Filterblase Zwei: Welche Rolle Fake-News spielen

Täglich werden haarsträubende Fake-News in meiner rechtslastigen Facebook-Community gepostet, geteilt und kommentiert. Fiktion geht hier als Wirklichkeit durch, vor allem aus drei Gründen …

Dabei reden wir in der Regel nicht über raffinierte Fälschungen, die kaum zu erkennen sind, sondern über plumpe, oft geradezu lächerlich offensichtliche Lügen, die man beim besten Willen kaum ernst nehmen kann – die aber dennoch in der Filterblase Zwei auf große Resonanz stoßen, weil sie genau jene Klischees bedienen, die das Publikum bedient wissen möchte. Sie erzählen mithilfe vermeintlicher Nachrichten die immer gleichen Geschichten von der korrupten Regierung und den bösen Ausländern, von der schrecklichen Angela Merkel und den grässlichen Moslems.

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Warum aber funktionieren diese Fake-News so gut beim Facebook-Publikum am rechten Rand, obwohl sie doch eigentlich leicht zu durchschauen sind? Aus mehr oder weniger drei Gründen:

1. Quellen werden nicht hinterfragt

Was man im geisteswissenschaftlichen Studium am ersten Tag des ersten Semesters lernt, spielt in der Filterblase Zwei natürlich keine Rolle. Egal wie obskur eine Quelle ist, egal wie windig die Webseite, von der eine News stammt: Die Inhalte werden geteilt, als ob es kein morgen gibt. Diese Seiten sind mir außerhalb der Filterblase Zwei noch nie begegnet, es handelt sich quasi um Exklusiv-News für ein rechtspopulistisches Publikum: blog.halle-leaks.de, de.blastingsnews.com, anonymousnews.ru, mzw-widerstand.com, politikstube.com, contra-magazin.com – so und ähnlich heißen die Medien, deren News gepostet und geteilt werden.

Dass Grundsätze journalistischen Arbeitens in diesen Medien keine Rolle spielen, ist den Konsumenten egal, zumal man von solchen Grundsätzen vermutlich nie etwas gehört hat. Das ist um so kurioser, als den etablierten (mithin nach solchen Grundsätzen arbeitenden) Medien ja gerne vorgeworfen wird zu lügen, also Fake-News zu verbreiten. Die tatsächlich Lügen verbreitenden Medien werden statt dessen weder kritisiert noch boykottiert, sondern als Quellen der Wahrheit angezapft. Verkehrte Welt …

2. News werden nicht gelesen

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14 mal geteilt, kein einziges Mal gelesen. Denn folgt man dem Link, geht es weder um Weltkrieg noch um die kriegsversessene NATO, sondern um etwas ganz anderes …

Es mag wie ein Widerspruch klingen, da die Fake-News doch zur Stimmungsmache und Meinungsbildung in der rechten Filterblase dienen. Dazu ist es aber nicht nötig, den Links zu folgen und die News zu lesen, es genügt völlig, Headline, Bild und Teaser zu konsumieren, sich per Kommentar darüber zu echauffieren und das ganze munter weiterzuverbreiten. Es ist ein Schlagwort-Stakkato, das ich an anderer Stelle schon beschrieben habe: Auf ein gepostetes Klischee folgen Klischee-Reaktionen: Skandal!, schreit die Fake-News-Headline … Jawoll, Skandal!, brüllen die Kommentatoren, ohne auch nur eine Minute innezuhalten und nachzudenken.

Dass viele den Links gar nicht folgen, merkt man zum einen an den Inhalten der News, die zum Teil die sehr reißerischen und verfälschenden Headline-Bild-Teaser-Kombinationen relativieren. Zum anderen an den Nutzer-Kommentaren, die freiherzig zugeben, gar nicht weitergelesen zu haben, denn die Kurzinfos würden ja für sich sprechen, mehr müsse man nicht wissen.

3. Der Wahrheitsgehalt von News ist egal

fake-news-wahrheitgehalt-egalUnd damit sind wir beim Postfaktischen angekommen: Ich habe mich gelegentlich in der Filterblase Zwei in den Kommentaren zu Fake-News eingemischt und darauf hingewiesen, dass es sich um Fake-News handele und dass man doch darauf verzichten solle, solchen Unsinn weiterzuverbreiten. Die Reaktion war regelmäßig dieselbe: Es spiele keine Rolle, ob die News echt sind oder nicht. Entscheidend sei, dass die News stimmen könnten, weil man die beschriebenen Umstände für möglich hält. Die Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration hat gar nicht alle deutschen Frauen aufgefordert, Burka zu tragen? Macht nichts, es wäre ihr zuzutrauen!

