Mein digitales Leben (4): Mit Apps auf Reisen

Wer kennt noch das gute alte Kursbuch der Deutschen Bahn? 18 Zentimeter war es dick und sechs Kilo schwer. Das heutige Kursbuch ist hauchzart, federleicht und besteht aus ein paar Pixeln …

Bei allem Wandel vom Analogen zum Digitalen gibt es auch ein paar Konstanten im Leben – zum Beispiel Verspätungen bei der Bahn. Früher gab es allerdings nur eine Methode, das Chaos eines zerschossenen Reiseplans mit einem verpassten Anschlusszug zu bewältigen: den Gang zum Bahnmitarbeiterbeamten, der im Schweiße seines Angesichts die 18 Zentimeter und sechs Kilo Kursbuch durchblätterte und einem eine Information zusammenraschelte, die spätestens nach der nächsten Verspätung wieder hinfällig war.

Das Kursbuch der BahnHeute gibt es dafür natürlich eine App, die mir jederzeit und überall und – für eine Dienstleistung der Bahn – erstaunlich zuverlässig sagt, wann ich wie wohin komme und wie ich im Falle einer Verspätung bei niedrigem Stresslevel in überschaubarer Zeit mein Ziel doch noch erreiche.

Die nützlichsten Apps auf Reisen

Nirgendwo zeigen sich die Vorteile und Segnungen der Digitalisierung so deutlich wie beim Reisen, und wer das leugnet, verzichtet wahrscheinlich auch immer noch auf ein Navigationssystem im Auto und blättert lieber, während er sinnlose Umwege fährt, verzweifelt im Falk-Stadtplan auf dem Beifahrersitz (oder mault seine Beifahrerin an, weil sie nicht schnell genug in selbigem blättert).

Und so sind auch bei mir die nützlichsten und die Komplexität des Lebens am stärksten reduzierenden Apps auf iPhone und iPad (oder bei meiner Frau auf dem Google Nexus 4) jene, mit denen ich meine Reisen organisiere. Das beginnt mit der erwähnten digitalen Fahrplanauskunft der Bahn und dem Pendant des ÖPNV in Erlangen, geht über Apps zum Kauf von Tickets und endet nicht bei den Apps zum Checkin bei Flügen, wobei leider jede Airline ihre eigene App anbietet.

Google erhöht die Ortskenntnis

Google mapsApropos Navigationssystem: Gibt es eine nützlichere Anwendung als Google maps? Umwege erhöhen die Ortskenntnis, die Google-Karten aber auch. Die Routenplanung innerhalb der App wird immer besser, und egal ob ich mit dem Auto im fränkischen Hinterland, zu Fuß in Berlin oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Hamburg unterwegs bin – Google maps sagt mir, wo’s langgeht.

Bei der Suche nach Restaurants, Cafés und ähnlichem in Städten, in denen ich mich nicht gut auskenne, greife ich dagegen inzwischen am liebsten zu Foursquare. Ich gebe zu, ich habe mich lange mit Foursquare schwer getan, und das beruht auf einem Missverständnis: Ich habe dauernd überall eingecheckt und dabei Punkte, Badges und Bürgermeister-Titel gesammelt und mich zunehmend gefragt, was dieser Unsinn eigentlich soll.

Foursquare sagt, wo’s schön ist

FoursquareAber diese Gamification-Mechanismen sind ja nur ein Teil von Foursquare, viel wichtiger ist die ortsbasierte Sammlung und Darstellung von Informationen und Bewertungen. Ihr steht mitten in München und sucht den nettesten Biergarten in der Nähe? Foursquare sagt euch, wo Biergärten sind, wie beliebt sie allgemein sind und ob Bekannte aus eurem Netzwerk schon dort und zufrieden waren. Was will man mehr?

Nachdem ich inzwischen dank Foursquare-Empfehlungen immer öfter tolle Orte in fremden Städten finde, habe ich meine Foursquare-Nutzung geändert und schreibe jetzt selbst immer mehr Tipps für andere und habe zum Beispiel begonnen, Listen mit Hotels und Restaurants zu erstellen.

