und auf Ihrer Facebookseite bestimmte kritische Stimmen konsequent als „unfreundlich“, „überheblich“ oder als „unintelligent“ und daher für Sie als nicht relevant oder nicht „weiterführend“ klassifizieren, was um Himmelswillen soll dann der Aufenthalt in einer anderen Filterblase bezwecken? Es liegt doch nahe, dass Sie aus dieser anderen Filterblase auch nur Schlüsse ziehen werden, die für Ihr gefestigtes Weltbild keine echte Bedrohung darstellen. In Wirklichkeit stülpen Sie doch nur die eine Filterblase über eine andere und verfälschen damit das Ergebnis.

    Das wird auch so bleiben, solange Sie nicht bereit sind, Ihren ureigenen Wahrnehmungsfilter gröber einzustellen. Aus meiner Beobachtung schließe und unterstelle ich Ihnen aber, dass Sie dazu nicht ehrlich bereit sind.
    Der Beweis dafür ist relativ leicht anzutreten; man muss nur Ihre Forderungen mit Ihren Taten abgleichen. So fordern Sie beispielsweise Respekt von Menschen ein, die so sind und so denken wie Trump (Beitrag „Randale und Respekt“). Wie sieht aber der Respekt aus, den Sie diesen Menschen zollen? Etwa so, dass Sie sich in deren Filterblase begeben und diese Menschen so beobachten wie man in den Zoo geht und die Tiger oder die Affen beobachtet? … Sie sind sich bislang noch nicht einmal sicher, ob Sie sich auf eine Diskussion einlassen würden.

    Im Übrigen würde es mich persönlich nicht die Bohne stören, wenn Sie mich als bequem oder überheblich bezeichnen würden. Ganz im Gegenteil: Ein (solches) Zeichen, dass Sie eine Meinung ernst nehmen, gerade wenn Sie sie nicht teilen, ist doch erfreulich. Das wäre echter Respekt.

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    • Lieber pakagunies,

      schön dass Sie hier schon so lange mitlesen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht nachzuschauen: Sie haben inzwischen 34 Kommentare in meinem Blog geschrieben, 32 davon in den letzten zwei Monaten. Manchmal sind wir einer Meinung, manchmal nicht. Was Sie allerdings auch machen: mir dies und das vorwerfen. Ich sei naiv, bequem und herablassend. Das hat nichts mit Diskussion zu tun, sondern ist eine Bewertung meiner Person und meiner Haltung. Sie interpretieren meine Aussagen (die Sie offenbar „analysieren“) daraufhin, was für ein Mensch und wes Geistes Kind ich wohl bin.

      Da wir hier so offen miteinander plaudern: Darauf kann ich gut verzichten. Ich schreibe hier nicht, um von Ihnen analysiert oder rezensiert zu werden. Schreiben Sie gerne Ihre Meinung in die Kommentare, so lange Sie etwas zur Sache beitragen, zustimmend, ablehnend, alles gerne gesehen. Aber verzichten Sie darauf, aus meinen Aussagen ableiten zu wollen, was ich wohl gemeint haben könnte und was das über mich aussagt. Was meine Motive sind, ob ich echtes Interesse an etwas habe oder es Ihrer Meinung nach nur vortäusche, ob ich kritikfähig bin oder nicht, ein gefestigtes Weltbild absichern will oder nicht, ob mein Experiment ehrlich gemeint ist oder nur wie ein neugieriger Gang in den Zoo – all das ist nicht Ihr Problem und all das will ich hier nicht lesen. Und wenn Sie meinen, dass auch das nur dazu dient, meine Filterblase zu festigen: ok, Ihren Standpunkt habe ich verstanden.

      Und noch was: Wenn ich mal auf einen Kommentar nicht antworte, heißt das erst mal: gar nichts. Kann sein, dass ich keine Zeit habe, keine Lust habe oder der Meinung bin, dass ich schon genug zu einem Thema gesagt habe. Daraus abzuleiten, dass Sie „hier keine Chance auf eine Auseinandersetzung“ bekommen, halte ich für absurd.

      Also, wenn Sie weiter hier mitlesen wollen: gerne, würde mich freuen. Aber beachten Sie bitte die oben genannten Hinweise für Kommentare. Mein Blog, meine Regeln, meine Löschfunktion.

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      • ok. Ich kann verstehen, dass Sie sich nur ungern beleidigt fühlen. Sie können sich aber sicher sein, dass meine Wertungen nur bestimmte Haltungen und Meinungen betreffen, nicht Ihre Person als ganze, wie schon gesagt. Wer Sie wirklich sind, kann ich doch nicht wissen. Aber die Person mit all ihren Meinungen und ihre Geisteshaltung, die Sie über Ihren Blog publik machen, sollte doch eine Wertung und eine ernsthafte Auseinandersetzung ertragen können, wozu soll die Veröffentlichung denn sonst dienen?

        Auch frage ich mich, warum wollen Sie nicht, dass andere mit Ihnen tun, was Sie beständig mit anderen tun? Ihr Blog ist doch voll von Wertungen, Analysen, Rezensionen anderer Menschen und Geisteshaltungen.

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  11. Vielleicht sollten Sie sich mal ein Beispiel am Kiezneurotiker nehmen; der freut sich aufrichtig, wenn jemand ihn beleidigt.

    Ich könnte es natürlich auch viel weniger provokant formulieren, aber dann wäre es auch viel langweiliger:
    Das Problem haben wir doch alle, dass wir aus unserer Filterblase nicht so leicht ausbrechen können und dass wir es uns darin allzu bequem machen. Daran ist erst mal gar nichts schändlich.