So werden News nicht mehr als Neuigkeiten aus der Wirklichkeit gesehen, sondern als mögliche Neuigkeiten. Se non è vero, è ben trovato, sagt der Italiener: Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden. Was früher für Märchen und gute Geschichten galt, gilt heute in der Filterblase Zwei für Nachrichten.

Ein Verbot von Fake-News ist sinnlos

Und was lernen wir daraus? Ich habe meine Zweifel, dass ein Verbot oder das Verhindern von Fake-News, so politisch oder technisch überhaupt möglich, etwas ändern würde. Die Initiative des Gesetzgebers ist hier jenseits publikumswirksamer Law and Order-Botschaften ohnehin kaum gefragt, da Fake-News, wenn es sich um unwahre Tatsachenbehauptungen handelt, heute schon juristisch angreifbar sind.

Denn deutlich häufiger als Fake-News werden News gepostet und einseitig interpretiert, damit sie ins Weltbild passen. Nachrichten über Migranten, die mit einem Bus Menschen töten oder Obdachlose anzünden, muss man leider nicht fälschen oder erfinden. Sie sagen natürlich nichts über Ausländer oder Moslems generell aus, aber wie verallgemeinernd oder relativierend man solche Ereignisse interpretiert, bleibt jedem einzelnen überlassen und lässt sich weder verbieten noch verhindern.

Hintergrund-Infos zu meiner Filterblase Zwei:

29 Gedanken zu “Filterblase Zwei: Welche Rolle Fake-News spielen

  1. Ja, so ist es.
    Die Fragen, die sich daran anschließen:
    Spielen Fake-News eine wichtige Rolle; sind sie relevant?
    Können politische Gruppierungen oder ausländische Machthaber mithilfe von Fake-News Mehrheiten erzeugen und gewinnen?
    Müssen wir das Ende eines aufgeklärten Zeitalters einläuten? Ist die Mehrheit der Bürger unmündig? Kann die Mehrheit der Bürger nicht zwischen wahr und falsch unterscheiden?
    Sind Fake-News und der Umgang damit ein Indiz für das Ende der Demokratie?

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  2. Bei meinen ersten USA-Besuchen in den 1990ern haben mir die an den Supermarktkassen verkauften „Zeitungen“ wie der „national enquirer“ immer besonders viel Freude bereitet, wobei ich nie herausgefunden habe, ob die Käufer deren Inhalt im zeitgemäßen Stil von Akte X oder Men in Black („Aliens haben mein Baby entführt“) tatsächlich für bare Münze nahmen. Wäre dem so, wäre die Zielgruppe vermutlich mit der heutigen fake-news-Konsumentengruppe identisch und wohl ähnlich realitätsverloren. Das Problem ist, teilen ist leichter, schneller (und billiger) als den guten alten Xerox anzuwerfen. Die Hemmschwelle für Kommunikation zu senken hat eben auch Nachteile, „media“ kann nur so „social“ sein, wie es die Nutzer sind…und die ändern ihre Haltung bei entsprechend selbstbestätigender und selektiver Vorauswahl der konsumierten Nachrichten oder Posts eben leider nicht…

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  3. Lieber Herr Buggisch, Ihrer Aktion „Filterblase Zwei“ zolle ich großen Respekt. Vielen Dank für den aktuellen Bericht darüber. Ihre Ausführungen zur Entstehung von Fake-News sind allerdings ernüchternd. Der sorglosen Umgang mit Phantasiegeschichten war zu erwarten. Aber dass offenbar ganz gezielt und systematisch in der von Ihnen aufgezeigten Art und Weise falsche Nachrichten verbreitet werden, das frustriert mich, weil nicht zu erkennen ist, was man (ich oder Sie oder andere) dagegen tun können. Ihre Aktion ist aber immerhin schon ein Anfang. Ich habe leider auch keine Idee. Spontan kam mir in den Sinn, einen „elektronischen Pranger“ einzurichten. Aber mir kommen da selbst Zweifel …
    Beste Grüße – Siegbert Rudolph