Wo wir von Hotels reden: Es müssen natürlich nicht immer Apps sein. Ich bin, darüber habe ich ja schon geschrieben, ein leidenschaftlicher HolidayCheck-Nutzer. Den Dienst nutze ich aber nicht, wenn ich unterwegs bin, sondern vor und nach einer Urlaubsreise, zum Recherchieren und Bewerten, am liebsten über die klassische Website.

Disruptive Reise-Technologie: mytaxi

Zu guter Letzt der Beweis, dass digitale Reise-Apps nicht nur analoge Angebote ablösen, sondern mit disruptiver Kraft auch ganze Geschäftsmodelle aushebeln können: mytaxi ist drauf und dran, den klassischen Taxizentralen das Wasser abzugraben.

MyTaxiMit mytaxi können wir via Smartphone und Geolokalisierung Taxis bestellen. Wir bekommen Infos und Bewertungen über den Fahrer und sehen genau, wann er bei uns eintrifft. Nach der Fahrt können wir den Fahrer selbst bewerten, was natürlich zu mehr Kundenfreundlichkeit führt. Tatsächlich bin ich schon oft mit einem unfreundlichen Taxifahrer gefahren, aber noch nie, wenn die Fahrt über mytaxi zustande kam. Die etablierten Taxizentralen haben mytaxi erst ignoriert, dann verklagt, dann wie das Kaninchen auf die Schlange gestarrt. Inzwischen bewegen sie sich ein bisschen und versuchen eigene Apps zu lancieren, aber mytaxi hat schon einen stattlichen Vorsprung.

Und welche Apps nutzt ihr auf Reisen? Immer her mit euren Tipps!

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Bildnachweis: Marcus Stark / pixelio.de; Composing: CB

14 Gedanken zu “Mein digitales Leben (4): Mit Apps auf Reisen

  1. Kann ich alles so unterstreichen ;-) Ich nutze außerdem noch Tripadvisor (Bewertungen von Hotels und Restaurants) und booking.com (fürs Buchen), zudem unterwegs auf der Autobahn StauMobil.

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  2. Für mich war im diesjährigen Urlaub die App OsmAnd recht hilfreich. Sie hat – im Gegensatz zu Google Maps – die Möglichkeit, Karten offline zu speichern. Das spart vor allem im Ausland oder in Gebieten mit schlechter Mobilfunkabdeckung ordentlich Traffic.

    Die „ADAC Maps für Mitglieder“ hilft vor allem in unbekannten Gegenden, tolle Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps zu finden. Sämtliche Infos aus den bekannten ADAC Toursets stecken auch hier drin. Dazu kommen zahlreichen Restaurants, Museen usw.

    Und als letztes kann ich noch Qype empfehlen. Auf der Suche nach gutem Essen hat es mir immer gute Dienste geleistet :)

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  3. Danke für die Tipps, da werde ich das eine oder andere noch ausprobieren! Qype nutze ich auch gelegentlich, aber weniger als früher – das wurde bei mir ein wenig durch Foursquare verdrängt …

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  4. Sehr hilfreich auf unserer Reise durch USA und Kanada war navfree. Durch die offline-nutzbaren Karten, die wir uns vor der Reise geladen haben, konnten wir die Gebühren für ein Navi einsparen und die mobile Navigation in jedem Fahrzeug nutzen. Da ich das Handy auch immer im Auto aufladen wollte, nahm ich einfach meine Handy-Autohalterung mit. Kann ich nur empfehlen.

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  5. Mytaxi funktioniert eigentlich ganz gut, besonders in Großstädten. Habe es letzte Woche in Köln ausprobiert, als drei Messen stattfanden – da war die App tatsächlich die einzige Möglichkeit an ein Taxi zu kommen!

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  6. […] Wer von euch nutzt Foursquare? Niemand? Dachte ich mir. Über Sinn und Unsinn dieser Geolokalisierungs-App konnte man schon immer streiten. Ich fand sie eigentlich recht nützlich, vor allem wenn ich in Städten unterwegs war, in denen ich mich nicht so gut auskannte. Abends in Frankfurt noch spontan ein nettes Restaurant finden? Über Foursquare ging das ganz gut, weil man nicht nur irgendwelche Empfehlungen und Tipps bekommen hat, sondern Empfehlungen und Tipps aus dem eigenen Netzwerk. Das habe ich hier schon mal beschrieben. […]

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