Mein Beitrag zur Ice Bucket Challenge

Ach, diese Ice Bucket Challenge … nachdem nun alle A-, B-, C- und D-Promis damit durch sind, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis die Welle im wahrsten Sinne des Wortes auch über Hinz, Kunz und einfaches Volk wie mich hereinbricht …

Einerseits …

… ist diese Eiswasserkübel-Herausforderung ja total nervig. Das ganze Internet hat sich in „Ups – Die Pannenshow“ verwandelt. Aber statt semi-witziger Filmchen von verunglückenden Sportlern, stolpernden Kindern und drolligen Tierbabys wird immer der gleiche Clip gezeigt: Menschen, die sich einen Eimer Wasser über den Kopf schütten. Saukomisch, wirklich. Diese Menschen machen dann in der Regel noch eiswasser-konforme Geräusche wie „Brrrrr!“ oder „Huaaaaah!“

(Das erinnert mich ein wenig an meine Lieblings-Spezies der Sauna-Besucher: Das sind diejenigen, die aus jedem Sauna-Gang einen großen Auftritt machen und alle anderen still schwitzenden Sauna-Besucher daran teilhaben lassen, indem sie dauernd ihren Schweiß kakophonisch klatschend, schmatzend und schlabbernd auf ihren voluminösen Körpern verteilen und regelmäßig Sentenzen von sich geben, die das Naheliegende beschreiben und sich damit fern jeglicher Originalität bewegen, zum Beispiel: „Uuuuuh, ist das heiß hier!“ Aber ich schweife ab.)

Hinzu kommt, dass sich die Ice Bucket Challenge aus zwei Komponenten zusammensetzt, die mir, jede für sich genommen, höchst verdächtig sind: Da wäre zum einen der Spendenmarathon, bekannt aus Funk und Fernsehen, in dem lautstark und geschmacksbefreit für „eine gute Sache“ geworben wird. Die große RTL Spendengala, ebenfalls viele A-, B-, C- und D-Promis, ein Jörg-Pilawa-Klon als Moderator, ein kitschiger Kinderchor, sentimentale Einspieler und natürlich immer José Carreras. Ihr wisst, was ich meine.

Und zum anderen handelt es sich um einen Kettenbrief, ein klassisches Schneeballsystem, also ein System, „welches auf unendliches Wachstum unter endlichen Rahmenbedingungen angewiesen und daher grundsätzlich instabil“ ist. Mögen wir nicht, aus mindestens zwei Gründen: Irgendwer wird dabei immer abgezockt, den Letzten beißen die Hunde. Und es herrscht ein mehr oder weniger starker Zwang mitzumachen, den Schneeball nicht am Rollen zu hindern, sondern das System am Laufen zu halten. Beim Ice Bucket Challenge wird niemand abgezockt, aber ein subtiler Druck mitzumachen, ist schon vorhanden. Vor allem durch die Kombination mit Komponente 1: „Sei kein Spielverderber, ist doch für einen guten Zweck!“

Andererseits …

… kann man auch einfach mal die Kirche im Dorf lassen. Man muss ja wirklich nicht jede nette, kleine Aktion auf der Metaebene unter Berufung auf Schopenhauer und Nietzsche sezieren und als Sinnbild für die Infantilisierung der Gesellschaft im 21. Jahrhundert beklagen. Wer Spaß daran hat, soll sich Wasser über den Kopf schütten.

Zumal hier wie gesagt niemand abgezockt wird, im Gegenteil. Manchmal heiligt halt doch der Zweck die Mittel, und in diesem Fall ist der Zweck, auf die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam zu machen und Spendengelder für deren Erforschung und Bekämpfung zu sammeln. Und das funktioniert ziemlich gut. Nein, das war die Untertreibung des Jahres: Es funktioniert sensationell gut! Jeder, der sich ein bisschen mit Internet und Marketing beschäftigt, hat Tränen in den Augen angesichts der gigantischen Viralität dieser Aktion. Da sitzen Marketingabteilungen und Agenturen wochenlang zusammen, brainstormen, bis der Arzt kommt, und verbraten bemerkenswerte Budgets, nur um einmal einen echten Knaller im Web zu produzieren – und generieren doch nur den nächsten YouTube-Flop mit 723 Aufrufen (die Hälfte davon stammt von den Mitarbeitern aus Marketingabteilung und Agentur). Und dann erobert so eine simple Idee mit so einem durchschlagenden Erfolg das Web.

Mein Beitrag …

Spendet also gerne, um etwas gegen ALS zu tun, zum Beispiel an die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke, oder an irgendeine andere caritative Organisation eurer Wahl. Und am besten macht ihr keine einmalige Überweisung, sondern einen Dauerauftrag, denn für diese Organisationen ist es wichtig, einen regelmäßigen Beitragsfluss zu haben, mit dem sie kalkulieren und Projekte auch mittel- bis langfristig planen können. So mache ich das jedenfalls, und ich konzentriere mich dabei seit Jahren auf lokale bzw. regionale Organisationen bzw. Projekte. Hört euch mal ein wenig in eurer Umgebung um, da gibt es genug Unterstützenswertes, vom Förderverein des Kindergartens, der unter der glorreichen Bildungspolitik dieses Landes leidet, bis hin zu Tafeln für Bedürftige, die es inzwischen in vielen Städten gibt. Ihr könnt natürlich auch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, zum Beispiel beim Lauf gegen den Krebs.

Ach, es fehlt ja noch was: Eiswasser trifft auf Kopf. Auf meinen genauer gesagt. Blöderweise hat meine Kamera im entscheidenden Moment nicht funktioniert, Sachen gibt’s aber auch … Doch freundlicherweise hat Jonas die entscheidende Szene mal in Minecraft nachgestellt ;-)

 

Ein Gedanke zu “Mein Beitrag zur Ice Bucket Challenge

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