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    • Immerhin gibt es schon Ansätze: In Kürze solle ja „Breitbart“ auch in Deutschland starten, dass ist jenes „News Network“, das in den USA mit fragwürdigen Methoden und nicht immer der Wahrheit verpflichtet u.a. Trump mit zum Erfolg verholfen hat. Dem gegenüber hat sich jetzt „Schmalbart“ positioniert bzw. ist gerade im Aufbau befindlich: „Uns geht es um Versachlichung und Klärung, um saubere Diskussion und Streit um Standpunkte. Wir wollen aber auch Grenzen ziehen, wenn Unwahrheiten und Verdrehungen oder gar Fälschungen verbreitet werden. Volksverhetzung, Rassismus, Antisemitismus und jede andere Art von Menschenfeindlichkeit werden wir bekämpfen.“ – https://www.schmalbart.de/

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  4. Das Grundproblem an deinem „Experiment“ ist, dass du dir keine zweite Filterblase gebaut hast, sondern eine Geisterbahn bei der du ab und zu mal reinschaltest, schaust was die dummen Rechten machen. Kann man natürlich machen, aber ist ähnlich hilfreich wie sich im Kino Gladiator anzuschauen, um etwas über das römische Reich zu wissen.

    Aber das hatte ich schon bei deiner Ankündigung des Experimentes erwähnt. Was mir bei deiner jetzigen Auswertung zu Fake-News auffällt ist die klare Verknüpfung zwischen rechten Idioten und Fake-News. Was natürlich ein erhebendes Gefühl ist, denn der schlaue, total reflektierte und überlegene linke Übermensch fällt auf sowas profanes nicht rein. Das passiert halt nur dieser rechten Unterschicht. Ja das ist polemisch, aber ganz bewusst. Denn was mich bei all diesem dümmlichen Fake-News-Gelaber immer wieder interessiert ist, wo ich denn auf sowas reinfalle.

    Du schreibst “ Ich habe mich gelegentlich in der Filterblase Zwei in den Kommentaren zu Fake-News eingemischt und darauf hingewiesen, dass es sich um Fake-News handele und dass man doch darauf verzichten solle, solchen Unsinn weiterzuverbreiten. Die Reaktion war regelmäßig dieselbe: Es spiele keine Rolle, ob die News echt sind oder nicht. Entscheidend sei, dass die News stimmen könnten, weil man die beschriebenen Umstände für möglich hält. Die Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration hat gar nicht alle deutschen Frauen aufgefordert, Burka zu tragen? Macht nichts, es wäre ihr zuzutrauen!“

    Ich zitiere das, weil es mich frapirend an Diskussionen mit Atomkraftgegnern nach Fukushima erinnert. Wenn man da nämlich anmerkte, dass durch den Reaktor bisher noch nicht ein einziger Mensch gestorben ist und man es für bedenklich hält in Deutschland schnellstmöglich alle AKW´s abzuschalten, weil es in Japan ein Erdbeben gegeben hat. Weißt du was dann als Antwort kam? Ungefähr folgendes kam immer: Es spiele keine Rolle, ob in Fukushima Menschen wegen des AKW gestorben sind oder nicht. Entscheidend ist, dass sie sterben könnten, weil man die Gefahr für möglich hält. Und zwar auch in Deutschland!“

    Da fragte ich mich auch immer, was genau den in den Köpfen von den besorgten Atomkraftgegnern falsch läuft. Warum sie nicht für rationale Argumente offen sind. Und ich glaub es liegt zum einen daran, dass man mit Extremisten eh nicht reden kann. Zum anderen kommt man aber auch an die gemäßigten Menschen nur ran, wenn man ihnen auf der berühmten Augenhöhe begegnet und (und das ist das entscheidende) wenn sie einen für glaubwürdig halten. Dir hört selbstverständlich niemand in deiner rechten Geisterbahn zu. Warum sollten sie auch? Weil du als vollkommen Fremder in die rechte Stadt einreitest und jetzt im Saloon von oben herab allen die Wahrheit verkündest?

