Barcelona

Wir waren erstmals ein paar Tage in Barcelona, während ihr die Stadt bestimmt alle längst gesehen habt. Late to the party sozusagen. Vier Dinge möchte ich im Nachgang hervorheben …

Stadtspaziergänge

Wir sind in vier Tagen rund 70 Kilometer zu Fuß durch Barcelona spaziert. Doch, wir hatten Tickets für den öffentlichen Verkehr, die man wunderbar vorher online kaufen kann und die wir auch reichlich genutzt haben. Aber die Stadt ist wie gemacht zum Schlendern. Jedes Viertel ist ein bisschen anders, man kann sich in einsamen, verwinkelten Gassen verlieren und an prächtigen Boulevards flanieren, man kann auf Berge steigen und kilometerlang am Strand gehen, man kann Läden durchstöbern und die Ruhe in Gärten und Parks genießen.

Dabei haben die Verantwortlichen in Barcelona ein kleines Wunder vollbracht und es geschafft, den Autoverkehr zu zähmen. Während in Deutschland vielen der Abschied von der autozentrierten Stadt ach so schwer fällt, ist er in Barcelona Realität. Der Autoverkehr ist auf wenige Verkehrsachsen konzentriert, die sind allerdings mächtig: Teils fünfspurig werden die Autos hier durchgeschleust. Dafür sind die attraktiven Viertel wie Barri Gòtic, El Raval, Sant Pere und Santa Caterina weitgehend verkehrsberuhigt. Hier fahren nur wenige Anwohner und sehr viele Taxis, von denen wiederum gefühlt die Mehrheit elektrisch unterwegs ist. In den nördlicheren, schachbrettartig angeordneten Vierteln sind überall auf den Straßen kleine grüne Inseln mit Sitzbänken eingerichtet. Was die Berliner in den Wahnsinn treibt und einen autofreundlichen CDU-Bürgermeister wählen lässt, macht Barcelona menschenfreundlich.

Das alles hat für den Fußgänger zwei angenehme Effekte: Man muss nicht ständig fürchten, über den Haufen gefahren zu werden; und es ist erstaunlich leise. Ich habe ein Jahr in Rom gelebt und kenne den Verkehrslärm einer Metropole – das ist in Barcelona anders und viel, viel besser gelöst.

Ausblicke

Beim Spaziergang durch die Stadt gibt es viele schöne Einblicke, in Hinterhöfe, Kreuzgänge und Gärten. Barcelona hat aber auch jede Menge Ausblicke auf Stadt und Meer zu bieten. Denn vom Meer aus geht es kontinuierlich sanft bergauf bis zu den Hügeln und Bergen im Hinterland. So hat man etwa vom Park Güell aus schöne Blicke über die Stadt oder nebenan von den „Bunkern“ von El Carmel, die nie Bunker waren, aber Stellungen für Flak-Geschütze im spanische Bürgerkrieg. Und so kann man, von wo aus früher Flugzeuge abgeschossen wurden, heute mit vielen einheimischen Jugendlichen, die sich abends hier treffen, das Panorama genießen.

Ebenfalls eine schöne Möglichkeit: der Montjuïc im Südwesten, der weitläufige Stadtberg, auf dem das Olympiagelände für die Spiele 1992 realisiert wurde. Von hier aus sieht man auf das Häusermeer Barcelonas und hat eine ähnliche Perspektive wie die Fotografen, die 1992 berühmte Aufnahmen von den olympischen Turmspringern machten (Beispiele findet ihr hier). Oder man blickt gen Meer und Hafen. Auf spektakuläre Weise kann man das tun, wenn man die Gondel Telefèric del Puerto nutzt, die von der Bergstation Estació Miramar aus gen Strand segelt. Über eine (geschlossene) Mittelstation führt sie in wenigen Minuten ans Ziel am Meer, einen Hundert Meter hohen, etwas in die Jahre gekommenen Stahlturm, der für jemanden mit Höhenangst wie mich eine erhebliche Herausforderung, für alle anderen ein amüsantes Abenteuer ist. Der Blick auf Land und Wasser ist jedenfalls großartig.

Und noch eine feine Gelegenheit, über die Stadt zu blicken: Die ehemalige Stierkampfarena Barcelonas an der Plaça d´Espanya wurde zur Freude vieler Stiere und Menschen zum Einkaufszentrum „Las Arenas“ umgebaut. Auf diversen Rolltreppen fährt man gemütlich aufs Dach und blickt in Richtung Montjuïc oder auf der anderen Seite in Richtung Tibidabo und Berge.

Kunst

In Barcelona fühlt sich Kunst unbeschwert an, jedenfalls kam es uns so vor. Wir haben an einem Regentag der Fundació Joan Miró einen Besuch abgestattet und dem Moco Museum gleich neben unserem Hotel mit Werken von Banksy, Warhol, Murakami, Kaws und anderen. Wir sind sonnig durch Barcelona spaziert und haben uns Streetart und den Pavillon von Mies van der Rohe zur Weltausstellung von 1929 angeschaut. 

Und wir sind natürlich immer wieder Antonio Gaudi begegnet, am eindrucksvollsten in der Sagrada Familia, die immer noch im Bau ist, knapp 100 Jahre nach dem Tod des Architekten, der 1926 in Barcelona von einer Straßenbahn überfahren wurde (lasst das mal nicht die Straßenbahn-Gegner in Erlangen wissen). 

Kulinarik

Wir sind bekanntlich Genussmenschen und suchen auch im Urlaub nach gutem Essen. Nirgendwo ist uns das leichter gefallen als in Barcelona. Die Stadt ist ein einziger großer Futtertrog, überall wird immerzu Essen angeboten und konsumiert. Das beginnt in den großen Märkten der Stadt und endet nicht bei den unzähligen Gasthäusern von der einfachen Tapasbar bis zum gehobenen Restaurant. Was uns besonders begeistert hat, ist das riesige Angebot an Gebäck, von belegten Broten, den Bocadillos, bis hin zu Süßigkeiten und Kuchen. Kreativität und Qualität gibt es hier zu erstaunlich günstigen Preisen. Verhungern unmöglich.

Unser Vergnügen währte nur vier Tage, zuzüglich An- und Abreise. Eine gute Zeit, um erste Eindrücke zu sammeln. Und sich vorzunehmen, bald wieder zu kommen.


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4 Gedanken zu “Barcelona

  1. Ist wirklich eine tolle Stadt, nur zumindest in der Hauptsaison ziemlich überlaufen.

    Wir waren vor ein paar Jahren dort und freuten uns aus der Ferne über eine recht kurze Warteschlange an der Sagrada Familia. Als wir näher kamen sahen wir dann, dass die Schlange einmal um das nicht gerade kleine Gebäude ging…

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    • Ja, ich hatte auch etwas Sorge, dass die Stadt am Osterwochenende sehr überlaufen ist, es ging aber. Und Sagrada Familia haben wir vorher online gebucht inkl. Zeitslot und waren dann innerhalb von 5 Minuten drin.

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