Wir hatten Post im Briefkasten, vermutlich von lieben Nachbarn. Absender anonym. Botschaft fragwürdig …
Seit einem Jahr führt Russland Krieg in der Ukraine und hat das Land mit Mord, Tod und Verwüstung überzogen. Millionen Ukrainer sind in der Zwischenzeit geflohen, sie haben Zuflucht im Westen ihres Landes, in Europa und in Deutschland gesucht. Drei davon haben wir vergangenes Jahr vorübergehend bei uns aufgenommen und versucht, ihnen – mit eurer Unterstützung – bei einem Neustart zu helfen. Ich habe mehrfach darüber berichtet.
Dass Solidarität mit der Ukraine nicht überall auf Zustimmung stößt, ist niemandem verborgen geblieben, der nicht hinter dem Mond lebt. Es gibt ein angebliches „Manifest für Frieden“, das in Wahrheit ein Manifest gegen die Selbstbestimmung und territoriale Integrität der Ukraine ist. Es gibt viele Menschen, die sich Frieden wünschen. Und einige Menschen, die von Frieden reden, in Wahrheit aber ihre Ruhe haben wollen und bitte schön nicht von Energiekrise, Inflation und Flüchtlingen behelligt werden wollen. Oder die sich eine Friedenstaube ins Twitter-Profil kleben, aber eine politische Agenda vorantreiben, der das Schicksal der Opfer dieses Krieges völlig egal ist und die nur nach Stimmen am ganz rechten und linken Rand fischt.
Und es gibt natürlich auch Russland-Fans, die so denk- und informationsfaul sind, dass sie der russischen Propaganda glauben, die Präsident Putin ein Jahr nach dem Beginn seines Angriffskriegs in den üblichen Stereotypen befeuert: Der Westen habe den Krieg begonnen, Russland habe sich nur verteidigt und „Nazis“ aus der ukrainischen Regierung vertreiben wollen. Die Wahrheit ist bekanntlich das erste Opfer jedes Krieges.
Um solche Russland-Versteher zu finden, muss man nicht zwingend nach Russland gehen, man muss auch nicht die einschlägigen digitalen Plattformen öffnen – sie wohnen nebenan. Da ihre Argumentation eher dünn sein dürfte, scheuen sie den offenen Diskurs und beglücken einen zum Beispiel mit anonymer Post. Eine solche fanden wir gerade in unserem Briefkasten: ein Zeitungsartikel, der lustigerweise Putin zum „blutrünstigen Diktator“ und die russische Führung zum „bedrohlichsten Regime der Welt“ erklärt. Mit dieser Deutung ist unser anonymer Nachbar nicht einverstanden, was er mit Notizen auf dem Zeitungsabschnitt, adressiert an die „Ukraine-Versteher“, also uns, verdeutlicht.
„Es lebe die deutsch-russische Freundschaft!“, schreibt er, versehen mit einem knuffigen Herzchen, und man möchte ihm antworten: Nein, leider nicht, sie ist so tot wie die Toten von Butscha.
Nicht Putin wurde zum blutrünstigen Diktator, so unser anonymer Korrektor, sondern „der drogenabhängige und US-Vasalle Selenskyi“. Passend zu seinem Land, denn die Ukraine sei: „hochkorrupt, Babyhandel, Nazi-Asow-Regiment, Kinderhandel, US-Marionette Klitschko“.
Das ist so gaga, dass es beinahe lustig wäre – doch dahinter steckt eine Menschenfeindlichkeit, dass einem das Lachen vergeht. Die gleiche Täter-Opfer-Umkehr, die Putins professionelle Propaganda betreibt und die uns Schwarzer und Wagenknecht in ihrem Manifest einmassieren wollen, findet sich hier, wenngleich intellektuell aus dem untersten Kellergeschoss. Das ist nicht lustig, das ist abstoßend.
Wahrscheinlich ist es eine gute Idee, solchen Verlorenen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Insofern sorry für den Blog-Beitrag, aber Schreiben bedeutet Verarbeiten. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf die wahren Opfer. Wer in der Ukraine ausharrt, dessen Leben ist täglich bedroht und stündlich erschwert durch den Ausfall von Strom, Wärme uns Wasser. Und wer fliehen konnte, leidet unter der Trennung von zurückgebliebenen Verwandten. Unsere ukrainischen Freunde erzählen uns von beidem und wünschen sich, ein Jahr nach Kriegsbeginn, nichts sehnlicher als Frieden für ihre Heimat.