    Hättest du tatsächliche Beziehungen zu den Menschen aus deiner Geisterbahn und würdest nicht versuchen sie zu bekehren, sondern zu verstehen, dann könntest du genau diese Ebene nutzen, um aufzuklären. Und genau hier kommen wir wieder zum Anfangsproblem deines „Experimentes“. Du hast keine zweite Filterbubbel geschaffen. Denn eine solche Blase zeichnet sich insbesondere in erster Linie durch Beziehungen und damit verbundenem Vertrauen aus. Erst dann kommen die homogenen Inhalte (sofern man einen homogenen Freundeskreis hat).

    Die Verbindung zwischen Filterblasen und Fake-News ist somit nicht der Inhalt, sondern die Glaubwürdigkeit. Pathetisch gesagt, wenn du dich als würdig erweist, dann wird deiner Aussage vom Empfänger auch geglaubt. Wenn man sich also selbst fragt, was es braucht, dass man im im unendlichen Meinunungsmeer jemandem glaubt, dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon was man selbst benötigt, dass einem geglaubt wird.

    Meine bisherige Erfahrung ist, dass Oberlehrerhaftes Verhalten eher kontraproduktiv ist, das eingestehen eigener Fehlbarkeit und das Gegenüber für seine Meinung nicht zu verurteilen helfen hingegen sehr. Mit anderen Worten: Das Problem der Fake-News sind wir die aufklären wollen, nicht die Fake-News bzw. diejenigen die daran glauben (möchten).

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    • In Folge des Reaktorunglücks von Fukushima sind keine Menschen gestorben? Wenn man sowas schreibt sollte man vllt. auch mal was drüber gelesen haben oder? Was für ein Quatsch. Und mal ganz generll, man kann doch wohl fremde Filterblasen erkennen und auch analysieren ohne eine Teil davon zu sein, ich weiß nicht wo du mit deiner Argumentation überhaupt hin willst.

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  5. Ich persönlich glaube, dass Fake-News nur innerhalb bestimmter Zielgruppen eine Rolle spielen – nur innerhalb bestimmter Filterblasen. Also nur bei Personen, die von jeher empfänglich für falsche und verfälschte Meldungen sind. Ob sie nun schneller oder weniger schnell verbreitet werden können, ist (daher) nicht relevant. Fake-News spielen keine wichtige Rolle und sind im großen Spiel irrelevant.
    Anders sieht es bei „regulären“ News aus, die oft nahezu unmerklich tendenziös sind (also nicht nur so rezipiert werden könnten, sondern auch schon so konzipiert sind).

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    • Sehe ich genauso und werde vielleicht auch nochmal was darüber schreiben.Und noch wichtiger: Echte News, die Einzelfälle beschreiben, aber verallgemeinert werden. Das hat mit Fake gar nichts mehr zu tun, sondern nur damit, wie singulär oder repräsentativ man einen bestimmten Sachverhalt sehen will. Es passiert so viel auf der Welt, da ist immer was dabei, was ohne Fake das eigene Weltbild bestätigt, wenn man es nur gründlich verallgemeinert …

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  6. Hallöchen zusammen!

    Eigentlich kann ich dem Artikel zu 100% zustimmen, aber eben nur „eigentlich“! Ich habe nämlich auch in meinem eigenen Umfeld schon bemerkt, daß es jeden mit diesen „Fake News“ treffen kann. Dabei ist es auch völlig egal, aus welcher Ecke die Leute kommen.

    Tatsächlich werden meine eigenen Artikel über diese ganzen Überwachungsmaßnahmen hier in DE immer noch von vielen als Verschwörungstheorie abgetan, obwohl ich mit Heise online, Golem.de und anderen Magazinen nun wahrhaft glaubwürdige Medien als Quellen verlinke und Edward Snowden seine Leaks bereits 2013 veröffentlichte!

    Inzwischen werden diese Maßnahmen sogar in Funk und Fernsehen ebenso wie in anderen Medien kritisiert, aber bei mir ist das alles nur eine „Verschwörungstheorie“ und daher nicht glaubwürdig, obwohl ich ja eben diese Medien als Quelle verwende!

    Nicht anders sieht es eben auch in dem von dir beschriebenen Bereich aus, wobei dort tatsächlich oft nur die Überschrift und eventuell noch der Teaser dazu gelesen wird.

