Radfahrer überholen – unfassbare Neuigkeiten, Fragen und Antworten

Es dürfte eine der unbekanntesten Regeln der Straßenverkehrsordnung sein, noch unbekannter als das zulässige Gesamtgewicht von einachsigen Pferdeanhängern bei Vollmond auf einer gebührenpflichtigen Fähre: Fahrräder darf man nicht „einfach so“ überholen. Gibt‘s doch gar nicht!, sagt ihr jetzt. Doch. Ehrlich …

Anders lassen sich die Erlebnisse nur unserer jüngsten Rennrad-Ausfahrt nicht erklären. Man wünscht sich ein unsichtbares Begleitfahrzeug von Polizei, Ordnungsamt oder sonst irgendeiner befugten Behörde, die nichts anderes tut als Verstöße gegen §5 StVO zu ahnden und sich dabei dumm und dämlich zu verdienen. Darin steht nämlich, dass Autofahrer beim Überholen von Radfahrern einen Seitenabstand von mindestens 1,5 Metern innerorts und 2 Metern außerorts einhalten müssen. Hammer.

Denken wir kurz über diese unfassbare Neuigkeit nach. Hauptverkehrsstraßen in Deutschland sollen mindestens 5,5 bis 7,5 Meter breit sein, das ist natürlich wie alles in Deutschland irgendwo geregelt.

Einigen wir uns mal auf großzügige 7 Meter, sprich 3,5 Meter pro Fahrspur. Da packen wir jetzt gedanklich einen Fahrradfahrer hin, der natürlich nie ganz rechts fährt, der eine gewisse Breite einnimmt und dabei ein wenig vor sich hin schwankt. Alles in allem wird er 1,5 Meter Breite des Fahrstreifens für sich beanspruchen. Das macht es außerorts denkbar einfach: Autofahrer müssen beim Überholen die Fahrspur komplett wechseln, nicht anders als würden sie ein Auto überholen. Innerorts dürfen sie einen halben Meter näher ran, aber ganz ehrlich, wer kann das schon einschätzen. Bedenken wir das „mindestens“ aus der StVO, wäre es auch hier eine gute Idee, beim Überholen die andere Fahrspur zu nutzen.

So weit die Fakten. Fakt ist aber auch, dass sich daran fast kein Autofahrer hält. Gefühlt würde ich sagen: maximal ein Drittel. Zwei Drittel nutzen die illegale Abstands-Bandbreite von 200 bzw. 150 bis null Zentimeter komplett aus. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Wenden wir uns nun häufig gestellten Fragen und Antworten zu (ich stelle mir vor, dass sie häufig gestellt sein bzw. im Kopf von Autofahrern herumgeistern müssen, anders lassen sich die zahlreichen brandgefährlichen Begegnungen auf unseren Rennrad-Ausflügen nicht erklären …):

2 Meter Abstand? Hab ich noch nie gehört. Ist das wirklich wahr?

Ja.

Aber da hält sich doch keiner dran?!

Stimmt. Ist trotzdem wahr.

Na gut. Aber wenn ich besonders schnell überhole, reicht doch auch weniger Abstand, weil ich ja kürzer neben dem Radfahrer bin, oder?

Äh, nein.

Puh. Aber für SUVs gibt‘s ne Ausnahme?

Nope.

Aber ich kann doch nicht ewig hinter einem Fahrradfahrer herfahren, weil zum Beispiel viel Gegenverkehr ist?

Doch.

Aber die fahren doch so langsam?!

Tja.

Wenn so eine Verkehrsinsel kommt, darf ich mich aber vorbeiquetschen, oder? Da kann ich ja gar nicht auf die andere Fahrspur, um zu überholen?

Alter …

Jetzt aber eine Ausnahme, ganz sicher: Wenn die Fahrräder einen eigenen Radweg auf der Fahrbahn haben, per Markierung abgetrennt, dann darf ich direkt daneben vorbeifahren, ohne Abstand, richtig?

Seufz. Nein.

