Wie bereits gelegentlich hier im Blog geschrieben, verzichte ich im Januar auf Alkohol. Weil ich in den restlichen elf Monaten des Jahres nicht auf Alkohol verzichten will, aber es für eine ganz gute Idee halte, mir einmal im Jahr zu beweisen, dass ich auf Alkohol verzichten kann …
Aber bringt das überhaupt was? Belügst du dich nicht selbst, Christian? Ein Monat Abstinenz, um die elf Monate Saufen zu rechtfertigen? Schützenhilfe kommt von unerwarteter Seite, von einem Facharzt und Suchtexperten, der qua Profession zu Alkohol auch spaßbefreite Sachen sagt („Alkohol ist ein Nervengift“), aber gefragt nach dem Sinn eines „dry january“ eben auch Folgendes:
Das ist eine super Idee, weil es eine einfache Möglichkeit ist, Kontrolle über den eigenen Konsum zu bekommen. Vor allem ist es auch ein guter Test: Wer sich vornimmt, nicht zu trinken, und es dann doch tut, sollte darüber nachdenken, sich beraten zu lassen.
Ja, aber bringt so eine Trinkpause überhaupt was, wenn man dann gleich weiter trinkt, fragt der Journalist ebenso ungläubig wie ich. Antwort:
Total, so eine Trinkpause hat Auswirkungen auf Körper und Psyche. Gerade bei Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, aber nicht nur. Das sehe ich immer wieder an den Patienten bei uns in der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg. Alle sollen während ihres gesamten Aufenthalts auf Alkohol verzichten. Auch diejenigen, die nicht wegen einer Suchterkrankung da sind. Bereits nach einer Woche, spätestens nach 14 Tagen merkt man, dass das Nicht-Trinken einen ganz positiven Effekt hat. Die Menschen haben mehr Energie und meistens auch eine bessere Stimmung.
Also, eine total super Idee. Sag ich doch.
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Komplett nüchtern und mit geschärften Sinnen haben wir gleich in der ersten Januarwoche einen ökologisch etwas fragwürdigen, dafür aber kulturell komplett sinnvollen Kurztrip nach Berlin unternommen. Ziel: die Ausstellung zum Renaissance-Künstler Donatello in der Gemäldegalerie. Ich habe nun mal eine Schwäche für italienische Renaissance und Barock, und wenn Kunst aus Florenz und Padua nach Berlin kommt, fahren wir nach Berlin.
Merker für die Zukunft übrigens: Der 6. Januar eignet sich hervorragend für so einen Trip. Am bayerischen „drolligen Extrafeiertag“ losgefahren, als alle noch ausgeschlafen haben, in einem noch jahreswechselmüden Berlin angekommen, in dem noch keiner so richtig wach war. Alles sehr stressfrei und gemütlich.
Warum alles von Donatello unbedingt sehenswert und jede Reise wert ist, brauche ich hier nicht aufzuschreiben, dazu gibt es Tonnen von Literatur, Webseiten und Beiträge in Mediatheken. Die Florentiner Frührenaissance, die langsam die Gotik und das Mittelalter abschüttelt und die Neuzeit einläutet, war mit ihren Protagonisten Ghiberti, Brunelleschi, Donatello, Masaccio & Co. jedenfalls eine sehr krasse Zeit. Sehr faszinierend.



Nach der Ausstellung ein abendlicher Spaziergang durch Berlin. Ich habe eine Schwäche für die Insignien unserer Demokratie und gehe daher oft, wenn ich in Berlin bin, die 08/15 Runde Tiergarten, Kanzleramt, Reichstag, Spree mit den Abgeordnetengebäuden, Schlenker zum Bahnhof Friedrichstraße wegen Wittys Currywurst, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz. Schön zu sehen in dieser aktuell leider wieder sehr krassen Zeit: die vielen Fotos und Schilder und Blumen vor der russischen Botschaft, eine Mischung aus Anklage und ausgestrecktem Mittelfinger in Richtung Putin. Slawa Ukrajini!
Die 08/15-Runde ist für mich auch bei jedem Berlin-Besuch ein absolutes Muss. ;-)
Und alkoholische Getränke kommen bei mir jetzt ebenfalls für einen längeren Zeitraum nicht mehr auf den Tisch.
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