    Wie man dagegen angehen kann? Keinen Ahnung, sonst würde ich ja was dagegen unternehmen! In beiden Fällen ist es aber so, als ob man eine 20 Meter dicke Wand aus Stahlbeton mit einer Daune versucht zu zertrümmern.

    Es ist traurig, einfach nur noch traurig!

    Mike, TmoWizard

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  7. Zum Kommentar von MarKo Petersohn:
    Besser wäre es gewesen, ich hätte Ihren Kommentar nicht gelesen. Aber das Thema, das in diesem Blog aufgegriffen wurde, interessiert mich einfach. Und so stand ich vor der Frage: Ignorieren oder Stellung beziehen. Ich bevorzuge meist Lezteres, und ausschlaggebend war Ihr Beispiel mit Fukushima. Viel schlimmer, als diese Katastrophe so zu verharmlosen, wie Sie das tun, kann man Fake-News nicht gestalten. Das, was die Bundesregierung danach entschieden hat, hätte schon nach Tschernobyl passieren müssen. Abgesehen von solchen Katastophen, die vielen Menschen das Leben kosteten und unendlich viel Leid für zigtausend Menschen brachten, gibt es immer noch keine Lösung für den Atommüll – auch bei uns. Vielleicht sind Sie ja doch für rationale Argumente offen, und denken einfach noch mal nach.
    Und noch eine Bemerkung: Dass Sie sich zu denen zählen, die, wie Sie schreiben, aufklären wollen, scheint mir auch eine Fake-News zu sein.
    Siegbert Rudolph

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    • Ist zwar hier nicht Thema, kann ich aber nur zustimmen. Atomenergie ist für mich ein Paradebeispiel für prä-faktische Denkweise (Irrationalität). Aus den von Herrn Rudolph genannten ganz rationalen Gründen.
      Es ist völlig irrational, sich zwar selteneren, aber dafür extremsten Gefahren auszusetzen, wenn es gute, sauberere und sicherere Alternativen gibt, und der kurzfristige allgemeine Nutzen geringer ist als der langfristige Schaden für die Allgemeinheit.

      – Da sieht man mal, wie weit die Sichtweisen auseinandergehen, was wahr, richtig und falsch, rational und irrational anbelangt. So gesehen sind tatsächlich alle News Fake-News; wenn jeder sie sich für seine Wirklichkeit deutet und zurechtlegt.

      Der einzige Ansatz kann dann nur die Erziehung der Rezipienten zu mündigen Bürgern sein – die in der Lage sind, auf wahren Aussagen beruhende logisch richtige Schlüsse zu ziehen.

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  8. Täglich werden haarsträubende Fake-News in dem von uns bezahlten Öffentlichen Rundfunk gesendet. Obwohl er das eigentlich nicht darf, laut Rundfunkstaatsvertrag. Und da geht es häufig um die großen Themen wie Krieg & Frieden und nicht um durchschaubare kleine dumme Lügen.

    Das Thema Fake-News wird dann interessant, wenn man in der Lage ist, die Maßstäbe der „Filterblase Zwei“ auch an die bisher bekannte Umgebung anzulegen. Leider gibt es immer noch viele, die unfähig zur Reflektion sind und sich täglich von ARD, ZDF, Spiegel und Co das Hirn waschen lassen. Lügen und Propaganda bekämpfen? Gerne. Fangen wir bei den einflussreichen Lügnern an.

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    • Da hast du ja bestimmt mal ein paar Beispiele für uns: Lügen zu großen Themen wie Krieg und Frieden in öffentlich-rechtlichen Sendern? Sagen wir mal: in Tagesschau, Tagesthemen, Heute und Heute Journal … Ich bin gespannt auf deine Beispiele.

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  9. Oha. Da habe ich ein größeres Bewusstsein zum Thema erwartet. Es geht nicht um vereinzelte Beispiele, sondern um die täglichen Lügen und Propaganda in (ja genau) Tagesschau, Tagesthemen, Heute und Heute Journal. Tausendfach dokumentiert in den letzten Jahren. Unter anderem vom Blog Propagandaschau und vielen weiteren. Da gibt es sehr viele Beispiele.

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    • Naja, wenn ich die Wahl habe zwischen „Propagandaschau“ (oder ähnlichen Blogs) und den öffentlich-rechtlichen Sendern, dann entscheide ich mich zu tausend Prozent für die öffentlich-rechtlichen. Wer da mehr lügt scheint mir offensichtlich.

