Auf in den Serien-Herbst!

Urlaub vorbei, Sommer vorbei. Es wird kälter, nasser, nebliger und früher dunkel. Mit anderen Worten: Wir müssen nicht mehr im Badesee planschen und bei Hitze Weißwein auf der Terrasse trinken, sondern können uns herbstlich betätigen: Auf dem Sofa breit machen. Bücher lesen. Serien anschauen …

Und weil das hier euer freundlicher Service-Blog ist, habe ich in Sachen Serien in den letzten Monaten keine Mühen gescheut. Hier ein paar Tipps für den Serien-Herbst: Was ihr schauen solltet und was eher nicht. PS: Hier findet ihr nur Serien, deren erste Staffel ich mir angeschaut habe. Neue Staffeln von etablierten Serien würden den Rahmen sprengen. Und die Serien-Bestenliste findet ihr nach wie vor hier.

Stranger Things

stranger-thingsEine sehr tolle Serie, für allem für uns Kinder der 80er Jahre. Ein Junge verschwindet, seine Freunde versuchen ihn zu finden und stoßen dabei auf Geheimnisse, Bösewichte und ein fieses Monster … Die SZ hat schön zusammengefasst, warum das Anschauen Spaß macht: „Im Grunde hat man beim Sehen durchgehend das Gefühl, als hätte Steven Spielberg ein Buch von Stephen King verfilmt und John Carpenter den Soundtrack dazu geschrieben. Der bemerkenswerte Effekt, den Stranger Things erzielt: Obwohl die Serie einem eine Gänsehaut verschafft, auf der man Parmesan reiben könnte, hüllt sie ihr Publikum gleichzeitig in den warmen Mantel der Nostalgie. Horror und Heimeligkeit verstärken sich gegenseitig.“

Peaky Blinders

peaky-blindersHat mir sehr gut gefallen. Eine eher konventionelle Story, aber das Setting im England der 20er Jahre fand ich sehr interessant und hatte ich so noch nicht gesehen. Armut, Industrialisierung, Kriegsheimkehrer und (nicht unsympathische) Verbrecher. Von der Stilisierung und dem Schwelgen in Historie her hat es mich ein wenig an Boardwalk Empire erinnert. Sehr schön auch der Soundtrack, modern und ein bisschen verrucht, wie Südstaaten-Sound von True Blood. Passt super, ich glaube, zeitgenössische Musik (Rag Time und Charleston und so was) hätte auf Dauer wahnsinnig genervt. Und dann noch gute Schauspieler, starke (Frauen-)Figuren, Sam Neill als fanatischer Cop … Was will man mehr.

The Americans

the-americansNoch so eine Serie, die vergangene Zeiten heraufbeschwört, wieder die 80er, aber diesmal ohne Spielberg-Nostalgie und mit sehr viel Kalter-Kriegs-Paranoia. Es geht um zwei sowjetische Spione, die seit Jahren in den USA als gutbürgerliche Familie leben, in Wahrheit aber spionieren, intrigieren und morden. Sehenswert, weil Gut und Böse hier alles andere als eindeutig verteilt und die Charaktere vielschichtig sind. Und was ich ohnehin mag: wenn Zeitgeschichte so elegant eingearbeitet wird, wie hier zum Beispiel das Attentat auf Ronald Reagen.

Mr. Robot

mr-robotFaszinierend: Eine von vielen hochgelobte Serie, mit der ich überhaupt nicht warm wurde. Irgendeine Hacker-Gruppe will irgendein Firmennetzwerk hacken. Der Hauptdarsteller schläfert einen mit der immer gleichen starren Mimik in Nullkommanichts ein. Die Handlung mäandert maximal langweilig vor sich hin. Ich habe nicht mal die halbe erste Staffel durchgehalten.

The Night Manager

the-night-managerEine der besten Serien, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Ein Nachtportier eines Hotels gerät, weil er etwas sieht, was er nicht sehen sollte, in eine veritable Spionage- und Waffenschmuggel-Geschichte, die nicht nur an die besten John le Carré-Zeiten erinnert, sondern sogar von ihm stammt. Tolle Hauptdarsteller, tolle Story, tolle Schauplätze, und endliche mal wieder eine richtig schöne und böse Rolle für Hugh Laurie alias Dr. House.