Das Schlimme ist, dass mansich mit solchen Leuten nicht argumentativ auseinandersetzen kann. Ich kenne aus der Lese- und Rechtschreibförderung den Begriff der Wahrnehmungsstörung. Ihr „Nachbar“ leidet offenbar auch unter einer Wahrnehmungsstörung und ist dabei leider in zahlreicher Gesellschaft. Ich weiß nicht, wie wir diese Entwicklung in den Griff kriegen. Mehr Bildung wäre sicher gut. Aber mindestens ein Fünftel unserer Kinder verlässt die Grundschule ohne ausreichende Lesefertigkeiten. Auch da schauen wir einfach zu, wie die Zahlen seit Jahren immer schlechter werden.
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Das ist krass. Dein Nachbar ist nicht nur wirr im Kopf, sondern auch noch feige. Direkt dagegenhalten ist bei solchen Mitmenschen kaum möglich, da sie sich jeder Logik durch Totschlagargumente entziehen.
Was bleibt, ist, dagegenzuhalten, wo immer sich die Putinistas, die Braunen und die Blauen herumtreiben.
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Das ist schon verrückt. Da wo ich geboren bin, da waren andere Informationen so knapp, da musste man sich schon etwas einfallen lassen, um sie zu kriegen. Da konnte ich verstehen, dass man irgendwann alles glaubt, was der Herr Diktator so von sich gibt. Aber heute sind ja alle Informationen verfügbar, hier in DE gibts alle möglichen Daten in allen Schattierungen, aber das scheint auch das Problem zu sein. Das ist zu viel, die Leute müssten Dinge aufnehmen, abwägen, vergleichen. Ich glaube das überfordert viele und dann nehmen sie gern die einfachen Erklärungen. Seien sie auch noch so absurd
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Wie schäbig und feige, sich dergestalt anonym zu äußern! Ich rate allen Putin-Verstehern, schleunigst die Koffer zu packen und sich gen Russland zu begeben.
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[…] Grüße an die Russland-Versteher — Christian Buggischs Blog […]
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Das ist mir zu einfach. Auch bei diesem Thema müssen kritische Fragen in einer funktionierenden Demokratie erlaub sein. Selbstverständlich gibt es nichts auf dieser Welt, was diesen Krieg und das mit sich bringende Leid (übrigens auf beiden Seiten) in irgendeiner Form legitimiert. Selbstverständlich ist Russland der Aggressor und Auslöser des Kriegs. Über die Gründe, weshalb die russische Bevölkerung das mit trägt, kann ich nur empfehlen, sich mit der Geschichte des Stalinismus zu befassen. An diesen Sachverhalten gibt es meiner Meinung nach überhaupt keine Zweifel.
Nun möchte ich aber gerne den Blick ein wenig weiten und zugleich fokussieren: Es sollte uns schon klar sein, daß die Informationen, die wir im Westen erhalten sehr selektiv (das bringt eine militärische Auseinandersetzung mit sich) sind und durchaus ebenfalls der Propaganda entsprechen. Zu glauben, daß die USA und die NATO durch ihre Aktivitäten nicht ebenfalls erheblichen Anteil an der Entwicklung haben, ist deutlich zu kurz gesprungen. Auf politischer Ebene gibt es keine Unschuldigen in diesem zynischen Spiel. Seitens der USA gibt es keinerlei Interesse, diesen Krieg zu beenden. Es werden nur Waffen geliefert, um den Krieg am Laufen zu halten, aber nicht um ihn zu gewinnen. Einen smarteren Weg, als den neben China größten Widersacher durch einen Stellvertreter-Krieg ohne eigene aktive Beteiligung zu schwächen, gibt es nicht. Und die Europäer haben endlich einen Weg gefunden, ihren vergammelten Militär-Schrott zu „entsorgen.“ Alles sehr, sehr bitter und unter humanitären Gesichtspunkten nicht akzeptabel.
Nun noch ein paar Worte zur Ukraine: Für mich stellt sich die Frage nicht, ob man die Ukraine und deren Bevölkerung militärisch und mit Hilfsgütern unterstützt. Selbstverständlich muß diese Unterstützung durch die europ. Staaten erfolgen. Bevor wir aber über eine EU-Mitgliedschaft und einen Zutritt in das NATO-Bündnis diskutieren, hätte ich schon gerne ein paar Fragen geklärt:
Wie seriös, stabil und belastbar ist denn die Demokratie in der Ukraine?