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    • Wirklich: Ich brauche keine Vorschläge, an wem ich mir ein Beispiel nehmen sollte. Merken Sie es? Sie schreiben schon wieder über mich. Das können Sie gerne machen, in Ihrem eigenen Blog zum Beispiel. Hier: Schluss damit ab jetzt.

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  12. Ja, ja ist ja gut. Ruhig Blut. Kein Kommentar mehr zur Person Christian Buggisch. Weder positiv noch negativ. Keine Beleidigung mehr. Auch keine überheblichen Empfehlungen. Keine klugen Ratschläge. Versprochen! Hoch und heilig. Sogar überhaupt keine Kommentare mehr! Keine Plagegeisterei mehr. Super, was?

    Aber warum beantworten Sie die beiden Fragen oben nicht? Interessiert andere Leser bestimmt auch.

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  13. Passend zum Thema:
    Der Journalist Walter von Rossum sagt:
    „Der typische Medienmensch heute glaubt, den Auftrag der Objektivität erfüllt er dadurch am besten, wenn er sich an die Vorgaben der bürgerlichen Mitte hält. Was wir hier konstatieren müssen, ist also mehr eine Selbst-Gleichschaltung und –Unterwerfung der Journalisten denn so etwas wie eine konstatierte Aktion.“

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=24698

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  14. Ich finde ja hier und heute das Kommentar-Experiment noch spannender ;)

    Ich lese manchmal Kommentare bei Facebook unter den großen Nachrichtenseiten. Dann kotze ich, gehe auf das Profil der Kommentierer und kotze weiter. Das bringt mich schon oft an den Rand des Erträglichen, ich kann also sehr gut verstehen, wie sehr Dich das belasten muss. Hut ab vor dem Versuch, ich bin bannig gespannt, wie er sich entwickelt.

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  15. […] Sie lesen dieses Blog. Vielen Dank, dass ich zu Gast in Ihrer Filterbubble sein darf. Der durchschnittliche Netz10-Leser ist übrigens männlich, knapp über vierzig, Akademiker. Oder so. Doch wie entkommt man so einer Filterblase? Das Filterblasen-Experiment – Christian Buggischs Blog […]

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  16. Das ist ja sehr interessant, aber das Problem hat ja mehrere Facetten. Zu, Einen ist da Facebook, das ja nicht im Geringsten daran interessiert ist, dass sich Menschen ernsthaft unterhalten und tiefsinnig miteinenader kommunizieren.

    Auf der einen Seite behauptet Mark Zuckerberg zwar, dass er unglaublich tolle Beiträge zur Vertiefung der Demokratie liefern würde, auf der anderen Seite ist er eben nicht im Allergeringsten an ernsthaften Debatten interessiert. Nein, ganz im Gegenteil. Der Like-Button wurde als intellektuelles Heroin für die User konzipiert. Das sagt der Programmierer, der ihn entwickelt hat, der sollte es ja wissen.

    Auf der anderen Seite stehen dann die User, die ja gar nicht ernsthaft dikutieren wollen. Facebook kommt also einem ohnehin existierenden Bedürfnis noch entgegen und verstärkt es. Ich merke das in meiner (übrigens ebenfalls linken) Filterblase. Da gibt es einen extrem engen Korridor auf dem man sich (politisch korrekt) bewegen darf. Übertritt man diese ungeschriebene Grenze (indem man z. B. eine unpassende Frage stellt), gibt es vier Konsequenzen:

    1) Verwarnung: Hey, das meinst du aber nicht ernst, oder?
    
2) Ignorieren

    3) Entfreunden

    4) Und irgendwann kommts mal zum Shitstorm wenn man es allzutolle treibt.
    Wobei mir 4) noch immer lieber wäre als 2)

    Es ist einfach absurd, dass man in meiner Filterblase (und im Gruindwohl in gar keiner) keine Fragen stellen darf. Das Problem hat also mehrere Aspekte: Zum Einen die Faulheit der Menschen, die kann man vielleicht als naturgegeben betrachten. Die Internetindustrie profitiert dann an dieser Faulheit und verdient sich goldene Nasen damit. Und die Politik schaut konsequent weg. Denn man müsste ja um die Menschen aktiver, aufgeschlossener, interessierter zu machen, Vieles ändern. Das würde weh tun.

    Ja und eines Tages wachen wir auf und haben Donald Trump als Amerikanischen Präsidenten.
Aber dass die „kleinen Leute“ dann auf solche Witzfiguren reinfallen, ist auch nicht so ganz unverständlich. Die Regierung Obama hatte doch tatsächlich die Nationalgarde geschickt um in irgendeinem Bundesstaat die Toiletten für Transgenders zugänglich zu machen. Gleichzeitig las ich in einem amerikanischen Zeitungsartikel, dass die Arbeiter in der amerikanischen Geflügelindustrie Windeln nutzen müssen, weil sie nicht die Zeit haben auf die Toiletten zu gehen.

    Ganz ehrlich: Würde ich in der Geflügelindustrie arbeiten: Ich hätte Trump gewählt. Und das Thema wollte ich auf Facebook in meiner Filterblase diskutieren, weil es symptomatisch ist Mir ist es sowas von egal, welche Toiletten Transsexuelle nutzen, finde es aber wichtig, dass Arbeiter menschenwürdige Arbeitsbedingungen haben. Nö, ging nicht. Also nicht, dass ich Gegenargumente bekam. Es würde einfach nicht aufgegriffen und ging die Timeline runter.

    Fazit: Bei den „Sozialen“ Medien verstärken sich negative Elemente gegenseitig und das Ergebnis kennen wir ja alle.

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