Hand of God

hand-of-godHab ich alles in allem sehr gerne gesehen. Tolle Charaktere, sehr gute Schauspieler und eine durchaus interessante Story. Abstriche gibt’s aus zwei Gründen: Zum einen macht mich dieses evangelikale Bibel- und Jesus-Gedöns latent aggressiv. Ist Teil der Story, ist gut und ja auch durchaus kritisch thematisiert, aber herrjeh, diese Fanatiker … Zum anderen bleibt bis zum Schluss etwas unklar, ob Richter Harris nun einfach nur ein bisschen traumatisiert ist oder ob er tatsächlich so was wie religiöse Erleuchtungen hat. Aber egal, sehenswert, schon wegen Ron Perlman.

Outlander

outlanderSind Frauen anwesend? Wir müssen über Outlander reden. Hab ich meiner Frau zuliebe angeschaut. Ok, die Idee ist ganz nett: Emanzipierte Frau und Weltkriegs-erprobte Krankenschwester landet (it’s a kind of magic!) im Schottland des 18. Jahrhunderts, gerät dort zwischen die Fronten zwischen arroganten Engländern und traditionsbewussten Highlandern, verliebt sich natürlich in einen und schafft sich ein Dasein als Heilerin. Außerdem versucht sie in ihre Zeit zurückzukommen und sich gegen den englischen Offiziers-Oberschurken zur Wehr zu setzen … So weit so gut. Leider gibt es doch ein paar Längen und seeeehr viel Schmalz und Liebe und Seufzer und Verzweiflung und galoppierende Pferde und so’n Zeugs, das ich eher anstrengend finde.

How to get away with murder

how-to-get-away-with-murderDie Grundkonstellation hat mich an „Damages“ erinnert: Juristen-Kram plus ein dunkles Geheimnis, das im Laufe der Serie aufgedeckt wird. Schon ok, nicht schlecht. Aber im Vergleich zu Damages (zumindest zur sehr guten Staffel 1) fand ich doch einiges schwächer: die Jura-Fälle, die pro Folge in sich abgeschlossen und damit sehr berechenbar sind; die Hauptfigur Prof. Keating, die nicht entfernt an die Bösartigkeit und Vielschichtigkeit von Patty Hewes rankommt, die Nebenfiguren aus dem gleichen Grund (harmlose aufgescheuchte Studenten), das Konstrukt des dunklen Geheimnisses, das dann doch ein ziemlich konventionelles Geheimnis war … Also ebenfalls: Kann man sehen, muss man aber nicht.

Lucifer

luciferDer Teufel hat keine Lust mehr auf Hölle und kommt auf die Erde, wo er als Partner einer Polizistin Fälle löst. Klingt an den Haaren herbeigezogen, ist es auch. Die arrogante „Ihr könnt mich alle mal“-Haltung von Lucifer geht einem nach spätestens vier Folgen auf die Nerven. Kann man anschauen, muss man aber sicher nicht.

Ash vs. Evil Dead

ash-vs-evil-deadIch bin ja durchaus Horror-Fan und fand die alten „Tanz der Teufel“-Filme ganz lustig. Aber vielleicht bin ich inzwischen ein bisschen zu alt für solchen Klamauk? Und vielleicht trägt das Konzept einfach nicht für eine Serie, weil es doch schnell langweilt? Das Konzept ist wie früher: Trash, Macho-Dialoge, Blut in Strömen, komplett comicartig überzeichnet. Das ist punktuell schon witzig, wenn man’s mag, aber in Summe eigentlich Zeitverschwendung.

The Strain

the-strainApropos Horror: Hier landet das Böse buchstäblich mit dem Flugzeug in den USA, macht mächtig Ärger und verwandelt die braven amerikanischen Bürger nach und nach in willenlose Zombies und Gefolgsleute eben jenes Bösen. Dagegen kämpfen unter anderem ein Ermittler der Seuchenschutzbehörde und ein alter Jude, der dem Bösen zu Nazi-Zeiten schon einmal begegnet ist. Ist ein bisschen trashig, die Charaktere sind eher unterkomplex, manche Handlungsstränge sind nicht unbedingt nötig, es gibt ein paar erhebliche Logik-Löcher … Aber hey, hat trotzdem Spaß gemacht!

5 Gedanken zu “Auf in den Serien-Herbst!

  1. Herrlich “ seeeehr viel Schmalz und Liebe und Seufzer und Verzweiflung und galoppierende Pferde und so’n Zeugs, das ich eher anstrengend finde…..“ ;-) Danke für diese Zusammenfassung, dem Meisten kann ich zustimmen.

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  2. Seeeehr schön zusammengefasst und weitestgehend trifft das alles meine Meinung. Außer, dass ich Outlander noch viel schlimmer als von Dir geschildert 😉 aber The Americans NOCH toller finde. Und Du hast natürlich einiges vergessen, nech. Wenn du einverstanden bist, greife ich deinen Post auf und schreibe Teil II dazu. 😊

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