Welche Bedeutung haben denn die Genfer Konventionen für die Ukraine, wenn nun der Ruf nach geächteten Waffen zu hören ist? Darfs als nächstes Giftgas sein?
Wie möchte man denn in der Ukraine mit dem Thema Oligarchen und Korruption weiter verfahren?
Bin ich deshalb ein „Russen-Versteher“? – Ich glaube nicht.
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Die einzige „Aktivität“, die „erheblichen Anteil an der Entwicklung“ hatte, war der Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine …
Die Frage der EU-Mitgliedschaft wird für die Ukraine genauso geklärt werden, wie für andere Beitrittskandidaten. Albanien ist beispielsweise seit etwa 10 Jahren offizieller Beitragskandidat – getan hat sich ( für Albanien, nicht in Albanien) in der Hinsicht jedoch vergleichsweise wenig. Ähnliches wird auch für die Ukraine gelten. Nur weil ein Beitritt derzeit thematisiert wird, bedeutet das nicht, dass die Ukraine irgendwann in zwei Wochen EU-Mitglied wird.
Aber dessen ungeachtet: Ja, kritische Fragen sollten gestellt werden dürfen. Beispielsweise warum die Ukraine es offensichtlich noch nicht für nötig gehalten hat, die Streubomben-Konvention von Oslo zu unterzeichnen, dann würde man von dort nämlich auch keine entsprechenden Forderungen stellen.
Nur leider wurden beim für diesen Blogbeitrag ursächlichen Vorgang ja auch keine kritischen Fragen gestellt. Man hat sich stattdessen dazu entschieden, Zeitungen zu verunstalten, und die dann anonym in irgendwelchen Briefkästen abzuladen. Das ist keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, das ist übergriffig und ein ganz bisschen gruselig.
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Ich möchte ergänzen: Klar darf man Fragen stellen, wenn man wirklich an einer Antwort interessiert ist, ergebnisoffen. Das tun Sie aber nur zum Teil. Diese Aussagen hier sind doch sehr apodiktisch: „Seitens der USA gibt es keinerlei Interesse, diesen Krieg zu beenden. Es werden nur Waffen geliefert, um den Krieg am Laufen zu halten, aber nicht um ihn zu gewinnen. (…) Und die Europäer haben endlich einen Weg gefunden, ihren vergammelten Militär-Schrott zu „entsorgen.““ Bei aller Kritik amerikanischer Politik in den letzten Jahrzehnten scheint mir das Interesse der USA daran, die Ukraine gegen einen Aggressor zu unterstützen, doch ziemlich glaubhaft. Ebenso das der Europäer. Beiden niedere Motive zu unterstellen, in sehr festen Formulierungen, weitet leider nicht den Blick, sondern lenkt vom Wesentlichen ab.
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@Christian Bruggisch: Vielen Dank für Ihre Replik, eine interessante Diskussion, wie ich finde.
Naja, wenn die USA an einem Ende des Krieges interessiert wären, wäre die Rhetorik mit großer Wahrscheinlichkeit eine Andere. Schlußendlich sind sowohl der US-Präsident als auch der Chin. Machthaber die einzigen politischen Personen, die Putin wirklich ernst nimmt. Ergänzend wären die 90 US-Panzer nicht erst nach einem Jahr geliefert worden. Von den erbärmlichen 14 Leo II aus Deutschland wollen wir überhaupt nicht sprechen. Selbst über eine Reaktivierung der völlig veralteten Leo I wurde erst nach einem Jahr diskutiert und festgestellt, dass diese frühestens im Frühjahr 2024 aufbereitet und einsatzbereit wären. Im Rahmen der „Ringtausch-Aktionen“ wird primär veraltetes Equipment geliefert. Daß diese Unterstützung ernsthaft ist, möchte ich auf keinen Fall bestreiten. Wenn man diese Auseinandersetzung aber wirklich gewinnen wollte, würde und müsste die Unterstützung mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anders aussehen.