Ok, letzter Versuch: Wenn die einen eigenen Radweg auf dem Gehweg haben und den nicht nutzen, sondern unverschämterweise auf der Straße fahren, dann darf ich‘s denen aber mal richtig zeigen: mit 5 Zentimetern Abstand vorbeirauschen, hupen und gestenreich auf den Radweg zeigen. Korrekt?

Pass mal auf, mein Freund, das kenn ich gut, dieses Verhalten, erlebe ich regelmäßig. Ist das Allerletzte. Kümmer du dich um deinen Weg, ich kümmere mich um meinen. Nicht jeder Radweg muss von Fahrrädern benutzt werden. Wusstest du nicht, gell. Und ansonsten: Fahr. Einfach. Defensiv. Du bist in einem 2-Tonnen-Geschoss unterwegs, das du von nichts auf irrsinnig schnell beschleunigen kannst, indem du deine Fußspitze drei Zentimeter weit bewegst, mit einer grandiosen Highend-Sicherheitsausstattung, in die Milliarden von Forschungsgeldern geflossen sind, die aber nur dich schützt und sonst niemanden. Und neben dir fährt ein Stück Blech (na gut: Alu oder Carbon) mit ein bisschen Mensch darauf.

Aber …

Nix aber. Ruhe jetzt.

26 Gedanken zu “Radfahrer überholen – unfassbare Neuigkeiten, Fragen und Antworten

      • Er wollte dies doch zur Diskussion stellen. Wenn also die Abschwächung der eh schon im internationalen Vergleich viel zu niedrigen Bußgelder für Geschwindigkeitsübertritte nicht durchkommt, dann sollen doch die neuen Abstandsregeln wegfallen.

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  1. Zunächst, wo Du recht hast, hast Du recht. Das stelle ich nicht in Abrede, da ich vermutlich eh gleich gesteinigt werde.
    Radfahrer überholen (Autos)
    Ich dachte, jetzt kommt dazu etwas ;-)
    Also, ich fahre mal in dem Ton fort, den Du angeschlagen hast:
    Ich fahre jeden Tag etwa 7 km mit dem Auto zur Arbeit. Das letzte Stück, ca. 3 km ist stark von Radlern frequentiert. Dass ich nicht jeden Tag zwei bis drei Radler abschieße, ist alleine meiner Aufmerksamkeit geschuldet. Die Hauptursache: Autos rechts überholen – egal wieviel Platz da ist. Nicht auf einem Radweg – egal ob da einer ist oder nicht – sondern zwischen dem Auto und dem Gehweg/Radweg.
    Ich dachte immer, man überholt links. Scheinbar gibt es irgendwo einen Paragrafen, der das lebensgefährliche Überholen rechts für Radfahrer ausdrücklich erlaubt!
    Eine beliebte Kreuzung für suizidale Radfahrer ist der Odeonsplatz gewesen. Rechts auf der Fahrspur überholen während Autos rechts abbiegen – obwohl ein Radweg 1 Meter voraus nutzbar wäre, wo der Radler sicher wäre. Nein, er muss auf der Straße die Rechts-Links-Kombination nehmen, und sich rechts reindrängeln.
    Da stehe ich am Kreisverkehr, blinke schon seit Stunden und warte darauf, dass ich einfahren kann, dann muss ich ein Radler zwischen mein Auto und den Rest der Fahrbahn (etwa 0,5 Meter – wie war das nochmal mit dem Sicherheitsabstand? Gilt der auch wenn der Radler überholt, sozusagen, um sich selbst zu schützen, weil das Auto steht ja) reinzwängen, schreit dann wie ein Bekloppter los, wenn ich – wohl wissend, dass sich da im toten Winkel ein Radler reingedrängelt hat – extrem langsam losrolle.
    Sehr beliebt auch das Slalomfahren zwischen den Autos, besonders bei Schlangen vor roten Ampeln. Überholen bei Gegenverkehr – kein Problem für Radler. Mehrspurige Kreuzungen diagonal bei rot überfahren – easy. Insbesondere rote Ampeln gelten für Radler nicht – wusste ich auch noch nicht, aber gut.
    Was Radler ganz schlecht können / wollen: bremsen! Wer bremst verliert. Ein Radler hat immer immer immer Vorrang. Egal ob da Fußgänger laufen (anschreien soll da immer helfen: HE WEG DA!!!), andere Radler (Anschreien!), einparkende Autos, die sich erlauben für ihren Parkvorgang, den sie vor Erscheinen des Radlers eingeleitet hatten, und jetzt halt mal die Radspur – mangels der Fähigkeit diese mit ausreichend vertikalem Anbstand zu überfliegen – für ein paar Sekunden blockieren (Anschreien!).
    Radrennen auf dem Radweg mit optionaler Ausscheraktion auf die Fahrbahn – natürlich ohne Schultertblick: sehr beliebt! Dass man als Autofahrer in die Eisen steigen muss oder wahlweise in den Gegenverkahr donnern könnte – who cares? Radler haben Narrenfreiheit und fordern sie ein. Was? Du hast mich angehupt, obwohl ich mich selbst gefährden wollte? Schnell noch ein Handyfoto von diesem rabiaten Autofahrer machen, um was …?
    Gelten eigentlich Geschwindigkeitsbegrenzungen auch für Radler? Also darf ein Rennradler in der 30er Zone schneller als 30 km/h fahren? Nur mal so gefragt, weil ich StVO für Radler nicht kenne, ich dachte bis heute, es gäbe nur eine – für alle Verkehrsteilnehmer.
    Ist es eigentlich Dummheit oder das Einfordern eines Rechts, sich als Radfahrer permanent selbst in Gefahr zu bringen? Wenn man als Radler auf dem Radweg – links parkende Autos = Sicht eingeschränkt, rechts alle 20 Meter eine Einfahrt, mit Vollgas unterwegs ist, ist es dann nicht naheliegend, dass selbst wenn ein Autofahrer extrem langsam in die Einfahrt abbiegen möchte, dahinter aber ein Bus parkt, der Autofahrer den Radler also gar nicht sehen kann, ohne vorher den Radweg zu queren, dass man als Radler einfach mal etwas langsamer fährt? Die Erfahrung zeigt: leider nein.
    Das Hauptproblem scheint mir zu sein, dass Radler unter allen Umständen beweisen wollen, dass sie mit dem Radl schneller unterwegs sind, als der Rest der Welt. Deshalb wollen sie auch nicht bremsen. Vermutlich posten sie jeden Tag in den sozialen Netzen ihre neuen Rekordzeiten für ihre Stammstrecke. Anders lässt sich nicht erklären, warum sie so aggresiv unterwegs sind.

