Über Fake News haben wir letztes Jahr hier im Blog viel gesprochen. Plattformanbieter wie Facebook und Twitter sind das Problem nur halbherzig angegangen. Das rächt sich nun …
Diese halbzerzigen Versuche in Deutschland bestanden unter anderen darin, dass Facebook (17.000 Mitarbeiter, 27 Milliarden Dollar Umsatz) das Recherchebüro Correktiv (eine handvoll Journalisten) damit beauftragte, Fake News auf Facebook aufzuspüren. Langsame, weil manuelle Recherche durch ein paar Menschen im Kampf gegen Fake News – das ist tatsächlich ein schlechter Witz.
Die Folgen sind im Edelmann Trust Barometer 2018 zu besichtigen. Weltweit sinkt das Vertrauen in Plattformen wie Facebook oder Google, dagegen steigt das Vertrauen in journalistische Medien. Die Vertrauens-Schere öffnet sich sozusagen:
Und die Schere ist wo am weitesten geöffnet? In Deutschland. Das mag auch an einer generellen Social Media-Skepsis und Technologie-Skepsis in Deutschland liegen, ist aber ein Grund mehr, dass Plattformen sich intensiv darum kümmern müssten, Vertrauen (zurück) zu gewinnen:
Ist das nun die Renaissance des Journalismus? Ja, das Vertrauen steigt, das heißt aber nicht, dass die Deutschen besser informiert und weniger anfällig für Fake News sind. Denn zwei Drittel der Deutschen konsumieren Nachrichten (von größeren journalistischen Anbietern) seltener als wöchentlich. (Um die Grafik zu verstehen: „Disengaged“ sind diejenigen, die Nachrichten seltener als wöchentlich konsumieren; „Consumers“ nehmen Nachrichten wöchentlich oder öfter wahr; „Amplifiers“ sind Consumer, die Nachrichten außerdem gelegentlich teilen):
Eine neue Strategie gegen Fake News, die Mark Zuckerberg jüngst verkündet hat: Man wolle den Nutzer stärker einbeziehen bei der Frage, ob er einer Quelle vertraut oder nicht. Dieser Glaube an die Weisheit der Masse kommt mir antiquiert und naiv vor. Damit die Strategie funktioniert, müssten die Nutzer vor allem relativ treffsicher Tatsachen von Lügen unterscheiden können. Das ist aber definitiv nicht der Fall: Der durchschnittliche Nutzer weiß nicht, wie man guten Journalismus von Unwahrheiten unterscheidet. Mit anderen Worten: Viele Nutzer sind hilflos, wenn sie die Spreu vom Weizen trennen sollen. Statt ihnen dabei zu helfen, klopft Facebook ihnen auf die Schultern und sagt: Ihr macht das schon …:
Im Vergleich zu den USA sind wir in Deutschland übrigens noch auf der Sonnenseite. Wie stark ein Jahr Trump-Regierung das Vertrauen der Bevölkerung in Medien, Regierung, aber auch Unternehmen und NGOs beschädigt hat, ist in folgender Grafik zu besichtigen:
Hier wurde so viel Porzellan zerschlagen, dass es schwierig ist sich vorzustellen, wie und bis wann das wieder gekittet werden kann.
Quelle und Bildnachweis: Edelmann Trust Barometer Global Report
„„
Es gibt nicht „die eine Wahrheit“. Des einen Terroristen sind des anderen Freiheitskämpfer. Dieser Kampf gegen sog. fakenews ist lediglich der Schleier, um unangenehme Meinungen wegzudrücken.
Im Übrigen: Eine demokratische Gesellschaft muss es aushalten, auch „falsche“ Meinungen publiziert zu sehen. Ob nun Impfgegner, Chemtrailer oder sonstwas: Es ist grundsätzlich ein positives Zeichen der popularen Selbstermächtigung, den Türhütern veröffentlichter Meinung etwas entgegenzusetzen.
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Nun ja, womit kamen denn die Fake News auf? Mit der Anzahl der Menschen bei der Einführung Donald Trumps. Und ist eine Fakt und damit Wahrheit, dass bei seiner Einführung weniger Menschen anwesend waren als bei Obama. Bei solchen Dingen finde ich schon, dass es „die eine Wahrheit“ gibt. Über anderes kann man streiten, ja richtig.
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Das Bekämpfen von Fake News KANN nicht funktionieren. Fake News sind nichts anderes als Gerüchte. Am Bekämpfen von Gerüchten scheitert die Menschheit schon seit mehreren tausend Jahren.
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Wichtig ist, Nutzer*innen sozialer Netzwerke für Fake News zu sensibilisieren und zu zeigen, wie wir Fake News erkennen können. Deswegen bietet die Stadtbibliothek Erlangen im Februar einen Workshop zum Thema „Fakt oder Fake?“ an: https://www.erlangen.de/bibliothek/desktopdefault.aspx/tabid-1546/3480_read-34641/.
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Interessanter Beitrag, Christian. Vielen Dank dafür. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Arbeit beim Aufspüren von Fake News nicht rein manuell stattfindet, sondern durch Algorithmen unterstützt wird, die nach bestimmten Schlüsselwörtern oder mittels einer sog. „KI“ versuchen, die Nachrichten „selbstlernend“ zu erkennen. Die abschließende Sichtung und Bewertung durch Menschen zeigt letztlich nur, dass Computer alles mögliche sind, aber noch lange nicht intelligent.
Das Dilemma ist in einem vorherigen Kommentar treffend formuliert worden: Gerüchte verbreiten sich durch die sozialen Medien nur wesentlich schneller und breiter, am Wesen des Gerüchts oder einer Falschmeldung ändert es nichts. Anders formuliert: die Dummen und Bösen in dieser Gesellschaft haben jetzt halt ein viel größeres Publikum.
Die von FatzeBug angekündigte Maßnahme, die Nutzer in die Bewertung einzubeziehen, ist nichts anderes als CounterSpeech, und das heißt: alle anderen sollen richten, was durch die Sozialen Medien an Schlechtem in die Welt geraten ist, natürlich nur nicht die Betreiber der Sozialen Medien selbst. Ich hoffe darauf, dass die Menschen sich eines Tages wieder besinnen, und bald erkennen, das die irre Vision des Herrn Zuckerberg, es dürfe keine Geheimnisse und kein Vergessen geben, dass das alles nur Herrn Zuckerberg reicher macht, aber die Nutzer in keinster Weise – weder monetär noch auf irgendeiner anderen Ebene.
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