Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte

Januar, die Zeit der guten Vorsätze. Wie wär’s zum Beispiel mal wieder mit einer kleinen Diät, damit „die Pfunde purzeln“, wie zahllose Ratgeber vorschlagen? Lieber nicht …

Denn Pfunde purzeln niemals lustig und niemals nachhaltig, bei keiner Diät der Welt. Schon das Konzept einer Diät ist absurd: Das ganze Jahr über zu viel und zu ungesund essen, und das dann mit einem mehrtägigen Kraftakt korrigieren, um anschließend weiterzumachen, als wäre nichts gewesen? Funktioniert nicht, ist klar.

Das führt uns zu einem Buch von Michael Pollan, das ich gerade gelesen habe. Er ist ein US-amerikanischer Journalist, der inzwischen zahlreiche Bücher über Nahrungsmittel und Esskultur geschrieben hat. In besagtem Buch gibt er uns 64 Regeln für eine gesunde Ernährung mit, die meisten davon sind ähnlich knackig wie die, die dem Buch den Titel gegeben hat. Es geht ihm also überhaupt nicht um Diäten, auch nicht primär ums Abnehmen, aber wer Selbiges als guten Vorsatz im Sinn hat, kann trotzdem weiterlesen.

Westliche vs. traditionelle Ernährung

Um sich gesund zu ernähren, muss man laut Pollan eigentlich nur Zweierlei wissen; zwei grundlegende Tatsachen, über die sich die Forschung mehr oder weniger einig ist (während sie sich sonst in Sachen Ernährung über praktisch gar nichts einig ist, schon gar nicht auf Dauer):

Erstens: Alle Populationen, die eine „westliche“ Ernährung zu sich nehmen (verarbeitete Nahrungsmittel, Fleisch, Fett- und Zuckerzusätze, raffinierte Kohlenhydrate) verzeichnen einen hohen Anteil an Zivilisationskrankheiten (Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.).

Zweitens: Populationen, die sich traditionell ernähren, leiden im Großen und Ganzen nicht unter diesen chronischen Krankheiten. Dabei ernähren sie sich sehr unterschiedlich (fettreich, proteinreich, kohlenhydratreich, je nach Region, in der der Allesfresser Mensch lebt).

Verzicht auf stark verarbeitete Produkte

Statt also an Lebensmittel herumzudoktern, Aromen und Zusatzstoffe zu erfinden, Zucker durch Süßstoff zu ersetzen, irgendwelches angebliche Super-Food zu propagieren, die Haltbarkeit künstlich zu verlängern, Geschmack zu verstärken oder die nächsten Wellness-Diät zu verkaufen, sollten wir schlicht auf die Produkte der modernen Nahrungsmittelindustrie verzichten. Pollan empfiehlt echte Lebensmittel anstelle von „stark verarbeiteten nahrungsähnlichen Substanzen“. Und weil es unterhaltsamer und merkbarer ist, variiert er diese Botschaft in zahlreichen „Regeln“. Zum Beispiel:

  • Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte
  • Meiden Sie Produkte mit Zutaten, die ein Drittklässler nicht aussprechen kann
  • Meiden Sie Nahrungsmittel, die behaupten gesund zu sein
  • Meiden Sie Produkte, die sich „light“, „fettarm“ oder „fettfrei“ nennen
  • Meiden Sie Nahrungsmittel, für die im Fernsehen geworben wird
  • Essen Sie Lebensmittel aus Zutaten, die Sie sich auch im Rohzustand oder in der Natur vorstellen können
  • Was durch das Fenster Ihres Autos zu Ihnen gelangt, ist kein Lebensmittel

Viel Pflanzen, wenig Fleisch

Im weiteren Verlauf des Buchs gibt es auch Empfehlungen, was man essen sollte, zum Beispiel:

  • Essen Sie vorwiegend Pflanzen
  • Behandeln Sie Fleisch als ein Lebensmittel für besondere Gelegenheiten
  • Essen Sie Tiere, die selbst gut gegessen haben
  • Süßen und salzen Sie Ihr Essen selbst
  • Essen Sie kein Müsli, das die Farbe der Milch verändert
  • Machen Sie Wasser zum Getränk Ihrer Wahl
  • Essen Sie so viel Junkfood, wie sie wollen – solange Sie es selbst zubereiten

Selbst kochen oder hochwertig kochen lassen

Und wie soll man essen – auch hierzu gibt es Vorschläge bzw. Regeln:

  • Zahlen Sie mehr, essen Sie weniger
  • Essen Sie, wenn Sie Hunger haben, nicht wenn Sie sich langweilen
  • Machen Sie aus dem Familientisch keinen Schnellimbiss
  • Essen Sie immer an einem Esstisch
  • Essen Sie möglichst nicht allein
  • Kochen Sie
  • Brechen Sie ab und zu die Regeln

Erwähnte ich schon, dass das alles ziemlich nah am Konzept von Slowfood ist, das mir sehr gut gefällt (weshalb ich schon seit Jahren Mitglied bei Slowfood bin)?

tl;dr

Also, Kurzfassung: Möglichst viele echte Lebensmittel selbst kaufen, selbst zubereiten oder dort essen, wo sie ordentlich zubereitet werden. Auf Industriekram, Quatsch und Moden verzichten. Essen wertschätzen und zelebrieren. Versuchen wir jetzt mal, oder?

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