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    • Stimme ich zu! Ich weiß nicht wieviele Radler ich schon von ihrem Drahtesel geholt hätte, hätte ich nicht auf sie aufgepasst. Also, Rücksicht ist das Zauberwort. (Gibt es leider fast nicht mehr).

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    • § 5 (8) StVO Ist ausreichender Raum vorhanden, dürfen Rad Fahrende und Mofa Fahrende die Fahrzeuge, die auf dem rechten Fahrstreifen warten, mit mäßiger Geschwindigkeit und besonderer Vorsicht rechts überholen.

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    • Das kann auch ich genau so bestätigen. Aus der Auto und der Fahrradsicht. In den letzten 20 Jahren war ich mindestens 1Mio. km im Auto und einige tausend mit dem (Renn)rad unterwegs. Was ich hier so manchem Radler, der entweder als Träumer oder Kamikaze unterwegs war, den Arsch gerettet habe, geht auf keine Kuhhaut. Rechts drängeln (und ggf.langkratzen) oder vor der Ampel mal eben links rüber und wütend aufs Auto donnern, einem LKW direkt in den toten Winkel fahren, mal eben von der Seitenstrasse ohne sich umzusehen rechts auf die Hauptstrasse donnern – alles dabei. Doch es gibt genau so Autofahrer, die gleichermaßen als Träumer oder Kamikaze unterwegs sind – nur eben etwas besser geschützt als ein Radler.

