Ach, dieses Internet …

„Happy Birthday Internet! Schön, dass es Dich gibt!“, hat Astrid neulich gebloggt, weil das Web vor 25 Jahren das Licht der Welt erblickte, und am Ende ihres Beitrags gefragt: Was hat das Web euch Gutes gebracht …?

Das hat bei bei mir die Gedanken sprudeln und mich den längsten Kommentar schreiben lassen, den ich je geschrieben habe. Und weil euch das auch interessieren könnte und mich darüber hinaus eure Gedanken zum Thema interessieren, schreibe ich, was ich als Kommentar schrieb, nochmal hier im Blog. Bitteschön:

Ach, dieses Internet … Es hat einfach alles geändert. Am besten zu greifen vielleicht bei einem Blick auf die letzten beiden Urlaubswochen:

Ich habe ein herrliches Ferienhaus übers Internet gesucht, gefunden und gebucht. Genauso zahlreiche Wanderungen. Vorbei die Zeiten, dass man mit dem Wanderführer auf Papier ratlos in der Pampa stand und sich fragte, ob man an der Kreuzung mit den vier Tannen wirklich an der dritten richtig abgebogen ist (und waren es nicht eigentlich sieben Tannen?). Statt dessen hat mir das Internet nicht nur schöne Wanderungen beschert, sondern auch gleich die gpx-Tracks per Download dazu. Ich liebe es zu wandern, aber ich hasse es mich zu verlaufen, denn Umwege in den Bergen finde ich nicht romantisch, sondern lästig und manchmal gefährlich.

Was das Internet mit der Pizzeria des Türken in Österreich zu tun hat

Natürlich hat uns zwischendurch auch Google maps Orientierung geboten und eine Wetter-App die Planung erleichtert und Tripadvisor bei der Auswahl des besten Restaurants vor Ort geholfen, in das ich sonst nie gegangen wäre. (Ein Türke, der in Österreich eine phantastische italienische Pizzeria aufmacht … Da muss man auch erst einmal darauf kommen.)

Zeitung lese ich online, und zwar die aktuelle Ausgabe, während ich mir vor fünf Jahren noch meine Papier-Süddeutsche Zeitung zum Gardasee nachschicken ließ, was zur Folge hatte, dass ich nur ungefähr jede dritte Ausgabe bekommen habe, und zwar mit vier Tagen Verspätung. Natürlich habe ich auch meine Urlaubslektüre übers Internet bestellt und als E-Book dabei, und die eine oder andere Serie via Netflix oder Amazon Prime, falls wir abends mal Lust auf Serie haben. Welche Serie da laufen könnte oder sollte, lerne ich auch im Internet, zum Beispiel in Astrids wunderbarer (geschlossener) Facebook-Gruppe, in die sie mich vor einer Weile mal eingeladen hat.

IRA, Sinn Fein und das Wissen der Welt

Eine meiner Urlaubslektüren war übrigens Adrian McKintys Der katholische Bulle, ein Krimi, der im Nordirland der 80er Jahre spielt, Zeit und Umstände, die ich als Teenager ein bisschen mitbekommen, aber damals nicht wirklich verstanden habe. Also habe ich nach ein paar Kapiteln im Internet recherchiert, was damals alles passiert ist und warum, was es mit England, Irland und Nordirland, Protestanten und Katholiken, IRA und Sinn Fein wirklich auf sich hatte, und habe dabei wahnsinnig viel gelernt, was ich früher auch alles hätte lernen können, aber nur mit ungleich größerem zeitlichen und logistischen Aufwand.

Und natürlich war ich auch ein bisschen auf Instagram, Twitter und Facebook unterwegs, und habe dies und das in meinen liebevoll zusammengestellten Timelines gelesen, das ich oft interessant und bereichernd fand.

