Leseprobe (1) – Über den Sultan von Ägypten

Mandeville Leseprobe 1Der Sultan hat vier Frauen, eine Christin und drei Heidinnen. Erstere wohnt in Jerusalem, die anderen in Damaskus, damit sie nicht beieinander wohnen. Wenn er will, reitet er zu ihnen. Aber er kann darüber hinaus Buhlen haben, so viel er will. Denn er kann gebieten, dass alle Jungfrauen seines Landes, edel oder unedel, zu ihm kommen müssen.

Diejenigen, die ihm gefallen, behält er bei sich und nimmt sie mit großen Ehren bei sich auf. Und wenn er eine haben und bei ihr schlafen will, so lässt er alle zu sich kommen und wählt eine aus, die ihm gefällt, indem er ihr einen Ring von seiner Hand zuwirft. Diese Frau führt man alsbald in seine Kammer, badet sie und legt ihr ein kostbares Gewand an.

Vor den Sultan darf niemand treten, der nicht nach Art der Heiden in goldene Gewänder oder Samt und Seide gekleidet ist. Sobald sie den Sultan sehen, knien sie nieder und küssen die Erde. Das ist so Sitte bei ihnen, und jeder, der mit ihm reden will, muss das tun.

Doch sollt ihr auch Folgendes wissen: Wenn fremde Boten zum Sultan kommen, stehen stets Wachen mit gezogenen und erhobenen Schwertern bei ihm, denn wenn der Bote etwas sagt, was dem Sultan missfällt, erschlagen sie ihn sofort. Daher rate ich einem jeden Fremden, vorsichtig zu sein, wenn er zu ihm kommt, und vor allem nichts zu sagen, was seinem Glauben widerspricht.

Und so wie ich es hier von dem einen beschreibe, so trifft es gewöhnlich auch auf alle anderen Könige jenseits des Meeres zu.

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