      Wenn jeder aufpasst, auf sich und auf andere, dann ist viel gewonnen. Mehr Umsicht, Vorsicht und vor Allem Rücksicht täten uns allen gut. Als denn, ich wünsche uns allen Gelassenheit im Straßenverkehr…

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  2. Ist der vorige etwa Whataboutism?
    Ich fahre übrigens korrekt, und dass evt. andere Radfahrer sich nicht an Regeln halten, ist kein Grund mich zu gefährden.

    Im Ausgangsartikel vergessen: „Hier ist 50, man muss hier also mindestens 50 fahren. Ich als Auto habe das Rest, mindestens 50 zu fahren!“

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  3. Ich fahre seit ca. 30 Jahren Strasse. Die Tatsache, dass ich noch lebe, habe ich nur dem Umstand zu verdanken, dass ich mich eben nicht immer an die StVO halte. Umsicht, Übersicht und Reflexe haben immer Priorität.

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  4. Macht die Sache nicht angenehmer, aber: Diese Festlegung, die du da aus §5 zitierst, gibt es erst seit Mai 2020. Insofern ist es vielleicht nicht ok, aber leider eine brauchbare Ausrede für den Autofahrer: Bisher hieß es nämlich nur „genügend Abstand“.

    vgl. https://www.adac.de/verkehr/recht/verkehrsvorschriften-deutschland/stvo-novelle/

    (Bevor mir das vorgeworfen wird: Ich verteidige nicht das Überholen mit geringem Abstand, ich bin selber Radfahrer, der sich darüber maßlos ärgert)

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    • Ja, das ist so. Man könnte aber auch argumentieren: Gerade weil es neu ist und diskutiert wurde, müssten es alle mitbekommen haben – während irgendeine alte Regel ja mal in Vergessenheit geraten könnte. Die neuen verschärften Geschwindigkeits-Regeln haben ja auch alle mitbekommen und sich kräftig darüber aufgeregt ;)

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      • Absolut korrekt und ein sehr gutes Gegenargument!

        Dem Autofahrer sollte einfach bewusst werden, dass jeder zusätzliche Radfahrer ein Auto weniger ist, was somit die Staugefahr mindert bzw. Stau verkürzt. Und zwar radikal.

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  5. Ich kenne ebenso beide Seiten der Medaille, so wie die Meisten. Und muss oftmals erkennen, dass ich je nachdem, was ich gerade benutze, die Seiten wechsle. Bin ich Autofahrer, sehe ich nur sich mehrfach qualifiziert deppat verhaltende Radfahrer. Nutze ich das Fahrrad, sehe ich nur sich mehrfach qualifiziert deppat verhaltende Autofahrer.
    Die Abstandsregeln gelten in Österreich meines Wissens nach schon etwas länger ;-), also auch wenn sie schon länger bekannt sind, hilft es nix.
    Anmerken möchte ich, dass ich beim Radfahren nach allen Möglichkeiten suche, nicht auf einer Hauptstraße fahren zu müssen. Ich benutze, woimmer ich kann, Radwege und Nebenstraßen. Das rettet mein Leben. Und ich versuche, für alle Verkehrsteilnehmer mitzudenken und extrem defensiv unterwegs zu sein.
    Im Nachhinein ist’s nämlich wurscht, ob ich auf der Straße liege, weil ich einen Fehler gemacht hab, oder weil der Autofahrer ein Fehler gemacht hat. Der Effekt bleibt derselbe: Ich liege auf der Straße, und bestenfalls hab ich Schmerzen, schlimmstenfalls spür ich garnix mehr.

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    • Ich habe da eine andere These, aber die bestätigst du ja im zweiten Teil deines Kommentars: Ich glaube, Perspektivwechsel hilft enorm. Wer schon mal auf einem Fahrrad saß (besser: regelmäßig auf einem Fahrrad sitzt) fährt anders Auto und verhält sich gegenüber Fahrradfahrern anders als jemand, der das nicht tut. Und umgekehrt. Oder um bei meinem Beispiel zu bleiben: Wer gelegentlich mit dem Rennrad über die Landstraße fährt, überholt, wenn er mal im Auto sitzt, Radfahrer mit Abstand, weil er erlebt hat, wie gefährlich das sonst werden kann. Gilt für alle Bereiche: Wer mal mit Kindern durch die Fußgängerzone geschlendert ist, brettert nicht wie ein Irrer mit seinem Rad ohne Rücksicht auf Verluste durch dieselbe Fußgängerzone. Und so weiter.