Mir geht es an dieser Stelle nicht um eine Kritik der US-Politik. Ohne den „Schutzmantel“ der USA wäre Europa sehr wahrscheinlich ziemlich verteidigungsunfähig. In vielen Nachbarstaaten ist das Militär in einer sehr ähnlichen Situation wie die Bundeswehr. In der Betrachtung und Bewertung der Auseinandersetzung vermisse ich meist eine Selbstreflektion, sprich den Blick auf die eigenen Aktivitäten. Europa und die USA sind nicht die „Unschuldslämmer“, für die sie gerne wahrgenommen werden möchten. Unschuldslämmer gibts meiner Meinung nach in der Politik nicht. Sie haben durchaus erheblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Evtl. würde aber eben diese Selbstreflektion die Tür für Verhandlungen öffnen und weiteres Leid vermeiden. Klar, evtl. – evtl. aber auch nicht. Für Putin böte dies jedenfalls die Möglichkeit eines Exits ohne Gesichtsverlust und er bliebe vielleicht zumind. vorübergehend am Leben.
Aber im Augenblick läuft alles für die USA und die NATO. Finnland & Schweden möchten in die NATO, die Europäer intensivieren endlich ihre Militär-Ausgaben, Russland wird täglich weiter geschwächt und von dem Wiederaufbau werden primär europ. und US-amerikanische Unternehmen profitieren…
Zu Ihrem unbekannten Nachbarn, der in meinem ersten Post völlig aussen vor blieb: Inhaltlich ist das aus meiner Sicht mit der Meinungsfreiheit abgedeckt, auch wenn mir diese Meinung nicht gefällt. Aus meiner Sicht ist die Anonymität die eigentliche Frechheit.
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Dem Kreml, nein zu sagen, auch wenn der Führer dabei das Gesicht verliert.
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Der Angriffskrieg des Kreml ist ein Verbrechen.
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Was soll der Hinweis, dass kritische Fragen erlaubt sein müssten? Als wenn es irgend jemand verboten hätte…
Eine kritische Frage wäre vielleicht, warum Demokratiebestrebungen eines Landes von Putin mit einem militärischem Überfall beantwortet werden?
Die Korruptionsbekämpfung ist in Kriegszeiten sicher nicht einfacher geworden. Wenn ein demokratisch gewählter Präsident kaum Zeit hatte, sich um gesetzte politische Ziele – auch in Vorbereitung einer etwaigen EU Mitgliedschaft – zu kümmern, weil sein Land und die Menschen, die darin leben, gezielt zerstört werden, ist solch eine Frage nach dem Stand der Korruptionsbekämpfung nicht kritisch sondern zynisch und unpassend.
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Ja klar, auch die Frage, weshalb auf Demokratiebestrebungen der Ukraine Putin mit einem militärischen Überfall reagiert, muß unbedingt gestellt werden. Wie eben auch auf die Frage, ob und welchen Teil die USA, die NATO und am Ende auch Europa dazu beigetragen hat, dass sich diese Situation so entwickelte. Und gerade wegen des Leids aller beteiligten Menschen müssen diese Fragen meiner Meinung nach gestellt werden. Interessanter als die Fragen sind ja die Antworten. Die (kritischen) Fragen werden aber in meiner Wahrnehmung öffentlich so nicht oder eher sehr eingeschränkt gestellt. Die Fragen nach Korruption und Belastbarkeit der Demokratiebewegung finde ich keineswegs zynisch sondern erheblich erforderlich. Daß der Ukrainische Präsident im Grunde nahezu keine Möglichkeit hatte, sich um gesetzten Ziele zu kümmern, liegt auf der Hand. Wenn die Mitgliedschaft der in der NATO und der EU von der Ukraine mit einem solchen Nachdruck gefordert wird, halte ich diese Themen für äusserst gesprächsrelevant. Krieg ist in meiner Wahrnehmung immer zynisch. Ich finde, dass es gerade aus diesem Grund in dem Kontext keine Tabu-Themen geben sollte.
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Guten Tag Herr Galtzeder.
„Ja klar, auch die Frage, weshalb auf Demokratiebestrebungen der Ukraine Putin mit einem militärischen Überfall reagiert, muß unbedingt gestellt werden.“
Dazu eine Frage zu stellen, erörtert nicht, warum und wieso ein Mensch für sich selbst nicht zur besseren Einsicht kommt. Jeder Mensch muss seine Taten vorerst vor sich selbst verantworten.
