If I could turn back time

If I could turn back time, heißt ein Song von Cher aus dem Jahr 1989, der mir immer wieder durch den Kopf bzw. durchs Ohr geht, wenn ich an diesen verfluchten Moment am Freitag letzter Woche denke …

Ich auf‘m Fahrrad mit Tempo den kleinen Berg runter, ein Meter vor mir plötzlich diese Katze aus dem Nichts (besser gesagt aus dem hohen Gras rechts) kommend, im Reflex eine zu heftige Vollbremsung, schön über den Lenker gesegelt, Landung auf dem rechten Oberarm, noch ein paar Meter mit diversen Hautpartien gebremst. Nach gefühlt einer Sekunde alles vorbei. If I could turn back time …

Kann ich aber nicht. Daher Notaufnahme, Röntgen, Bruch festgestellt, Schmerzmittel, Arm ruhig gestellt, OP-Termin für diesen Dienstag. Dann vier Tage auf der Station der Unfall-Chirurgie der Uni-Klinik.

Und seit gestern bin bin wieder draußen. Daheim ist‘s am schönsten – nie gilt das mehr als nach einem Klinikaufenthalt (der sich aufgrund ungünstiger Blutwerte auch noch ungeplant verlängert hatte).

Der Fokus in den letzten Tagen lag auf SSSA. Ich löse das kleine Rätsel mal auf: 

S wie Schmerzen. Dem Körper gefällt es nicht, wenn ein Knochen bricht, wenn man ihn aufschneidet, wenn man Schrauben in den Knochen dreht und das Ganze wieder zutackert. Er reagiert da merkwürdig empfindlich. Klar, dagegen gibt‘s Schmerzmittel, und trotzdem tut‘s immer wieder weh. 

S wie Schlaflosigkeit. Kliniken sind halt keine Schlaflabore. Es lärmt immer und überall. Der Nachbar schnarcht, der Alarm piepst, irgendwas ist immer. Dazu ein bisschen S wie Schmerz – keine gute Kombi. Was mir wirklich geholfen hat: Podcasts. Ich habe die noch nie zum Einschlafen angehört, aber es funktioniert. Immer wenn ich nachts nicht einschlafen konnte: Kopfhörer rein, Podcast an. Auf die Weise habe ich mindestens fünfmal den Zeit Verbrechen Podcast über den Fall Kachelmann angehört, und zwar alle drei Folgen. Ist ein toller Podcast! Vermutlich. Weiß ich nicht, denn ich bin ja immer eingeschlafen. 

S wie Schwellungen. Es ist schon toll, auf welche Größe eine Hand unterhalb eines operierten Armes anschwellen kann. Ein bisschen wie so ein Gummihandschuh, den man in eine Wasserbombe verwandelt. Ich konnte diesen faszinierenden Prozess tagelang beobachten und bin nun noch auf die Auflösung gespannt: Ob die Hand jemals wieder so aussehen wird wie früher oder ob der Ballon einfach irgendwann platzt … (Kleiner Scherz, aber hey, jetzt habt ihr das Bild im Kopf.)

A wie Angst vor Bewegung. So, der Bruch ist verschraubt, nicht im Gips, sondern in so ner modernen Schlinge. Ich soll manche Bewegungen üben, um die Mobilität wieder herzustellen und darf manche Bewegungen auf keinen Fall machen, da das Ding sonst gleich wieder brechen kann (zum Beispiel mit der Hand abstützen). Davor hab ich ein bisschen Angst. Beeindruckend übrigens, wenn du nur den eigenen Unterarm ein wenig anhebst und sich das Ganze wie ein Workout anfühlt, aber mit den ganz schweren Gewichten in der Ecke, wo nur die harten Jungs trainieren.

Ansonsten will ich nicht klagen. Die Segnungen der modernen Medizin. Und eine Uniklinik hat‘s halt auch nicht leicht. Ich habe gelernt, dass ein OP-Plan eigentlich nur eine OP-Idee ist, denn dauernd kommen irgendwelche Unfälle rein, die den schönen Plan durcheinander wirbeln. Und dann bleibt man halt mal einen ganzen Tag umsonst nüchtern und wird auf den nächsten verlegt. 

Aber alles muss man trotzdem nicht verstehen in so einem Klinikalltag. Beispiel Besuchsregelung: Die Verwaltung gibt sich großzügig und verkündet stolz, dass Besuche aufgrund der aktuellen Inzidenz wieder möglich seien. Aber nur von ganz wenigen Kontakten. Und nur einmal am Tag. Und vor allem nur von 10-17 Uhr. Klar, denn das Virus ist um 9.30 Uhr und um 20.00 Uhr BESONDERS GEFÄHRLICH!!! Haben wir doch bei Drosten gelernt. Das ist ja auch der Grund für die verfluchte vierte Welle, weil früh und abends alle so unvorsichtig sind! Aber nicht hier. Lockdown von 17 bis 10 Uhr. 

Egal, ich bin ja jetzt wieder zu Hause.

Ach ja:

(Meine Güte. Was für ein schräges Video.)

(Getippt mit der linken Hand.)

18 Gedanken zu “If I could turn back time

  1. Da hab ich mich gestern gefragt, was wohl der Christian macht. Den habe ich ja ewig schon nicht mehr gelesen. Und heute zeigt WP zwei Updates an – nachdem ich grad mal ein Update gemacht habe. Tja. Sieht wohl so aus, als müsste ich jetzt ein paar Beiträge von Dir nachholen.
    Auf jeden Fall gute Besserung!

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  2. Da gibt es nur das:

    Sehr bedauern, dass es zum Unfall gekommen ist. „Sport ist Mord“, soll ein gewisser Mr. Churchill dazu angemerkt haben. Im Ernst jetzt, fast muss man ja schon froh und glücklich sein, dass der Krankenhausaufenthalt „nur“ wegen eines Bruches notwendig war.

    Und dann natürlich gute Besserung wünschen. Möge die Heilung eine schnelle und vollkommene sein. Ich drücke die Daumen.

    Herzlich aus Kanada.

    Georg Westerholz

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  3. Mit „SS SA“ sollten wir alle vorsichtig sein. 🤔😆😹

    Aber im Ernst: ebenfalls gute Besserung und solidarische Grüße aus dem Krankenhaus, wo das Virus auch nur vier Stunden am Tag infektiös ist. 😅

    VVN

    P.S.: trotz aller Witze über manche Corona-Regelungs-Absurditäten gibt’s weiterhin NULL Verständnis für Querdenker“ & Co.- Hoffentlich klar. 🙂

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