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      • Genau das kann ich bestätigen. Es ist der fehlende Perspektivwechseln, es sind nicht nur „die Autofahrer“ oder „die Radfahrer“. Genau das weiß man, wenn man beide Seiten kennt. Ich fahre regelmäßig Rennrad und ich hab allerdings vor Radfahrern mehr Respekt, als vor Autofahrern. Den Autofahrer kann man besser einschätzen. Er fährt langsam in die Kreuzung an. Alles klar, hat mich wohl nicht gesehen. „Sonntags-Radfahrer“ schlagen gerne auch mal Haken, halten mit dem auf dem Radweg an und stellen das Rad quer usw. usf. Radfahrern fehlt oft das Bewusstsein für den Straßenverkehr, das macht sie unberechenbar. Autofahrer besitzen das zwar, sind aber störrisch, weil es um Ihren Raum geht. Das macht sie berechenbarer.

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  6. Was fehlt: Eine eindeutige Anpassung der STVO das Fahrräder die schneller als X fahren (oft Rennräder), eigentlich nicht mehr auf den Radweg oder schlimmer noch den Kombi Fuß/Radweg gehören. Die Gefahr mit 25+ Km/h (und die haben wir sehr schnell, auch ohne Motor) a. jemanden zu treffen (Mensch/Kleinkind/Hund ect.) oder schlimmer b. selbst zu fallen weil der Weg, in einem desolaten Zustand ist. Auf der anderen Seite Polizisten die (z.b. im Bereich Düsseldorf / Meerbusch) jeden Carbonrenner mit einem Knöllchen belegen der nicht mit 40 Km/h brav auf dem Radweg fährt. Auch hier braucht es eindeutige Regelungen. Gruß Rouven

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    • Das sehe ich ähnlich. Die heute noch üblichen Radwege auf oder neben dem Gehweg stammen halt aus den 80ern, als man mit seiner Drei-Gang-Schaltung mühsam mit 12 Km/h vor sich hin gezuckelt ist. Wenn ich mit dem Gravelbike zur Arbeit fahre, fahre ich im Schnitt so 27 Km/h, das ist für 08/15 Radwege oft zu schnell und zu gefährlich. Also ab auf die Straße, was ich erstens nicht darf und mir zweitens die oben beschriebenen Reaktionen von Autofahrern einbringt …

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  7. Vom Grundsatz her gibts da meines Wissens eine vergleichsweise einfache Regelung, die da in der STVO „angepasste Geschwindigkeit“ heißt. Wenn ich richtig informiert bin, gilt die auch für Radfahrer. D.h. gibts der Zustand des Radweg oder die Dichte der Passanten auf dem daneben liegenden Bürgersteig nicht her, muß man halt langsamer fahren – wie die Autos auch, wenn sie nicht ausreichend Platz zum Überholen eines Radfahrers haben. In München gibts nun sog. Popup-Radwege. Da wurde den Autos einfach eine Spur genommen und zur Radspur umfunktioniert. Das finde ich sehr klasse. Allerdings kann man da auch nur eingeschränkt schnell fahren – es sind häufig zu viele langsame Radfahrer unterwegs.

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  8. Als ich noch körperlich in der Lage war, bin ich ebenfalls viel Fahrrad gefahren. Ich benutze aber auch mein Auto (und fahre jetzt häufig mit dem E-Roller). Was mich wundert ist – wenn es um Perspektivwechsel geht – warum nicht auf die Frage eingegangen wird, warum die Strasse gebaut wurde?