      Allerdings denke ich, dass man schlecht daran tut, den öffentlich-rechtlichen allzu großes Vertrauen zu schenken. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel geringer, dass da bewusst oder aus journalistischer Unfähigkeit die Unwahrheit gesagt wird, aber eine Anpassung der Wirklichkeit findet da genauso statt wie sonst auch. Allerdings subtiler und für den Zuschauer nicht leicht zu überprüfen.

      Das zeigt mir zum Beispiel der aktuelle Fall um die Kritik von Serdar Somuncu am WDR.
      Ich halte seine Kritik für glaubwürdig. Auch der Tonfall ist angemessen und passt in den Kontext seiner öffentlichen Figur („Arschlöcher“, „Keimzelle des Faschismus“).
      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wdr-mitarbeiterin-verklagt-serdar-somuncu-a-1129468.html

      Ich zahle eigentlich gerne die Rundfunkgebühren, da ich mir von den öffentlich-rechtlichen Sendern dadurch ein Maximum an Unabhängigkeit und ein Minimum an Wirklichkeitsverzerrung erhoffe. – Und einen sachlichen Umgang mit unsachlicher Kritik wie auch die Fähigkeit, Grenzüberschreitungen offensiv zu ertragen.

      Der WDR und seine Redakteurin tun sich keinen Gefallen, wenn sie mit einer solchen Kritik nicht souverän umgehen und rechtliche Schritte wegen Beleidigung einleiten. Letztlich bestätigen sie damit die eigentliche Kritik; sie haben ihr sachlich überhaupt nichts entgegen zu setzen. Die Redakteure scheinen überhaupt nicht zu merken, wie sehr sie der Demokratie Schaden zufügen, wenn sie aus Mutlosigkeit satirische Tabubrüche unterbinden. Mutlosigkeit, angepasstes Verhalten und die Schere im Kopf sind keine Tugenden; und Zensur aus diesen Gründen ist tatsächlich die Keimzelle für undemokratische Tendenzen.

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      • Ich gebe dir völlig Recht, halte es aber auch für sehr wichtig, Fake News, also absichtliche Lügen, von Fehlern und gelegentlich tendenziöser Berichterstattung im öffentlich rechtlichen Bereich abzugrenzen. Mit dem Unwort der „Lügenpresse“ versuchen Rechtspopulisten genau diese Abgrenzung aufzuheben.

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      • Häufig kann man die Nachrichten ja überprüfen. Internet sei dank. Benötigt halt Zeit und die Bereitschaft sich einzugestehen, dass man in den sogenannten Mainstream-Medien systematisch belogen und manipuliert wird. Letzteres fällt manchen noch schwer.

        > Auch der Tonfall ist angemessen

        Naja, Arschloch muss sich niemand nennen lassen. Somuncu ist da schon recht weit gegangen Und es gibt auch größere Probleme als etwas zensierte Kabarettisten, solange so etwas noch möglich ist.

        Und auch das ist sicher richtig: „Viele Kabarettisten sind systemimmanente Hofnarren“

        vorsicht Feindsender ;-)

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  10. Und „Lügenpresse“ ist ja deshalb populär geworden, um ausländerfeindliche Schreihälse und berechtigte Medienkritik in einen Sack zu stopfen. Zum Beispiel in den Kampagnen gegen die Nachdenkseiten. Passend zum Thema, diesen Artikel mit der Berichterstattung in den Öffentlich Rechtlich vergleichen. Und das ist keine Ausnahme, sondern mittlerweile die Regel.

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=36577

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  11. Tut mir leid, Herr Buggisch, ich halte Ihr Vorhaben hier für ehrenwert und teile auch bis zu einem Punkt Ihre Ansichten. Aber letztendlich sind die FakeNews doch eine FakeDiskussion. Natürlich gibt es sie, die bewusst gesetzten Lügen und Diffamierungen, die Verschwörungstheorien und falschen Narrative, und sie sind übrigens kein Privileg der Rechten. Aber gegen bewusste Verhetzung gibt es Gesetze. Alles andere bewegt sich im Bereich der Interpretation. Fakten werden stets bewertet, interpretiert – aber, Sie haben es selbst gesagt, das sind keine Fake News.

