Bloodline

Bloodline ist ein sehr schönes Beispiel dafür, in welch gesegneten Serien-Zeiten wir leben. Sie wurde vom Streaming-Dienst Netflix beauftragt, dem Einschaltquoten und Werbepausen-Einnahmen egal sein können (theoretisch also ähnlich wie bei unseren öffentlich-rechtlichen Sendern), und das merkt man der Serie an. Denn sie startet langsam und lässt sich auch im weiteren Verlauf Zeit, um ein Familiendrama erster Güte auszubreiten …

Sie macht also das, was meiner Meinung nach viele gute Serien auszeichnet: Sie erzählt mit viel Ruhe und Geduld eine hochkomplexe Geschichte. Und auch wenn es ein Klischee ist, unterscheidet sie genau das von Produktionen kommerzieller Sender (keine Geduld, alles schnell wieder absetzen, was nicht sofort einschlägt) und von Produktionen öffentlich-rechtlicher Sender (nervenzerfetzende Unterkomplexität und ein Reigen abgedroschener Klischees, um nur ja niemanden zu überfordern).

Gespenster aus der Vergangenheit

Bloodline schafft etwas, das ich sehr gerne mag: ein scheinbar idyllisches Bild zu entwerfen, dem man als Zuschauer alsbald zu misstrauen beginnt. Erst sind es Kleinigkeiten, winzige Störer, die man kaum wahrnimmt, die sich aber nach und nach zu einem Eindruck verdichten: „Da stimmt was nicht!“

Und was ich ebenfalls mag: Je länger die Handlung fortschreitet desto unausweichlicher wird die sich anbahnende Tragödie. Als Zuschauer wertet man das Gesehene, wägt ab, denkt über mögliche Alternativen nach und sucht nach einem Ausweg – und merkt bald, dass es keinen geben kann. Zu viel ist passiert in der Vergangenheit, zu viele Menschen haben Schuld auf sich geladen, vielleicht nur durch kleine Fehler und falsche Entscheidungen, in Summe aber haben sie Weichen gestellt, die die Beteiligten irgendwann in einer Katastrophe enden lassen. Damit steht Bloodline in der Tradition von Ibsens Gespenstern, denn hier wie dort prägen „Gespenster“ aus der Vergangenheit die Gegenwart und lassen die Freiheit des Individuums, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, als Illusion erscheinen.

Schicksal und Schuld

Und als es so weit ist und man den Zug auf den Abgrund zu donnern sieht, ist man gänzlich außer Stande, jemanden verantwortlich zu machen und die Schuld zu geben. Denn schuld sind alle und verantwortlich ist das Leben an sich, wenn man so will: das Schicksal. Und so ist Bloodline auch eine wunderbare moderne Adaption der altgriechischen Vorstellung, dass die Moiren für jeden Menschen bei der Geburt einen Faden spinnen, in den das Schicksal bereits hineingesponnen wurde – Widerstand zwecklos.

Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, worum es eigentlich geht: um die Familie Rayburn, die seit Jahrzehnten ein Hotel auf den Florida Keys betreibt. Eine Idylle, könnte man meinen … Bis eines Tages Danny zurückkommt, der verlorene Sohn und das schwarze Schaf der Familie …

Sehr gute Schauspieler natürlich und ein grandioses Setting im schwülen Florida.

Einfach mal auf Netflix anschauen. Hier der Trailer:

Staffel 2 gibt es dann ab Mai.

Und hier ein Überblick über meine Lieblings-Serien.

Bildnachweis: Netflix

2 Gedanken zu “Bloodline

  1. Hallo. ich verfolge den blog schon etwas. und wollt nur mal hallo und danke sagen :D
    Sehr netter blog. :)
    und das lost nur auf platz 9 deiner lieblingsserien ist, ist schwach :D sollte weiter oben stehen ;D

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