Frisch gelesen: Tony Parsons – Dein finsteres Herz

Sommer ist Urlaubszeit und Urlaubszeit ist Lesezeit. Also fange ich mal an, hier gelegentlich Bücher vorzustellen, die ich jüngst gelesen habe. Los geht’s mit einem recht ordentlichen Krimi …

.

Worum geht’s?

Ein Polizist in London klärt eine Mordserie auf. Die Ermittlungen führen einige Jahrzehnte zurück zu einer elitären Privatschule, die Premierminister und jede Menge Offiziere hervorgebracht hat. Sieben Schüler und Freunde von damals stehen nun offenbar auf der Abschussliste eines Mörders, der sich für etwas rächen will, was einst an der Schule geschah …

Wie ist das geschrieben?

Kurzweilig. Unterhaltsam. Ohne besonderen Anspruch. Also zum schön Weglesen an einem sonnigen Urlaubstag.

Was ich beim Lesen gelernt habe …

Ich weiß jetzt, was ein Fairbairn Sykes Kommando Dolch ist. Er wurde von William Ewart Fairbairn und Eric Anthony Sykes vor dem 2. Weltkrieg „erfunden“ (kurios genug, dass sich Leute die Zeit nehmen, solche Waffen zu erfinden), als sie beide als Polizisten in Schanghai tätig waren. Ihr Ziel war es, das perfekte Tötungsmesser für den Nahkampf zu entwickeln. Herausgekommen bei ihren kreativen Bemühungen ist ein langes, schmales, spitzes Messer mit zweischneidiger Klinge, mit dem man jemanden gleichermaßen durch Stechen oder Schneiden (oder beides) vom Leben zum Tod befördern kann. Erfolgreich angewendet vor allem von den alliierten Truppen im 2. Weltkrieg – und vom Mörder in diesem Buch.

Was ich nicht verstanden habe …

Den Titel. Wessen finsteres Herz? Warum finster? Da hat sich der deutsche Verlag mal wieder einen besonders sinnlosen deutschen Titel ausgedacht. Im Original heißt das Buch The Murder Bag – und diese (historische) Tasche spielt im Gegensatz zum finsteren Herz im Buch tatsächlich eine Rolle.

Warum sollte man ausgerechnet dieses Buch lesen?

Weil es die Erwartungen erfüllt. Es ist gute Unterhaltung, die Hauptfigur ist durchaus interessant gezeichnet (und darf noch in weiteren Fällen ermitteln – das ist der erste Band einer kleinen Serie), die Handlung ist nur so mittel vorhersehbar … Passt schon.

Ein schönes Zitat?

Sogar im Tod sah Hugo Buck wie ein guter Amateursportler aus, der mit dem Joggen angefangen hatte, um seine Fettpolster loszuwerden. Er hatte den Körper eines Mannes, der, ganz gleich, wie viel er zu tun hatte, ein paarmal pro Woche ernsthaft im Fitnessstudio ackerte und vermutlich einen persönlichen Trainer beschäftigte, der ihn für fünfzig Mäuse pro Stunde anbrüllte. Aber die Jahre vergingen, und während der Arbeit wurde viel in guten Restaurants gegessen; ergänzt durch ausgiebiges Trinken in geselliger Runde.

Im Vergleich wirkte die sterbliche Hülle von Adam Jones vollkommen ausgelaugt, ein erbärmlicher Sack Knochen, bedeckt von schlechten Tattoos und Adern mit narbigem Gewebe, das traurige Souvenir von tausend Nadelstichen. Adam Jones sah aus wie jemand kurz vor dem Greisenalter, als hätte er sich nicht nur Opiate in die Adern gejagt, sondern auch all seine zukünftigen Jahre.

Fazit

✦✦✦✦✦✦✦✧✧✧ (7 von 10 Sternchen)

Und jetzt sag deine Meinung:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..