    Wie so was geht, kann man schon an der oben schnell losgebrochenen Diskussion zum Thema Fukushima sehen, wo jeder sofort seine Interpretation als allein gültig lsehen will (obwohl wahrscheinlich niemand augenscheinlich vor Ort war und sich alle auf Berichterstattung verlassen). Oder wenn ich höre, dass die unsere bis dato ach so objektive sachbezogene politische Diskussionkultur in Gefahr sei. Mir ist nie eingefallen, CSU-Claims a la „Wir in Bayern“ als sachbezogen wahrzunehmen. War die „Nafri“-meldung der Kölner Polizei jetzt eine FakeNews, wo es dann gar nicht soviele „Nafris“ waren, oder nur ein lässlicher Fehler? Und natürlich haut die ARD jede Menge sachliche Fehler in ihre Berichterstattung, wie übrigens alle anderen Qualitätsmedien auch (ich spreche hier aus leidvoller beruflicher Erfahrung). Sind das jetzt Fehler – oder FakeNews. Wo wollen Sie da die Grenze ziehen.

    Wir Menschen rezipieren vorzugsweise die Nachrichten, die unsere Überzeugung stützen. Gegenteiliges negieren wir gerne. Fakten werden nicht objektiv aufgenommen, sondern von vorneherein subjektiv interpretiert und der eigenen Situation angepasst. Kein Grüner, der sich faktisch von einem CSUler überzeugen lässt und vcie versa. Wer sich selbst für objektiv hält, unterliegt damit schon der ersten Selbstäuschung, quasi seiner eigenen FakeNews. Kein Medium berichtet objektiv. Wer so etwas annimt, hat das Mediensystem nicht verstanden. Insofern gehört die Interpretation der News zur News und besteht die FakeNews meist nur in der Interpretation des Andersdenkenden. Insofern erreicht die Richtigstellung einer Falschnachricht widerum nur die, die sie eh nicht gelaubt haben. Die Anderen nehmen diese nicht zurt Kenntnis. was solls also. Im Subjektiven Objektivität herzustellenn ist eine contradictio in adjecto.

    Ich halte die FakeNews-Debatte daher zum einen für eine Gefahr. Sie tut so, als könne man den einzelnen vor Lügen schützen. was nicht stimmt. Oder wie will man Millionen an News, Infoschnippseln in Sozialen Netzwerken und Medien durchforsten und bewerten? Jede Zahl, jeden Fakt? Wie soll das gehen? Den Leuten eine solche Lösung vorzugauckeln, Ihnen scheinbar Sicherheit zu versprechen, man könne Obekitvität herstellen und sie somit von eigener Recherche freistellen, ist schon allein ein Fake.

    Die FakeNews-Debatte ist zweitens sehr geeignet den Andersenkenden zu diffamieren und „FreeSpeech“ auszuhebeln. Bestimmte Vorschläge nähern sich in Wort und Inhalt längst wieder den „Wahrheitsministerien“ unseligen Angedenkens an, diesesmal nur unter anderen politischen Vorzeichen. Und leider, da bin ich selbst ganz verschwöungstechnisch gesteuert, habe ich zu wneig Vertrauen in unsere Politik und leider auch in unsere Gesellschaft, dass sie mit solchen Instrumenten verantwortungsvoll umgeht. Wie war das: „Meinungsfreiheit ist die Freiheit des Andersdenkenden“? Man muss diese aber auch aushalten können. Und hier liegt das eigentliche Problem.

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  12. aktuell anzufügen; Heute haben etliche qualitätsmedien u.a. spon, nzz, zeit online, daserste.de etc zunächst falsch über das npd-online urteil berichtet. : man war zu schnell, man hat nicht zugehört,die damen und herren qualitätsjournalisten kennen sich in verfahrensfragen nicht aus etc. Na klar, alle haben sich später entschuldigt, wie immer, man lerne aus den fehlern usw. Nur, was war das jetzt. Bewusste Fake News, manipulative „Lügenpresse?“, Irrtum vom Amt? hey Leute, kann mal passieren? Und nun Correctiv, korrigieren Sie bitte? Dauer zwei Wochen – mit angefügter linkliste und wikipedia-berichtigungsaufsatz?

    Vergesst es: Es gilt Niklas Luhmann: Realität ist nicht konsenspflichtig.

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