Das Heilige Land

Mandeville Das Heilige LandZur Zeit des Reiseberichts Mandevilles beherrschten die Mamelucken den Nahen Osten – eine Herrschaft, die der Region für lange Jahre Stabilität und Wohlstand brachte. Die Mamelucken waren ursprünglich Sklaven, die sich den Elitetruppen des muslimischen Heeres angeschlossen hatten und zusehends mit militärischen Aufgaben betraut wurden. In der Mitte des 13. Jahrhunderts griffen die höheren Mamelucken-Offiziere selbst nach der Macht und beendeten binnen kurzer Zeit die letzten Versuche christlicher Kreuzritter, im Heiligen Land Fuß zu fassen. 1291 waren die Kreuzzüge mit dem Fall Akkos, der letzten christlichen Bastion, ein für allemal beendet.

Unter den Mamelucken, deren Herrschaft erst durch die osmanischen Eroberungen 1516/17 endete, blühte Palästina auf. Allerdings wurde Jerusalem nie das politische Zentrum ihres Reiches – es wurde von einem vergleichsweise unbedeutenden Emir regiert und diente nicht zuletzt als Ort der Verbannung für in Ungnade gefallene Staatsbedienstete, die in der unbefestigten Stadt wenig Schaden anrichten konnten.

Auch die große Zeit der Pilgerreisen, die schon im 4. Jahrhundert n. Chr. begonnen und unzählige Gläubige ins Heilige Land geführt hatten, war nach dem ernüchternden Ende der Kreuzzüge zwar nicht gänzlich vorbei. Allerdings wagten immer weniger Menschen die weite Reise in das von Ungläubigen besetzte Land, zumal nun Rom in jeder Hinsicht nahe liegender war und an die Stelle des schwer zu erreichenden Jerusalem trat.

Doch je weniger Pilger den Weg ins Heilige Land fanden, desto mehr gewannen Reise- und Pilgerberichte wie der John Mandevilles an Bedeutung, waren sie doch wichtige Dokumente, aus denen man mehr über jenes Land erfahren konnte, das dem christlichen Zugriff entzogen war.

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