    Auf Radwegen dürfen nur Fahrräder fahren (und ich mit meinem 45KM/h Roller meist nicht), auf Feldwegen haben die Bauern Vorfahrt. Jeder Autofahrer finanziert die Strassen mit und sie dienen eigentlich dem Autoverkehr von A nach B. Da ist jeder langsamere Verkehrsteilnehmer ein Hindernis undaus der Perspektive des Autofahrers ein Ärgernis, da er genau weiß der fährt da jetzt nur zum Spaß an der Freude.
    Heute, wo immer mehr Radfahren als Hobby entdeckt haben und dann mit Hochleistungsrädern glauben am Strassenverkehr außerorts teilnehmen zu müssen, bringen sich natürlich in Gefahr, da die Strassen – gerade Landstrassen – dafür nicht ausgerichtet sind. Und natürlich fährt man als solcher auch gerne an Strecken mit ordentlicher Steigung – man ist ja Sportler – das dann Serpentinen das ganze für Autofahrer noch brisanter macht, scheinen die meisten Radfahrer nicht zu kümmern.

    Ich kann den Frust verstehen, aber als Radfahrer denke ich, Überlandfahrten auf Landstrassen nur zum Spaß sind keine gute Sache. Die Strassen dort sind für Autofahrer ausgelegt. Und die wirklich massive Zunahme von Radfahrern (ich habe meinen ersten Radurlaub 1998 gemacht) muss natürlich eine Zunahme der Infrastruktur nachfolgen. Aber das ist nicht Aufgabe der Autofahrer

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    • Also, angenommen, wir haben eine Landstraße von A nach B (kein Radweg, kein Gehweg) und ich möchte als Radfahrer von A nach B kommen – dann soll ich diese Straße nicht benutzen, um die Autofahrer nicht zu stören? Oder wie soll ich den Kommentar verstehen? Ich soll also gar nicht von A nach B fahren? Oder mir ein Auto kaufen, um das zu tun? Und auch das Spaß-Argument verstehe ich nicht: Als Radfahrer soll ich da nicht „zum Spaß“ fahren? Was ist, wenn das mein Weg zur Arbeit ist, darf ich dann da fahren? Und was ist mit den Autofahrern, die die Strecke nur zum Spaß fahren?

      Spaß bei Seite und mal ehrlich: Dass Straßen mal für Autos gebaut wurden, heißt doch nicht, dass das für alle Zeiten so bleiben sollte, im Gegenteil. Die Zahl der Verkehrsmittel nimmt zu, und die müssen sich den vorhandenen Raum nun mal teilen. Das bedeutet Abstriche für die Autofahrer, die in dieser Beziehung bislang mehr als privilegiert waren.

      PS: Wo soll ich sonst Rennrad fahren? In der Stadt? Gar nicht?

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      • Naja, der Kommentar ist so zu verstehen, dass man sich als Verkehrsteilnehmer Gedanken machen sollte, ob der Weg den man wählt der geeignete ist. Und eine Landstrasse ist je nach Verkehrslage für Radfahrer extrem ungeeignet, weil andere Verkehrsteilnehmer, die den Weg so nutzen wie er gedacht ist, massiv gestört werden.
        Mit nur zum Spaß meine ich genau das. Wenn der Arbeitsweg keine Alternative zuläßt dann ist es halt so. Aber der Punkt ist, du bist ja in dem Fall der Störfaktor nicht die Autofahrer. Das ist das gleiche wie der Fußgänger auf dem Radweg oder umgekehrt der Radfahrer in der Fußgängerzone. Es macht also für dich keinen Spaß dort zu fahren und für die anderen auch nicht.

        Ich verstehe widerum deine These nicht „Strassen wurden mal für Autos gebaut“ – das ist gar nicht mein Ansatz. Jeder Weg wird für die Verkehrsteilnehmer gebaut die dort fahren sollen/müssen. Wenn der Radverkehr massiv zunimmt, dann müssen Autos auf diesen Strassen langsamer fahren oder man baut extra Wege für langsamere Teilnehmer, das macht man für die Landwirtschaft ja durchaus auch. (Das Wegenetz für Traktoren steht in manchen Regionen kaum den anderen nach. Daneben gibt es auch Regionen, wo immer neben jeder Landstrasse ein breiter Radweg existiert – bei uns zwar auch nicht, aber es zeigt das es potientiell möglich wäre ohne diese Probleme den Verkehr zu regeln)

        Das was du im Artikel ansprichst ist ja ein konkretes Problem, der Autofahrer muss evtl. auf deine Geschwindigkeit abbremsen, um dich ordnungsgemäß zu überholen (was ich im übrigen auch immer tue), du bist also ein Hindernis auf einer Landstrasse, die für den Zweck gebaut wurde mit dem Auto schnell von A nach B zu kommen. Daher dieses Problem nur auf die Autofahrer zu projezieren halte ich für falsch.

