Umbrien (und ein bisschen Toskana)

Nach unserem Agriturismo-Urlaub letztes Jahr in der Toskana haben wir uns diesmal ein wenig nach Osten ins Landesinnere verlagert. Ein Agriturismo in Umbrien am Lago Trasimeno war Ausgangspunkt für zahlreiche schöne Ausflüge …

Urlaub auf einem Agriturismo mit „Urlaub auf dem Bauernhof“ zu übersetzen wäre ungefähr so wie italienisches mit deutschem Frühstück zu vergleichen. Beides hat nur sehr entfernt miteinander zu tun. Agriturismo, das ist vor allem: ein Ferienhaus auf dem Land, weit weg von urbanem Treiben, mit viel Platz und Ruhe. Und weil nur der sein Ferienhaus als „Agriturismo“ bezeichnen darf, der wenigstens ansatzweise Landwirtschaft betreibt, gibt es wenige Agriturismi mit echter Landwirtschaft und viele, deren Betreiber pro forma einen Olivenbaum und zwei Weinstöcke angebaut haben und zudem zwei Hunde, drei Katzen, vier Hasen und im Idealfall einen störrischen alten Esel beherbergen. Doch das nur am Rande, denn der eigentliche Vorteil eines Agriturismo ist wie beschrieben: viel Platz, viel Ruhe und eine familiäre Atmosphäre. Und wenn man wie wir Glück hat, kocht abends la mamma ein einfaches, aber unglaublich leckeres umbrisches Menü. Oder man schmeißt selbst den Grill an und genießt den Abend. (Klick aufs Bild für eine größere Ansicht …)

Und so lag unser sehr empfehlenswerter Agriturismo auch nicht direkt am Lago Trasimeno und schon gar nicht an einer der Hauptverkehrsstraßen, sondern ca. 15 Autominuten entfernt auf einer Hochebene hinter den sieben Bergen bei den … wo sich Hase und Fuchs … ihr wisst schon. Hier gibt es ihn noch, den Tante-Emma-Laden, den kleinen Bäcker und die Dorfkneipe mit wenig einladend aussehenden Plastiktischen und -stühlen, von denen man sich jedoch keinesfalls abschrecken lassen sollte, da man sonst den sensationell guten Caffè und Cappuccino (für lächerliche 1 € bis 1,10 €) verpassen würde, den sie auch in der teuersten Lavazza-Bar in Deutschland so nicht hinbekommen.

Der Lago Trasimeno ist relativ groß, ziemlich flach und im Mai sowohl beschwimm- als auch per Schiff befahrbar. Letzteres zum Beispiel zur schönen Isola Maggiore, wo heute noch genau 17 Einwohner leben. Ein Gang über und um die Insel lohnt sich und wird mit schönen Ausblicken belohnt.

Ansonsten gibt es in Umbrien natürlich jede Menge sehenswerter Städte zu besichtigen, die allesamt charakteristisch und wehrhaft am Berghang gebaut sind. Das bringt mindestens Zweierlei mit sich: schöne Stadtansichten, wenn man auf die Städte zufährt, und schöne Aussichten aus der Stadt in die Landschaft, wenn man die Stadt erreicht und nicht wenige Höhenmeter hinter sich gebracht hat. Perugia etwa, die Hauptstadt der Region Umbrien, Gubbio weiter östlich, Orvieto im Süden und natürlich Assisi, der einzige Ort in Umbrien, der wie die berühmten toskanischen Nachbarstädte auf Touristenmassen eingestellt ist, sowohl was Souvenir- als auch religiöse Devotionalienläden angeht, wobei man trefflich darüber streiten kann, welche von beiden wohl die größeren Scheußlichkeiten anbieten. Das alles verblasst jedoch vor den buchstäblich unsterblichen weil auch durch schlimmste Erbeben nicht zerstörbaren Giotto-Fresken in der Basilica di San Francesco, die der Verfasser dieser Zeilen schon hundertmal in Büchern und Kunstgeschichts-Vorlesungen, aber eben bis zu dieser Reise noch nie im Original gesehen hatte.

Wenn wir über Orvieto reden, müssen wir auch über Wein reden und zugleich einen Blick in die benachbarte Toskana nach Montepulciano werfen. Ersteres ist Weinbaugebiet des weißen Orvieto Classico, und wenn man wie wir ein Weingut mit Blick auf die Stadt auswählt, lohnt der Besuch in jeder Hinsicht, denn zum guten Wein gibt es noch einen grandiosen Panoramablick gratis dazu. In Montepulciano wächst zwar nicht die Rebsorte Montepulciano (die verwirrenderweise in den Abruzzen angebaut wird), dafür wird hier aus verschiedenen Rebsorten der Rosso di Montepulciano und der Vino Nobile die Montepulciano hergestellt. Sucht man im Internet nach einem besuchenswerten Weingut, landet man zunächst natürlich bei den großen weltweit exportierenden Produzenten, die allerdings auf Bustouristen eingestellt und etwa so charmant sind wie ein factory outlet von Trigema. (Keine Ahnung, wie ein Fabrikverkauf von Trigema aussieht, ich war noch nie in einem und werde nie in einem sein, aber ihr wisst schon, was ich meine …). Sucht man aber ein bisschen weiter, findet man sie, die kleineren Winzer, die im Keller einer leicht verfallenen Villa wahre Schätze horten, die vom überraschenden Besuch aus Deutschland etwas überfordert sind, aber finalmente feinen Wein zu fairen Preisen verkaufen.

Und wenn man schon in diesem östlichsten Zipfel der Toskana unterwegs ist, sollte man unbedingt wie wir einen Abstecher ins kleine Bergdorf Cortona machen. Zugegebenermaßen war unser eigentliches Ausflugsziel das größere Arezzo, das man sich aber getrost sparen kann. Cortona hingegen ist zauberhaft, malerisch, mit kleinen, steilen Gassen, großartigen Ausblicken und nebenbei erwähnt der besten Gelateria, die wir in unserem Urlaub gefunden haben (und wir haben viele ausprobiert): der Gelateria Snoopy (ein alberner Name, ich weiß, ändert aber nichts am wunderbaren Eis) an der Piazza Signorelli.

Mehr lesen? In den Vorjahren waren wir in der Toskana, am Gardasee und nochmal am Gardasee.

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