Mit Geduld zur Photovoltaik

Der Gedanke reifte schon länger: Wir haben eine freie Dachfläche und etwas Geld auf dem Konto. Warum nicht ein paar Solarmodule kaufen und aufs Dach packen?

Ja, warum eigentlich nicht. Im Oktober 2022 begannen wir also das Projekt. Sieben Monate später sind wir fertig und verwandeln Sonnenstrahlen in Strom. Das Ganze lief zwischendurch ein bisschen zäh, aber alles in allem will ich mich nicht beklagen.

Gemeinsam mit zwei weiteren Nachbarn hatten wir uns für Solarland Bayern aus Garching als Anbieter oder besser gesagt Organisator des Projekts entschieden. Weil die schon zahlreiche solche Projekte umgesetzt haben und umsetzen. Das ist Segen und Fluch zugleich: viel Erfahrung; aber halt auch viele Kunden mit vielen Aufträgen und einer gewissen Knappheit an Handwerkern. Das führte immer wieder zu Verzögerungen, Nachfragen, Telefonaten … Die ausführenden Menschen dürften übrigens unserer Einschätzung nach alles Subunternehmer gewesen sein. Aber egal. 

Begutachtung des Hausdachs inklusive Drohnenflug und digitaler Vermessung also im Oktober, wenige Stunden später das Angebot für die Solarmodule, die ganze Verkabelung vom Dach in den Keller, den Wechselrichter, einen Speicher und alle Elektroarbeiten, Anmeldung beim städtischen Energieversorger, Registrierung beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und so weiter und so fort. Ja, auch ein Speicher. Der ist zwar teuer und verdoppelt mal eben die Gesamtkosten, aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Nächster Schritt: warten. Liefertermin und Montage wurden für Februar oder März in Aussicht gestellt. Und siehe da: Anfang März lieferte eine Spedition die Solarmodule, 24 an der Zahl. Eine Woche später Montage der Module auf dem Dach durch den freundlichen osteuropäischen Subunternehmer. Wir gehen optimistisch davon aus, dass dabei alles seine Richtigkeit hatte. Die rund 10 Meter Höhenunterschied bis zum Dach wurden teils mit einer Hebebühne, teils mit Leitern überwunden. Letzteres mutete etwas abenteuerlich an, aber hey, an Zuversicht und hemdsärmeligem Pragmatismus mangelte es unseren Monteuren nicht. (Mich hätten keine zehn Pferde diese Leiter raufgebracht, aber ich neige ja auch zur Höhenangst.) Die Verkabelung vom Dach in den Keller wurde auch gleich noch vorgenommen.

Eine Woche später wurden ebenfalls per Spedition Batterien und Wechselrichter geliefert, Gesamtgewicht 210 Kilogramm, die dann erst mal einige Zeit unser Wohnzimmer schmückten, denn es galt wieder zu: warten.

Gut einen Monat später: Auftritt der nächsten Subunternehmer, diesmal aus Regensburg, die die ganze Verkabelung und den Anschluss im Keller vornahmen. Das war etwas kompliziert zu koordinieren mit den Renovierungsarbeiten im Keller, der wie berichtet im Winter etwas zu viel Feuchtigkeit abbekommen hatte. Aber auch das gelang. Zu guter Letzt Abnahme der Anlage durch einen gestandenen Oberpfälzer Elektro-Meister. „So, läuft alles. Dann schalte ich die Anlage mal wieder aus.“

Warum? Weil ebenfalls freundliche Menschen von den Stadtwerken das ganze Kunstwerk erst inspizieren und freigeben müssen, und auf die muss man was? Richtig: warten.

Letzter Akt nochmal einige Wochen später, nämlich Ende Mai: Die Menschen von den Stadtwerken waren da, haben den Zähler ausgetauscht und „das Ding“ freigegeben. War eine Sache von fünf Minuten.

Und nun läuft sie wirklich, unsere CO2-neutrale, klimafreundliche Energieproduktion durch nichts als die gute alte Sonne. Wir sind zufrieden, nein: Wir freuen uns. Was die Solarmodule an Strom erzeugen landet zunächst bei den Verbrauchern im Haus, dann im Speicher, und was dann noch übrig ist, wird für bescheidene 8,2 Cent pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist. Wir dürften also in Zukunft ziemlich wenig für Strom zahlen müssen (wie viel genau müssen wir mal sehen). Die ganze Investition sollte sich je nach Strompreis in 15 bis 20 Jahren amortisieren. Viel mehr freuen wir uns aber darüber, das das Projekt einen wenigstens kleinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Laut Wirtschaftlichkeitsberechnung spart die Anlage pro Jahre knapp sieben Tonnen CO2 im Vergleich zum konventionellen Stromverbrauch ein.

Positiv auf die Kosten und die Unkompliziertheit des ganzen Projekts hat sich übrigens die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) durch die Bundesregierung ausgewirkt. So entfällt seit 1. Januar 2023 die Mehrwertsteuer auf neue PV-Anlagen unserer Größenordnung, was die Kosten mal eben um einen deutlich vierstelligen Eurobetrag gesenkt hat. Auch die Einnahmen aus der Einspeisung unseres Solarstroms ins Netz müssen nicht mehr versteuert werden. Größere Hürden gibt es nicht mehr. Insofern danke, Ampel-Koalition, und blame on you, große Koalition, die den schwunghaften Bau von Solaranlagen ähnlich gefördert hat wie die CSU den Ausbau der Windkraft in Bayern. Nämlich gar nicht.

Von der Stadt Erlangen gibt es zudem noch einen kleineren „Zuschuss für CO2-mindernde Maßnahmen am Gebäude“. Dabei wird sowohl die Photovoltaikanlage als auch der Batteriespeicher gefördert. Dabei gibt es, wenn ich das richtig verstanden habe, einen Zuschuss von 150 Euro pro kWp bei den Solarmodulen sowie 150 Euro pro kWh bei der Speicherbatterie. Auch das wird bei uns in Summe nochmal ein vierstelliger Betrag sein.

Und hier noch ein paar Details für die technisch Versierten (zu denen ich nicht gehöre, ich habe keine Ahnung von dem ganzen Zeug):

Solarmodule: Solarfabrik Mono S4 Innovation N 410 W MBB, Modulleistung 9,84 kWp
Speicher: GoodWe Lynx Home F – LX F9.8-H mit einer Kapazität von 9,83 kWh
Wechselrichter: GoodWe ET Plus GW10K-ET

6 Gedanken zu “Mit Geduld zur Photovoltaik

  1. Gratulation. Wir haben unsere PV-Anlage 2021 in Betrieb genommen (zwischen Erstkontakt und Inbetriebnahme vergingen 11 Monate) und fallen daher noch unter das vorherige Bürokratiefolterinstrumentarium. Eine Strafarbeit für Elternmörder.

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  2. super, gratuliere! Wir haben es in den letzten 12 Monaten noch nicht einmal geschafft, ein belastbares Angebot zu bekommen…und haben daher als Trostpflaster erst mal ein Balkonkraftwerk angeschafft. Darauf den Verbrauch zu optimieren macht richtig Spaß!

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  3. Toll. Aber das ist wirklich ganz schön hoch.
    Blöde Frage vielleicht … aber ich frage für einen Freund… ;-)
    Muss man da auch mal ran? Zellen putzen? Sahara-Staub zum Beispiel oder erledigt sich das mit Regen und Wind?

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