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    • Der Kommentar zeigt schön, dass Intelligenz auch unter Autofahrern Gauss-verteil ist. Ich zahle (gerne) in einem Monat mehr Steuern, als die Meisten in einem Jahr. Und habe viele Autos. Und noch mehr Räder. Mit denen lege ich ca 20.000km im Jahr zurück. Und mutant77 erklärt jetzt, wo ich aus steuerlichen Gründen (nicht) fahren darf … und wozu Strassen gebaut wurden: zeig doch mal die Stelle im Gesetz (genau wie die gesetzliche Grundlage ‚zweckgebundener‘ Steuern). Schade dass zum Autofahren nicht ein Intelligenztest erforderlich ist.

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      • Tron, wir sind uns einig, dass Straßen per se nicht ausschließlich für Autos gebaut sind (außer Autobahnen und Kraftfahrstraßen, oder andere Verkehrswege, die ausdrücklich bestimmen, wer da fahren darf). Der Seitenhieb mit dem Intelligenztest ist unangebracht. Dass allerdings einige Radfahrer mal in eine Verkehrsschule gehen sollten, ist dringend angezeigt ;-) Wie ein Freund neulich schrieb: „Wenn’s nicht so teuer wäre, würde ich gerne mal spät abends mit dem Auto bei ausgeschaltetem Licht, mit einer angeklemmten, nur spärlich blinkenden Funzel durch die Gegend fahren, die ersten zwei roten Ampeln überfahren, dann auf den Radweg und später auf den Fußweg wechseln, von dort nach links abbiegen unter Verwendung des Fußgängerüberwegs vor der entsprechenden Kreuzung, um dann auf der Straße in der falschen Richtung weiter zu fahren. Ggf. könnte ich vorher auch 2+ Bier getrunken haben und ggf. könnte ich das bei Tageslicht dann auch nochmal wiederholen. Würde mich interessieren, wie weit ich käme.“
        Will sagen: wer in der Stadt mit dem Auto unterwegs ist, muss in einer Tour aufpassen, dass ihm nicht irgendein Radfahrer vor die Räder kommt.
        Dass Autos – wie Christian schreibt – auf der Landstraße extrem knapp vorbeifahren, ist absolut kriminell und kann nicht durch so ein fadenscheiniges Argument, für wen die Straße eigentlich gebaut sei, entkräftet werden. Es ist aber auch klar, dass sich ein Radfahrer dabei einem gewissen Risiko aussetzt, eben weil solche Idioten unterwegs sind, die den Mindestabstand beim Überholen nicht einhalten.
        In diesem Sinne ist gegenseitige Rücksichtnahme das einzig probate Mittel. Und im Zweifel muss der stärkere eben nachgeben – solange ihm die Möglichkeit dazu gelassen ist.

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      • „Und mutant77 erklärt jetzt, wo ich aus steuerlichen Gründen (nicht) fahren darf “

        Hab ich das?
        Meiner Ansicht habe ich erklärt warum Landstrassen für Radfahrer nicht so toll sind und dass man deshalb mehr Radwege bauen sollte. Aber das kann natürlich an der Verteilung meiner Intelligenz liegen, dass das nicht jeder so versteht.

        Witzig ist, dass es etliche Strassen gibt die für Autos gesperrt sind, daher ist deine These etwas seltsam. Strassen werden für verschiedene Zwecke gebaut und ich freue mich, dass ich auf den passenden Wegen als Fußgänger, Radfahrer, Rollerfahrer oder Autofahrer so fahren/laufen kann wie es das Fortbwegungsmittel hergibt. Steuern für das Gefährt zahlen halt nur Autofahrer. Ob diese nun Zweckgebunden sind oder nicht spielt dabei keine Rolle.

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