Zitat am Freitag: Runners World

Es ist ein merkwürdiges Phänomen: Wer läuft, liest auch gerne übers Laufen. Am liebsten in einer Lauf-Zeitschrift. Fragt sich nur: warum eigentlich …?

Ich gestehe, auch ich hatte ca. zwei Jahre lang eine Lauf-Zeitschrift abonniert, genauer gesagt die Runners World, die sich selbst „das größte Laufmagazin der Welt“ nennt.

Ich habe endlos viele Laufschuh-Tests gelesen, ohne mich in meiner Kaufentscheidung je von diesen Tests beeinflussen zu lassen, ich habe Fitness-Rezepte gelesen (oder besser gesagt die hübschen Bilder angeschaut), ohne je ein einziges dieser Rezepte nachzukochen, ich habe die schönsten Laufrunden in aller Welt bewundert, ohne je eine dieser Runden nachzulaufen, ich habe zig Studienergebnisse zur Kenntnis genommen (Kurzfassung: Laufen ist irgendwie gesund, wenn man’s nicht übertreibt), ohne mich davon in meinem Verhalten beeinflussen zu lassen, und Hunderte Bilder von wahnsinnig durchtrainierten und sehr nett anzusehenden Läufer(inne)n gesehen, ohne auf die Idee zu kommen, die wahnwitzigen Preise für die von ihnen vorgeführten Marken-Klamotten zu zahlen.

Fragt sich nur: Warum in aller Welt habe ich dann diese Zeitschrift gekauft und gelesen?

Die Antwort gibt Michalis Pantelouris in unserem Zitat der Woche auf Übermedien:

Es ist einer der Widersprüche beim Machen von Magazinen, dass Menschen Rezepte kaufen, sie aber meistens nicht nachkochen. Läufer lesen offenbar regelmäßig Laufschuhtests, obwohl sie wahrscheinlich höchstens ein- oder zweimal im Jahr wirklich neue Schuhe kaufen. Oder Jacken mit Leuchtstreifen und Funktionsoberteile mit wärmend angerauter Innenseite. Dabei geht es meiner Meinung nach weniger um den Informationswert des Tests, sondern eben um die Assoziation, die er auslöst. Ich lese, also laufe ich in Gedanken. Wer einen Geländewagen kauft, fährt damit meist auch nicht ins Gelände, sondern zu Edeka.

So ist es. Wir denken ans Laufen und denken, es läuft. Ist immerhin sinnvoller und weniger teuer als sich im Fitnessstudio anzumelden, weil man glaubt, allein durch die monatliche Gebühr schon etwas für seine Fitness zu tun. Und immerhin: Nach so mancher Runners World-Lektüre habe ich mir gedacht: Komm, Alter, stell dich nicht so an, hoch vom Sofa und dreh noch ne Runde! Und ab und zu hab ich das dann sogar getan.

Schönes Wochenende! Und frohe Weihnachten :-)

10 Gedanken zu “Zitat am Freitag: Runners World

  1. Ich kaufe die Zeitschriften seltenst, weil ich sie total überflüssig finde. Insbesondere die Laufschuhtests: Ich lass mich im Geschäft beraten, weil das Fachpersonal sieht, wie ich laufe und welchen Schuh ich benötige. Wer sich seinen Schuh auf Grund einer Zeitschrift kauft, der hat keine Ahnung.

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      • Ich sag mal so: Ich kenne jemanden, der hat seine Schuhe im Lauffachgeschäft vom Experten aussuchen lassen und sich dann lange gegen sie gewehrt, weil die Farbe nicht gefallen hat … (Aber sie am Schluss trotzdem genommen …) … ((Meine Frau …))

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      • Die Auswahl nach Farbe kann durchaus Sinn ergeben. Ich mache das auch so, denn ich besitze nur zwei paar Schuhe: Wanderschuhe und Laufschuhe. Letztere sind die Schuhe, die ich auch zum Spazierengehen, Einkaufen, ins-Kino-Gehen und für Dates benutze. Da ich einen ziemlich konservativen Kleidungsstil pflege, sollten die Schue deshalb nicht rosa oder knallgrün sein.

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    • Ich (kein Läufer) würde solche Tests als Anregung benutzen. Wenn ein neues Paar Schuhe anstünde, würde ich mir vermutlich das eine oder andere besprochene Modell anschauen. Vielleicht wären ja welche dabei, auf die ich (oder der Verkäufer meines Vertrauens) nie gekommen wäre. Sogar ohne Kauf hätte ich damit u.U. einen Einblick in Laufschuhtechnik erhalten, den ich sonst nicht gehabt hätte, und schon das kann was bringen. Eine gute Beratung im Laden ersetzt das natürlich nicht. (Man könnte sonst ja auch Laufschuhe im Internet bestellen, und das wäre wirklich absurd.)

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