Der Angriffskrieg ist ein Verbrechen. Verstehen heisst antworten, nicht Fragen stellen.
mit freundlichen Grüßen
Hans Gamma
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Dimitri Anatoljewitsch Medwedew / Wladimir Wladimirowitsch Putin / Dmitri Walerjewitsch Utkin / Wladimir Michailowitsch Gundjajew….Сергей Викторович Лавров
Die Lektionen für den Kreml, der aus den historischen Erfahrung, durch Genozid an der eigenen Bevölkerung, unter Иосиф Виссарионович Сталин nichts gelernt hat. Stalins Genozid in der Ukraine: „Eine Wahrheit, die man jahrzehntelang zu vertuschen versuchte“ Der Genozid und der Terror in der Ukraine geht weiter.
Die neoimperialen Angriffskriege des Kreml sind ein Verbrechen.
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Danke für diesen Blogbeitrag! 💙💛🐱
VVN
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Lieber Christian,
ich habe mich lange mit einem russischen Kollegen unterhalten und verstehe einige Dinge besser, was in Russland abgeht. Teilweise hat er schon sehr seltsame Positionen. Gänzlich verstehen werde ich die russische Mentalität sicher nicht.
Zu Beginn des Krieges fand ich mich auch in einer abgehoben distanzierten und rationalen Bewertungslogik, die vor allem wenig emphatisch war. Durch Diskussion mit einem Freund (man könnte sagen, er hat mir ein bisschen den Kopf gewaschen) habe ich mehr und mehr verstanden, dass man nicht über Krieg sprechen kann, ohne sich in die Lage eines Menschen im überfallenen Land zu versetzen. Erst wenn man sich vorstellt, was es bedeuten würde, wenn man selbst betroffen ist, erübrigt sich jede Diskussion darüber, welche Beweggründe der Aggressor wohl gehabt haben mochte, mein Leben zu zerstören. Es ist und bleibt inakzeptabel.
Jedes Wort aus Putins Mund ist bedeutungslos, denn die Antwort auf alle Argumente, die vorgebracht werden, lautet: verpiss dich vollständig aus der Ukraine und stelle Deine Angriffshandlungen ein. Nicht mehr und nicht weniger. Darüber kann nicht „verhandelt“ werden.
Worüber man danach verhandeln kann, ist angesichts des Leids und der Zerstörung und des verlorenen Vertrauens kaum formulierbar. Auch wir werden hoffentlich niemals vergessen, was Putin an Leid in der Ukraine und wirtschaftlich auf der ganzen Welt angerichtet hat.
Die Dummheit, die aus dem Geschmiere auf der Zeitung hervorgeht, bedarf keiner Kommentierung. Die Sorge über das, was in solch kranken Gehirnen vorgeht, muss man ernst nehmen. Heute ist es eine beschmierte Zeitung, morgen Stein, der ins Fenster fliegt. Es ist eine gute Idee, diese Menschen aus ihrer Anonymität heraus zu holen – sprich, sie zu identifizieren. Auch mein Briefkasten ist meine Privatsphäre, in die niemand anonym einzudringen hat. Ich persönlich würde darüber nachdenken, meine Privatsphäre an diesen Stellen mit Video zu überwachen. Wenn man weiß, wer es ist, kann man das Gespräch suchen, oder wenn es gar nicht anders geht, die Person anzeigen. Alles nicht schön. Aber das Verhalten des Schmierfinks ist dem Putins sehr ähnlich. Wenn man dem nichts entgegensetzt, hat man zwei Möglichkeiten: nichts tun und hoffen, dass es wie die Krim ein einmaliges Ereignis war (und gleichzeitig darauf achten müssen, was man wem gegenüber offenbart – so weit sind wir schon?) – oder man wehrt sich irgendwie.
Ich hoffe sehr, dass diesbezüglich nichts mehr passiert. Ich empfinde solches Agieren als bedrohlich – „spooky“ in dem Kontext ist schon arg verniedlichend.
In diesem Sinne, alles Gute!
Raul
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Man kann es ganz anständig sagen. Kreml: „Wir akzeptieren den Angriffskrieg, die Gewalt über die Menschen in der Ukraine nicht.“
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[…] den kleinen Papierkrieg mit unseren anonymen Nachbarn hatte ich hier im Blog ja berichtet. Jetzt haben die Nürnberger Nachrichten das Thema dankenswerterweise nochmal aufgegriffen. Wir […]
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