Internet fürs Herz

In der zweiten Urlaubswoche hatte ich noch ein sehr bewegendes Erlebnis, das ohne Internet ebenfalls nicht möglich gewesen wäre. Wir haben Fotos gemacht: gleiche Menschen (Frau und Kinder), gleicher Ort (Bergkulisse in Großarl), nur 9 Jahre später, ich habe die Fotos ja gebloggt. Was das Internet damit zu tun hat? Ich hatte die Idee schon, als wir den Urlaub gebucht haben, aber natürlich hatte ich vergessen, die alten Fotos mitzunehmen. Wie also das alte Setting nochmal neu nachstellen? Zum Glück habe ich ein Backup aller meiner Fotos in der Cloud, und via App und Internet hatten wir dann vor Ort auf 2.000 Meter Höhe schnell die Originale zur Verfügung, um die modernen Fotos entsprechen nachstellen zu können.

Ach ja, und selbst in Sachen Arbeit und Urlaub hilft mir das Internet. Viele glauben ja, das Internet wäre diesbezüglich ein Fluch: jederzeitige Verfügbarkeit und so weiter. Mir hat es geholfen. Ich arbeite eigentlich nie im Urlaub, weil ich meine Vertretung gut geregelt habe und weiß, dass die Kollegen alles gut hinbekommen. Zur Not aber bin ich erreichbar. Und diesmal gab es so etwas wie einen Notfall, ein Problem, das ich im Berg stehend, mitten in einer Wanderung dank iPhone und LTE relativ schnell lösen konnte. Früher hätte man dafür vielleicht seinen Urlaub abbrechen müssen, wer weiß.

So, und das waren nur die letzten beiden Wochen Urlaub.

Das Internet macht’s möglich

Kurz könnte man vermutlich sagen, dass ich das Internet so nutze, dass es mir vieles wahnsinnig erleichtert oder sogar erst ermöglicht. Einiges davon ging früher vermutlich auch ohne Internet, aber mit viel mehr Aufwand. Und langsamer. Vielleicht könnte man einwenden, dass man damals mehr Umwege ging, weniger plante, spontaner war. Aber siehe oben, die Vorstellung, dass Umwege einem immer tolle, neue, romantische Perspektiven eröffnen, teile ich nicht. Sie können auch total nerven. Und auch in Internet-Zeiten verbietet einem niemand, ein bisschen spontan zu bleiben.

Klar gibt es auch Nachteile, und als Technologie-Optimist musste ich in den letzen Jahren ein bisschen Abstriche machen von der Utopie, dass das Internet die Welt nur schöner und besser macht. Hatespeech, Trolle, Verrückte und so weiter.

Aber damit lernt man umzugehen. Und das Internet kann ja eigentlich auch nichts dafür. Das Problem ist wie immer der Mensch. Smiley.

PS: Die auslösende Blogparade zum Thema findet ihr hier.


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3 Gedanken zu “Ach, dieses Internet …

  1. Da guck, und (virtuell) kennengelernt hätten wir uns auch nicht!
    Ich gehe davon aus, dass Du diesen Artikel anstelle des Kommentares geschrieben hast, bei mir ist nämlich keiner angekommen. Wahrscheinlich hätte er die Grenzen des Kommentarfeldes eh gesprengt.

    Und wie gut, dass Du während des beruflichen Problemes auf einem Berg in Österreich standest, auf einem deutschen hättest Du wohl kaum LTE gehabt. Ich war überrascht, als ich im Juni durchs Vinho Verde gefahren bin, direkt an der spanischen Grenze am Duero vorbei, voller Empfang mit LTE+. In Deutschland undenkbar in so bewaldeten, fast unbewohnten Gebieten. Bei mir ist mit Internet schon Schluss wenn ich 20 km weiter auf der A 61 Richtung Süden unterwegs bin.

    Gefällt 2 Personen

  2. Doch, ich hatte das bei dir als Kommentar gepostet und mir erst hinterher gedacht: Ach, rein ins Blog damit … Aber vielleicht hat die strenge Kommentarfeld-Zeichenbegrenzung deines Blogs ihn rausgekickt …

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